Hannas Wahrheit (German Edition)
vorwerfen.“
„Wer wollte nicht, dass du stirbst?“
Sie hatte ihn nur mit großen Augen angesehen, dann war Hartmann von dem Sanitäter grob beiseite gestoßen worden. Er hatte später viele Tricks angewendet, um das Mädchen zum Reden zu bringen, aber er war gescheitert. Das Ganze war der Auslöser dafür gewesen, dass er sich damals bei der Spezialeinheit der Bundeswehr bewarb, so hatte es sein Oberst ihm am Telefon erklärt. Ferner hatte Hanna mit 18 Jahren versucht, erst die Adoption rückgängig zu machen, dann als sie an dem Adoptionsrecht scheiterte, beantragte sie die Namensänderung auf ihren Geburtsnamen: Rosenbaum. Hartmann hatte sie deshalb zur Rede gestellt, inoffiziell bei einem privaten Treffen, aber Hanna war zu keiner Auskunft bereit gewesen. Ben war erstaunt gewesen über die Offenheit seines Vorgesetzten, der sonst nie etwas über seine Vergangenheit erzählte.
Am nächsten Tag im Büro rief Ben Wahlstrom als erstes bei dem Beamten vor der Wohnung von Hanna Rosenbaum an. „Nein, sie ist immer noch nicht aufgetaucht“, antwortete der BKA-Beamte genervt am anderen Ende der Leitung. Major Wahlstrom knallte das Diensttelefon auf die Station. Er war allein im Büro, was kein Wunder war, denn es war Sonntagmittag. Nach gestern Abend konnte er verstehen, wie es Oberst Hartmann ergangen sein musste. Es war so deutlich zu spüren, dass diese Familie etwas verbarg, und es war frustrierend, nichts machen zu können. Er rief bei dem Beamten an, der das Haus der Zieglers überwachte. Keine besonderen Vorkommnisse. Die Familie verbringt den Sonntag zu Hause, war die Auskunft des Beamten. Er ging zu der Abteilung, die die Telefonate protokollierten. Lange würden sie die Genehmigung zur Überwachung der Telefone nicht mehr verlängern können. Die Überwachten zeigten sich als völlig harmlos. So auch heute. Drei Telefonate mit Freunden der Zieglers, eines mit einem Anwalt der Firma bezüglich Urheberrechten von Fotos. Immerhin etwas, dachte er grimmig, interessant, dass sich Armin Ziegler Gedanken über die Fotos von Hanna machte. Ein weiteres mit Susan Paxton.
Sein nächster Kontrollanruf ging an den Beamten, der das Haus der Benners überwachte. Der erzählte, dass Marie Benner, nach einem lautstarken Streit mit ihrem Mann, in ihren Audi gesprungen und zu ihrer Freundin gefahren war, wo sich nun der andere Beamte des Überwachungsteams befand. Genervt fuhr sich Ben Wahlstrom durch sein für sein Gefühl viel zu lang gewordenes Haar. Warum war er gestern Abend nicht Hanna gefolgt, anstatt sich von Marie einfangen zu lassen? Er wusste, es hatte keinen Sinn, sich diese Frage zu stellen. Die Entscheidung war getroffen worden, er konnte sie nicht mehr rückgängig machen.
Dass Armin Ziegler zu Hause war, beruhigte ihn keineswegs. Auch für den Überfall auf das Dorf in Afrika hatte Armin Ziegler sein Haus nicht verlassen müssen. Männer wie er besaßen ihre Lakaien für solche Jobs. Sofern er überhaupt hinter der Sache steckte. Während er überlegte, welche nächsten Schritte er unternehmen könnte, klingelte das Telefon.
„Wahlstrom“, meldete er sich kurz angebunden.
„Sie wollten doch Bescheid wissen, wenn Hanna Rosenbaum bei ihrer Wohnung auftaucht?“, fragte der Mann an der anderen Leitung. Ben stand bereits, bevor der Mann weitersprach. „Sie ist gerade gekommen.“
Er gab keine Antwort, schnappte sich seine Jacke und lief die Treppe zur Garage hinunter. In Rekordzeit traf er bei der Wohnung ein. Der Beamte befand sich nicht in seinem Wagen. Er ließ seinen Blick schweifen und entdeckte den jungen Mann an der Ecke der Straße. Er ging ihm entgegen.
Der Beamte starrte ihn griesgrämig an. „Verflucht, hätte ich sie nicht anrufen müssen, wäre mir das nicht passiert“, maulte er Major Wahlstrom an.
„Sie ist wieder weg?“, giftete der Major zurück und unterdrückte den Impuls, dem Mann sofort eine zu verpassen.
„Ja, sie ist hoch, hat sich in Joggingsachen geworfen und kam direkt wieder runter. Bevor ich aus dem Auto kam, war sie bereits um die Ecke verschwunden.“
Er atmete tief ein. „Sie können gehen.“ Er drehte sich von dem Mann weg.
„Was soll das heißen?“
„Dass Ihr Dienst für heute beendet ist.“
„Mein Dienst geht noch bis 18 Uhr“, erklärte der Mann bestimmt.
Er drehte sich um und ging zwei Schritte auf den Mann zu, der genauso groß war wie er, aber breiter. Der Beamte wich einen Schritt zurück „Nein, geht er nicht“, erwiderte Ben ruhig. Er
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