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Hannas Wahrheit (German Edition)

Hannas Wahrheit (German Edition)

Titel: Hannas Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Spontan gab sie den Firmennamen IT-Security Task-Force ein. Die Webseite des Unternehmens war in Grau mit einem dunklen Blau gehalten. Sie wirkte klar und systematisch. Es gab keine blinkenden, nach Aufmerksamkeit heischenden Elemente. Genauso wenig konnte sie Werbeeinblendungen sehen. Sie las sich die Firmenphilosophie durch sowie den Blog, der allgemeine Problemfelder bei der IT-Sicherheit behandelte. Der Inhalt war informativ und substanziell.
    Zuletzt klickte sie die Bilder der Geschäftsleitung an. Angelika Winters war eine brünette Frau mit langen Haaren, die sie streng aus dem Gesicht trug. Sie schätzte das Alter der Frau auf Mitte dreißig. Ein wacher, intelligenter Blick dominierte das Bild. Sie wirkte distanziert, seriös und langweilig. Irgendwie hatte sie bei dem Namen „Angie“, eher an eine etwas flippigere Variante einer Frau gedacht, nicht so konservativ. Sie schmunzelte über sich selbst, als sie daran dachte, wer noch in Deutschland als „Angie“ bezeichnet wurde. Nun, in diesem Fall waren sich die beiden Frauen ähnlich. Angelika Winters war jünger, aber die Ausstrahlung beider Frauen ähnelte sich. Vielleicht musste sie ihre Assoziationen zu dem Namen ändern.
    Sie öffnete einen zweiten Webbrowser, rief die Seite von Medicares auf und suchte nach dem Foto von Marie. Sie veränderte die Größe der beiden Webseiten so, dass die Fotos von den Frauen nebeneinander standen. Marie lachte auf ihrem Foto, sie war modisch gekleidet, trotz des unverkennbaren Businessstils. Ihr huschte ein Lächeln über das Gesicht, als sie Marie betrachtete. Sie wirkte so leicht, lebensfroh, aufgeweckt und verführerisch. Das lag an der Weichzeichnung, die sie für das Foto verwendet hatte.
    Es war eines der wenigen Bilder, die auf der Webseite und den Imagebroschüren von Medicares von ihr stammten. Es gab keinen Schatten im Gesicht von Marie. Die blauen Augen, heller als die ihren, leuchteten. Gegenüber Marie wirkte Angelika Winters noch blasser und farbloser. Entweder war es ihre spröde Art, die Lukas reizte, oder er versprach sich etwas anderes von ihr. Sie rief das Foto von Lukas auf. Immer wenn sie Lukas nüchtern auf einem Foto sah, konnte sie nicht mehr nachvollziehen, warum Marie in seinen Bannkreis geraten war. Er war einfach nur schön und perfekt. Zu schön und zu perfekt. Sie mochte keine schönen Menschen, ihnen fehlte der Charakter auf Bildern. Es waren die Kanten, Narben, Furchen und schiefen Nasen, die Ungleichmäßigkeit bei den Augen, den Augenbrauen oder den Lippen, die einen Menschen für sie interessant machten.
    Bei Lukas war alles gleichmäßig, er war ein Typ wie Brad Pitt. Obwohl die Augen von Lukas runder waren, die Oberlippe voller, die Ohren noch gleichmäßiger auf einer Linie als bei dem Amerikaner. Aber eben fad, und doch auch wandlungsfähig. Was Lukas anziehend machte, waren sein Charme und die völlig Fokussierung, wenn er mit einer Frau sprach. Sie hatte es selbst erlebt, als er sich damals auf der Geburtstagsfeier anfangs mit ihr unterhalten hatte. Er hatte ihr das Gefühl gegeben, der einzige, wichtigste Mensch auf der Erde zu sein. Sie war sich schön und begehrenswert vorgekommen, trotz ihrer ruppigen Art. Dann hatte er Marie entdeckt, und schon war der ganze Charme von ihr zu Marie geflossen. Nicht dass sie sich darüber wunderte. Nein, es war die Abgeklärtheit, mit der er dieses Spiel spielte. Sie hätte nie gedacht, dass es zwischen Lukas und Marie ernst werden würde. Zwischen ihr und Marie hatte es eine heftige Auseinandersetzung gegeben, als Marie ihr erklärte, sie würde Lukas heiraten. Marie dachte, sie wäre eifersüchtig und hatte alle ihre Mahnungen in den Wind geschlagen. Im Grunde trieb sie Marie mit ihrem Reden noch viel stärker in Lukas’ Arme. Genauso war es ihr damals bei ihrer Mutter und Armin Ziegler gegangen. Aus dieser Erfahrung wusste sie, dass egal, was sie machte, es nur noch schlimmer werden würde. Also gab sie auf und arrangierte sich mit der Situation.
    Sie schloss den Browser des IT-Unternehmens und betrachtete sich die Webseite von Medicares eingehender. Diese war in Grau und Dunkelrot gehalten. Hier ging es um Forschung, Entwicklung, die neuesten medizinischen Erkenntnisse zu Aids, Krebs, Diabetes und Schmerztherapie. Das waren die vier Säulen des Medicares-Imperiums. Sie sah Studien über die hohe Erfolgsquote der neuen Medikamente und ihre gute Verträglichkeit. Medicares besaß Auszeichnungen als familienfreundliches Unternehmen und

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