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Hannas Wahrheit (German Edition)

Hannas Wahrheit (German Edition)

Titel: Hannas Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Antwort, grinste sie verlegen. Sie drehte ihm den Rücken zu und ging zu ihrer Haustür. Hinter sich hörte sie seine Schritte.
    „Möchtest du etwas trinken?“
    „Hast du ein Weizen da?“ Philip zog seinen Trenchcoat aus und legte ihn über die Couch.
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Wein?“
    „Wasser, Apfelschorle oder Orangensaft.“
    „Dann eine Apfelschorle.“
    Während sie die Gläser füllte und in ihren Schränken nach etwas zum Knabbern suchte, sah er sich in ihrer Wohnung um. Sein weit schweifender Blick machte sie nervös. Er war ein Eindringling in ihrem geschützten Raum. Ein Fremdkörper, der hier nicht hinein passte. Sie fuhr sich durch ihr Haar und stellte das Tablett mit den Sachen auf den kleinen Wohnzimmertisch. Philip stand an ihrer Wand und betrachtete ihre afrikanische Collage.
    „Das sind die Fotos, die als Vorlage für die Bühnenbilder von The Rhythm of Africa verwendet worden sind.“
    Fast wäre Hanna vor Schreck das Glas aus der Hand gerutscht. „Woher weißt du es?“
    „Ben hat es mir erzählt. Machst du es immer so, dass du dir die Bilder für ein Thema in einer Collage zusammenstellst?“
    Ben Wahlstrom war in ihrer Wohnung gewesen, durchfuhr es sie. Anders konnte sie es sich nicht erklären. Keines der Bilder existierte mehr im Internet. Als der Produzent einer Bühnenshow sie wegen der Fotos kontaktiert hatte, war die Abmachung eindeutig gewesen. Er kaufte die Rechte der Bilder für seine Show, und sie durfte sie nicht weiter verwenden. Es war ein schöner Auftrag gewesen, der ihr viel eingebracht hatte. Niemand wusste, dass die Bilder von ihr waren. Woher wusste es Ben Wahlstrom? Sie starrte auf die Collage, darüber hatte sie nur das Wort „Afrika“ geschrieben. Dann fiel ihr Blick auf das Regal. Darin stand eine DVD in einer Box, gestaltet mit dem Sonnenuntergang am Kilimanjaro. Ein kleines Geschenk des Produzenten
    „Manchmal“, antwortete sie ihm schließlich.
    „Warum machst du es nicht an deinem Computer? Das wäre doch viel weniger aufwendig, und du müsstest nicht die ganzen Bilder ausdrucken.“
    Sie zögerte. Es war das erste Mal, dass sich Philip für ihre Arbeit interessierte. Sie wollte ihn nicht vor den Kopf stoßen, aber das zu erklären, was sie machte, fiel ihr schwer. Marie verstand es, sofort. Sie war nicht nur ihre Zwillingsschwester, sondern auf eine andere Art genauso kreativ wie sie.
    Philip wartete ihre Antwort nicht ab, sondern war zum Regal gegangen. Er musterte ihr überschaubares Sammelsurium an Büchern, Bildbänden und DVDs. Dann stutzte er, stieß einen überraschten Ausruf aus und zog ein dickes, in Leder gebundenes Buch heraus, das in schwarzer Prägung auf dem Einband den Titel trug: „Bibel“. Der Einband war abgegriffen, ein Zettel flog aus dem Buch zu Boden. Noch bevor sich Philip bücken konnte, war sie bereits bei ihm und nahm ihm das Buch aus der Hand. Erschrocken fuhr er zurück. Sie drückte die Bibel mit gekreuzten Händen an ihre Brust. Philip hob den Zettel hoch. Darauf stand ein lateinischer Satz in gestochen scharfer Schrift sowie ein Verweis auf eine Bibelstelle. „Du liest die Bibel?“
    „Gib mir den Zettel.“
    „Tut mir leid, ich wollte nicht neugierig sein“, fügte er nachdenklich mit einem Blick auf das zerlesene Buch hinzu. „Weißt du, ich habe mir schon oft ausgemalt, wie deine Wohnung aussieht. Aber sie ist wirklich völlig anders, als ich es mir vorgestellt habe. Und dann stelle ich noch fest, dass du die Bibel liest. Ich wusste noch nicht mal, dass du katholisch bist.“
    „Sie gehörte meinem Vater.“ Sie hatte keine Ahnung, warum sie das sagte. Eigentlich hätte es ihr egal sein können, was er über sie dachte.
    „Armin liest die Bibel?“
    Sie funkelte ihn böse an. „Meinem richtigen Vater.“ Sie nahm ihm den Zettel aus der Hand und legte beides auf ihren Schreibtisch. Liebevoll strich sie über den Einband. Wortlos setzte sie sich auf die Couch. Es war ein Fehler gewesen, Philip in ihre Wohnung einzuladen. Er passte nicht hierher.
    „Tut mir leid. Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Es hat mich nur einfach überrascht.“ Er lachte. „Du wirkst nicht unbedingt … egal, sie gehörte ja deinem Vater.“
    Er setzte sich viel zu dicht zu ihr auf die Couch. Mit einer Hand strich er ihr die kurzen Haare hinter das Ohr. Sie überlegte, wie sie von ihm abrücken konnte, ohne ihn zu verletzen. Da beugte er sich bereits vor. Sie schloss die Augen, spannte den Körper an und ließ es geschehen.

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