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Hannas Wahrheit (German Edition)

Hannas Wahrheit (German Edition)

Titel: Hannas Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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aufgetaucht war. Nur eines wusste sie: Ein Zufall war das ganz bestimmt nicht. In ihrem Kopf schossen die Gedanken wild durcheinander. Sie dachte an Afrika, ihre Bilder, den Angriff, den toten Jungen, das Verhör, den nackten Ben Wahlstrom, einen Trojaner, einen Fremden in ihrer Wohnung. Der Spuk war nicht zu Ende, er fing gerade erst an.
    „Eine Quattro Stagioni“, wandte sie sich entschlossen an den Kellner. Dann senkte sie den Blick zu dem Mann neben ihr und sah ihm kampfbereit in die Augen.
    Er grinste sie an. „Ich nehme eine Cola und eine Diavolo.“
    „Für mich eine Prosciutto“, gab Philip zuletzt seine Bestellung auf. Sein Blick wanderte von ihr zu dem Mann neben ihr und wieder zurück.
    „Bist du Journalist wie Harry und arbeitest mit Hanna zusammen?“
    „Nein, ich bin Soldat.“
    „Soldat? Und woher kennst du Hanna?“, rutschte es Philip heraus. Seine Haltung veränderte sich, was sie überrascht wahrnahm.
    „Aus Afrika.“
    „Entschuldigt.“ Sie musste raus. Einen Moment durchatmen, wieder einen klaren Gedanken fassen oder am besten abhauen und den Männern ihr Spielfeld überlassen. Sie wusste nicht, was derzeit mehr an ihren Nerven zerrte. Philip, der seinen mutmaßlichen Nebenbuhler einzuschätzen versuchte. Oder Ben Wahlstrom, dessen Absichten in ihr die wildesten Spekulationen hervorriefen. Wobei alle Spekulationen laut schrien: „Gefahr!“ Aber für wen von ihnen?
    Wahlstrom stand auf und ließ sie durch. Sie wollte nach ihrem Rucksack greifen, doch er hatte ihn geschickt mit dem Fuß unter den Tisch an ihren Platz geschoben, sodass sie nicht dran kam. Sie sah ihn mit schmalen Augen an.
    „Meinen Rucksack.“
    Er legte den Kopf schief und musterte sie. „Ich dachte, du wolltest auf die Toilette.“
    „Ja.“
    „Wozu brauchst du dann deinen Rucksack?“
    „Gib ihn mir.“
    „Du willst doch jetzt nicht abhauen und uns hier alleine lassen?“, hakte er lächelnd nach, während er ihren Rucksack unter dem Tisch hervorholte. Sie sparte sich eine Antwort und ging zu den Toiletten. Kein angenehmer Ort, um Luft zu holen und ihre Gedanken zu sortieren.
     
    „Du scheinst dich mit Hanna ganz gut zu verstehen?“ Philip Bornstedt blickte Hanna Rosenbaum hinterher, wie sie auf der Toilette verschwand, bevor er sich wieder an ihn wandte. Er verfluchte seine Sitzposition, von der er die Ausgangstür nicht im Auge behalten konnte.
    „Keine Sorge, Philip, ich habe nicht vor, in deinem Revier zu jagen“, schlug Wahlstrom einen freundschaftlichen Ton an. Er hatte sein Ziel erreicht und sie nervös gemacht. Einen eifersüchtigen Freund brauchte er nicht.
    „Du hast sie beunruhigt, und Rotwerden gehört auch nicht zu den Eigenschaften, die ich mit Hanna verbinde.“
    „Nein?“
    „Gibt es da etwas, das ich wissen sollte?“
    Das klang ihm nun doch etwas direkt. Er musterte Philip Bornstedt nachdenklich. War es wirklich nur Eifersucht, oder gab es noch einen anderen Aspekt, der diesen Mann beunruhigte?
    „Nichts, ich bin in das Lokal gekommen, wollte etwas essen und habe Hanna gesehen, das ist alles.“
    „Reiner Zufall?“
    Wahlstrom musste grinsen. Ihm war klar, dass Philip Bornstedt ihm das nicht abkaufte, dennoch würde er sich mit dieser Antwort begnügen müssen. Er sah ihn mit einem offenen Blick an, rundete seinen Rücken, ließ die Schultern hängen und sein Kinn blieb weiterhin auf seiner Hand. Das alles sollte seinem Gegenüber signalisieren, wie entspannt er war. „Zufall. Ich denke, die Chance hier in Berlin in einem Restaurant auf Hanna zu treffen, dürfte nicht besonders groß sein.“
    „Um genau zu sein, tendiert sie gegen null.“
    Wahlstrom beschloss, diese Bemerkung von Philip Bornstedt zu ignorieren. Er schien niemand zu sein, den man allzu leicht hinters Licht führen konnte. Am besten überließ er es einfach der Phantasie seines Gegenübers, warum er hier aufgetaucht war.
    „Bist du wegen ihr hier?“, hakte sein Gegenüber noch einmal nach.
    Nun, mit Schweigen würde er wohl nicht weiterkommen. Major Wahlstrom entschied, Bornstedt ein Stückchen Wahrheit zu geben. Das funktionierte meist besser als eine Lüge.
    „Zum Teil, ja. Ich verbinde meinen Jahresurlaub mit meinem Job. Ich habe gehofft, Hanna zu treffen. Allerdings nicht in einem Restaurant, sondern eher bei der Benefizveranstaltung nächste Woche.“
    Philip Bornstedts Skepsis spiegelte sich in seiner defensiven Körperhaltung. „Du meinst die Veranstaltung der Aids-Hilfe?“
    „Ja, Aids ist ein Thema

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