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Hannas Wahrheit (German Edition)

Hannas Wahrheit (German Edition)

Titel: Hannas Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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in Afrika, nicht nur für die Einheimischen, sondern auch für uns Soldaten, die dort stationiert sind. Hanna spricht mit ihren Bildern oft viel intensiver und deutlicher, als es Worte können. Aber das weißt du bestimmt.“
    Erwischt, dachte Wahlstrom, als er den verlegenen Gesichtsausdruck von Philip Bornstedt sah. Was für ein Idiot, dachte er und hätte fast den Kopf geschüttelt. Da ging dieser Mann mit Hanna Rosenbaum aus, versuchte sie zu erobern und kannte ihre Bilder nicht?
    „Sie fotografiert ziemlich viel“, erklärte Philip lahm.
    „Sie fotografiert viel? Hast du schon mal von der Show The Rhythm of Africa gehört?“
    „Ja, ich arbeite im Wirtschaftsministerium und bin zuständig für die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Afrika. Das ist mein Spezialgebiet. Ich war zu der Premiere vor drei Monaten eingeladen. Ziemlich gut, vor allem durch die Bühnenbilder und die Lichteffekte bekommt man das Gefühl, wirklich in Afrika zu sein. Natürlich war ich schon oft in Afrika, aber die Show gibt einem das Gefühl, in diese Welt einzutauchen.“ Philip Bornstedts Augen leuchteten begeistert. „Ich weiß gar nicht, was ich am besten fand. Den Sonnenaufgang am Kilimanjaro mit der Ballade oder die gemeinsam Jagd der Massai auf den Löwen.“ Philip Bornstedt hielt inne, runzelte die Stirn. „Aber was hat das mit Hanna zu tun?“ Er nahm sein Glas in die Hand.
    „Die Fotovorlagen für die Bühnenbilder sind von Hanna.“
    Philip Bornstedt verschluckte sich, hustete. „Quatsch. Das stand nicht in dem Programm“, stieß er hervor.
    Wahlstrom lächelte und zuckte mit den Achseln. „Hanna ist nicht der Mensch, der Ruhm sucht.“
    „Aber die Bilderfolge von dem Löwen –“, wandte Philip Bornstedt ein und brach ab.
    Major Wahlstrom runzelte die Stirn. „Manchmal scheint es, als würde Hanna für ein gutes Foto die Gefahr vergessen.“
    Sein Gegenüber schüttelte den Kopf. „Kein Wunder, dass Silvia möchte, dass sie die Klamotten von André fotografiert.“
    „Klamotten? Hanna?“ Er lachte kurz, dann wurde er ernst. „Weißt du überhaupt, mit was für einer Frau du ausgehst?“
    „Dafür, dass du nicht an ihr interessiert bist, weißt du ganz schön viel über sie.“
    „Sie ist ein außergewöhnlicher Mensch, aber ich kenne meine Grenzen ...“ Er zuckte mit den Achseln und grinste Philip Bornstedt an. Der Kellner kam mit dem Essen.
    „Ich dachte, das mit dem Abhauen wäre ein Scherz von dir gewesen. Scheint tatsächlich so, als würde Hanna nicht wiederkommen“, murmelte sein Gegenüber und starrte auf seine dampfende Pizza.
    „Rückst du?“ Hanna Rosenbaum stand neben Philip Bornstedt, griff sich ihren Teller von der anderen Seite des Tisches, genauso wie ihr Wasser und den Wein. Philip Bornstedt machte ihr auf seiner Seite Platz. Keiner von beiden hatte sie kommen hören.
    Wahlstrom musterte sie. Ihr kurzes Haar schimmerte an einigen Stellen feucht. Die Muskeln in ihrem Gesicht waren entspannt, genauso wie ihre Augen. Von der Anspannung, mit der sie vom Tisch aufgestanden war, war nur eine kleine Falte über ihrer Nasenwurzel übrig. Was immer sie in den letzten Minuten gemacht hatte, ihre Nervosität war einer Konzentration gewichen. Sie war verdammt schnell mit der Situation klargekommen.
    Hanna Rosenbaum begann damit, ihre Pizza zu zerschneiden. Fasziniert beobachtete er, wie sie kein Kreuz schnitt, sondern zwei Diagonalen und dann zwei weitere. Die so entstandenen Dreiecke waren fast identisch groß. Sie legte das Besteck beiseite und nahm sich das erste Stück mit der Hand, dabei streifte ihn ihr Blick. Das Blau ihrer Augen leuchtete dunkel.
    „Hast du keinen Hunger?“ Bei der Frage hob sie ihre linke Augenbraue an. Er löste seinen Blick von ihr, erwog einen Moment, seine Pizza ebenfalls zu zerteilen und mit der Hand zu essen, entschied sich dann aber dagegen.
    Nach dem ersten Drittel bereute er seine Bestellung, die Pizza war wirklich teuflisch scharf. Er unterdrückte den Impuls, nach der Cola zu greifen, weil er wusste, dass Trinken nur kurzfristig eine Linderung verschaffte. Nach dem nächsten Drittel stand ihm der Schweiß auf der Stirn.
    Auf ihrem Gesicht schlich sich ein Grinsen. „Scharf?“
    „Mehr, als ich es in Erinnerung hatte.“ Über sein Gesicht lief ein anzügliches Grinsen, das ihr zum zweiten Mal an diesem Abend die Röte ins Gesicht trieb. Fett troff von ihren Fingern, und er wartete darauf, dass sie es ableckte. Stattdessen griff sie nach einer

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