Hannas Wahrheit (German Edition)
versucht, mich in der Hütte zu töten.“
„Lukas Benner, dein Schwager?“
„Ja.“
„Das kann nicht sein. Wir haben ihn überwacht, sein Fahrzeug war den ganzen Tag auf seinem Garagenplatz in der Firma.“
„Er war mit Maries Auto da.“
„Mit Maries? Unmöglich es war in der Werkstatt.“
„Die ganze Zeit?“
Er runzelte die Stirn, er hatte sich in den letzten Tagen mit all diesen Dingen nicht beschäftigt. Er machte eine abwehrende Geste. „Gut, ich werde das später prüfen lassen. Mach weiter.“
„Er hat auch den Angriff auf das Dorf in Afrika angeführt.“
Er schüttelte den Kopf. „Unmöglich, wir haben ihn überprüft. Er war nicht in Afrika zu dieser Zeit.“
Hanna setzte verärgert ihren leeren Kaffeebecher auf den Tisch und verschränkte die Arme. Er seufzte. Sie hatte recht. Er musste sie erzählen lassen und konnte später immer noch überprüfen, ob alles stimmte, was sie sagte.
„Warum wurde das Dorf überfallen und die Menschen getötet?“, fragte er nach.
Sie zog ihre Beine an, umschlang sie mit den Armen und legte ihren Kopf auf die Knie. Sie sah in die Feuerstelle, in der sich ein Haufen Asche befand. Was war jetzt die Wahrheit? Das, was sie herausgefunden hatte, oder der Grund, weshalb Lukas die Säuberungsaktion eingeleitet hatte? Weil er dachte, dass er mit seinen manipulierten Medikamenten aufgeflogen war.
„Der Handel mit falschen Medikamenten ist nichts Ungewöhnliches in Afrika“, gab er ihr ein Anstoß.
Sie wandte sich wieder ihm zu. „Ifechi, ein afrikanisches Mädchen, ist in dem Dorf gestorben. Sie gehörte zu den Kindern, die Rukia Mutai in dem Dorf betreute. Rukia Mutai war die Schwester von Ochuko, unserem Fahrer. Sie war der Grund, weshalb wir den Umweg über das Dorf machten. Dr. Frederike Schneider hat eine Untersuchung veranlasst und wollte einen Bericht schreiben.“ Sie machte eine Pause, sie sah das Gesicht des kleinen Jungen vor sich.
„Die Medikamente waren für den Tod des Mädchens verantwortlich?“
Hanna kehrte wieder in die Gegenwart zurück. „Ja.“
„Sie stammten von Medicares?“
„Nein.“
Zweifelnd betrachtete er sie aus schmalen Augen. Ein inneres Gefühl sagte ihm, dass Hanna geschickt etwas vor ihm verbarg.
„Du glaubst mir nicht?“, hakte sie nach.
„Medicares hat schon einmal die Zusammensetzung von Medikamenten verändert“, stellte er ruhig fest.
Natürlich, Ben kannte die Akte, dachte sie. „Ja, aber es ist damals niemand zu Schaden gekommen. Lediglich der Trägerstoff für das Medikament wurde verändert.“
„Immerhin hat dich Armin Ziegler dafür entführen lassen.“
„Das stimmt.“
Ihr Geständnis verblüffte ihn. Das alles ging ihm zu schnell und zu leicht. Wovon versuchte sie ihn abzulenken?
Sie starrte ihn an und überlegte. Sein Misstrauen war deutlich spürbar, und es war wichtig, dass er ihr Glauben schenkte. Sie wollte ihm auf keinen Fall erzählen, was Marie, Rukia Mutai und Dr. Frederike Schneider tatsächlich getan hatten. Erst musste sie mit Marie darüber sprechen, was vorgefallen war.
„Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe Hunger“, sagte er. Er sah, dass Hanna eine Pause brauchte. Die Schnelligkeit, mit der sie sich in den letzten Tagen von ihren Verletzungen erholt hatte, war erstaunlich. Aber das waren die äußeren Verletzungen.
Gemeinsam schnitten sie Obst. Hanna rührte eine große Schüssel mit Quark, Milch und Honig an. Sie fügte Nüsse dazu und Haferflocken. Ben presste derweil Orangen für einen frischen Saft aus.
Nach dem Essen kehrte die Farbe in Hannas Gesicht zurück. Sie verlagerten ihr Gespräch nach draußen auf die Veranda, wo die Sonne schien.
„Es kommt häufig vor, dass Pharmaunternehmen anderen Unternehmen in Entwicklungsländern das Recht einräumen, von ihren Medikamenten Generika herzustellen. So können diese Medikamente günstiger verkauft werden. Lukas scheint ein solches Unternehmen zu gehören. Sie lieferten die Medikamente für das Dorf, nicht Medicares.“
Nachdenklich runzelte er die Stirn. „Das würde erklären, warum wir bisher nichts gefunden haben, weil wir an der falschen Stelle suchen. Wie heißt die Firma?“
Sie zuckte mit den Achseln. „Ich habe keine Ahnung. Offensichtlich haben alle Kinder in diesem Dorf die Medikamente erhalten, die nicht über die richtige Zusammensetzung verfügten. Nicht nur Ifechi. Aufgrund des Todesfalles gab es eine Untersuchung, die unweigerlich irgendwann zu Lukas Firma geführt
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