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Hannas Wahrheit (German Edition)

Hannas Wahrheit (German Edition)

Titel: Hannas Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Serviette.
    „Eigentlich gibt es das Besteck, damit du es zum Essen benutzt“, merkte Philip Bornstedt halb belustigt an.
    „Pizza isst man mit den Händen.“
    „Wer sagt das?“
    „Die Italiener.“
    „Passt du dich immer den Gepflogenheiten anderer Kulturen an und vergisst deine Herkunft?“ Jetzt klang Philip ein wenig arrogant.
    „Ja.“
    „Isst du den Rest noch?“, unterbrach Wahlstrom ihr Gespräch. Statt einer Antwort schob sie ihm den Teller hin. Dankbar mischte er die Reste seiner Pizza mit der von Hannas, die ihn beim Essen beobachtete. Als der Kellner kam und abräumte, bestellte sich Hanna noch Tiramisu und einen doppelten Espresso. Er schloss sich ihr an.
    „Was willst du?“ Aufmerksam sah sie ihn an. Die Schonfrist war vorbei.
    „Deine Fotos.“
    „Die hast du bereits.“
    „Nicht die, die ich haben möchte.“
    Sie legte den Kopf schief.
    „Darf ich fragen, worüber ihr beide redet?“, mischte sich Philip Bornstedt ein.
    Wahlstrom wandte sich ihm zu. „Ich habe dir doch erzählt, dass wir eine Aufklärungskampagne in der Bundeswehr starten wollen.“
    „Wozu?“ Schärfer als beabsichtigt schoss sie ihre Frage ab.
    „Aids. Ben meint, dass es ein Thema wäre, weil wir Deutschen ja gerade in Afrika einige Männer stationiert haben. Wusstet ihr, dass im südlichen Teil des Kontinents mehr als 24 Millionen HIV-positive Menschen leben?“, kam Philip Ben Wahlstrom mit einer Erläuterung zuvor.
    Langsam wandte sie sich Philip zu. War sie ihrer Recherche zum Thema Aids entflohen, nur um gleich darauf im Restaurant wieder darüber zu sprechen? Es kribbelte in ihrem Magen. Sie hatte auf der Toilette eine ganze Weile gebraucht, um mit dem Gefühlschaos ins Reine zu kommen. Am Ende war hilflose Wut geblieben. Nicht über Ben Wahlstrom, sondern darüber, dass anstatt der Menschen, die all das verursachten, sie in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt war. Sie, die am falschen Ort zur falschen Zeit gewesen war und lediglich ihre Hilflosigkeit zu Bildern gemacht hatte. Weshalb wurde sie überwacht? Um ihr klar zu machen, dass sie die Bilder nicht für sich behalten durfte? Das war doch längst geklärt. Und dann ausgerechnet dieser Wahlstrom. Wieso durfte ein Offizier der Bundeswehr ihr überhaupt nachspionieren? War dafür nicht die Polizei oder das Kriminalamt oder sonst wer zuständig? War er ihr von der Wohnung aus gefolgt, oder hörten sie ihr Telefon ab? Alles Fragen, auf die sie keine Antwort hatte. Und jetzt tischte ihr dieser Typ so eine Story auf. Er wolle Bilder von ihr für eine Aids-Kampagne. Unglaublich.
    „Ja“, beantwortete sie seine Frage.
    „Du beschäftigst dich mit Statistiken über HIV in Afrika?“ Etwas in dem Ton von Philip Bornstedt ließ sie aufhorchen.
    „Ich unterstütze mit meinen Bildern eine Kampagne der deutschen Aids-Hilfe. Was erwartest du?“, erwiderte sie gereizt. Sie wandte sich an Major Wahlstrom. „Der Verantwortliche soll sich bei mir melden. Ich schau dann, ob ich was habe.“
    Wenn ihm jetzt nicht noch etwas anderes einfiel, war das Treffen vorüber.
    „Gibst du mir deine Telefonnummer?“
    Sie zog eine Visitenkarte aus ihrem Rucksack und reichte sie ihm. Er wusste längst, welche Telefonnummer sie hatte, dafür hätte sie ihre Hand ins Feuer legen können.
    „Das war’s?“
    Er grinste sie an. „Ja, das war’s.“
     
    „Möchtest du noch mit hochkommen?“ Den ganzen Weg vom Restaurant zu ihrer Wohnung hatte Philip geschwiegen. Hanna hatte ihn gebeten, sie nach Hause zu fahren. Es war ihr sicherer erschienen, als alleine durch die Straßen von Berlin zu gehen. Sie traute weder Ben Wahlstrom noch sich selbst. Obwohl Philip ihr immer anbot, sie nach Hause zu bringen, war sie unsicher gewesen, ob er es diesmal machen würde.
    Noch nie hatte sie ihn mit schlechter Laune erlebt. Sein Schweigen im Auto unterstrich, etwas hatte sich verändert. Es war keine leise Stille zwischen ihnen gewesen, sondern eine nachdenkliche, belastete. Sie war immer noch aufgewühlt von ihrer Begegnung mit Ben Wahlstrom. Es musste einen anderen Grund dafür geben, dass er hier aufgetaucht war. Die Aids-Kampagne war nur ein Vorwand. Aber wieso diese ganze Farce? Warum sagte er ihr nicht, was er wollte? Irgendetwas übersah sie. Es musste mit den Bildern zusammenhängen, aber das war nun gleichgültig, denn sie waren nicht mehr in ihrem Besitz. Egal was es war, sie wollte im Augenblick nicht alleine sein.
    „Bist du sicher, dass du das willst?“
    Statt einer

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