Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hannas Wahrheit (German Edition)

Hannas Wahrheit (German Edition)

Titel: Hannas Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
Vom Netzwerk:
Lukas, der über ihre Körper wanderte. Die kindliche Vertrautheit ihres beieinander Schlafens wich einem Gefühl, etwas Verbotenes getan zu haben.
    Hanna wartete, bis sie Maries gleichmäßigen Atem vernahm. Dann schlüpfte sie aus dem Bett und zog sich ihre Hose an. Die Blicke von Lukas brannten auf ihrer Haut. Als sie aus dem Schlafzimmer huschte, kam er ihr nach.
    „Was hast du hier gemacht? Wieso hast du bei ihr geschlafen?“
    Hanna antwortete nicht. Sie beachtete Lukas nicht weiter und ging die Treppe hinunter. Er strahlte etwas aus, das ihr nicht gefiel, ja sogar Angst machte. Ihr Schwager folgte dicht hinter ihr. Sie beschleunigte ihre Schritte Richtung Haustür.
    Da packte er sie am Arm und riss sie herum. Seine Finger bohrten sich schmerzhaft in ihren Arm.
    „Du redest mit mir, Hanna, hast du mich verstanden!“
    Drohend baute er sich vor ihr auf. Sein Atem roch nach Alkohol, sein Blick wirkte verschwommen. Sein Hemd war aufgeknöpft, ihr Blick fiel auf den muskulösen, durchtrainierten Körper. Ausgeprägte Muskelstränge machten seinen Bauch zu einem Sixpack. Sie hatte immer gedacht, das wäre Show, doch heute wirkte es erschreckend echt. Sie hob die Augen und sah ihn durchdringend an.
    „Wovor hast du Angst?“ Ihre Stimme war ruhig. Innerlich spürte sie ihren Zorn, weil er betrunken war, ihre Schwester betrog und er sich das Recht herausnahm, eine Antwort von ihr zu verlangen.
    Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Er ließ sie los und stieß sie von sich weg.
    „Ich habe vor gar nichts Angst, aber ich kann es nicht leiden, wenn du Marie irgendwelche Flausen in den Kopf setzt. Du mit deiner verqueren Weltanschauung und deinem moralischen Getue. Damit magst du andere Menschen beeindrucken, mich nicht.“
    „Ach nein?“
    „Nein, und ich sage dir eines, Hanna: Lass die Finger von diesem Spiel, oder du wirst dir die Finger verbrennen.“
    „Von welchem Spiel?“
    Sein Mund verzog sich zu einem zynischen Lächeln. „Für wie dumm hältst du mich? Wir wissen beide genau, wovon wir reden, nicht wahr, Hanna?“
    Sein Angriff kam schnell und überraschte sie, weil sie damit nicht gerechnet hatte. Er drückte sie an die Wand und griff ihr an die Brust, dass ihr die Tränen vor Schmerz in die Augen schossen. Sie reagierte reflexartig und präzise. Ehe Lukas sich von seiner Verblüffung erholen konnte, lag er bereits am Boden.
    Sie stieß ein wütendes Fauchen aus. „Wag es nie wieder, mir zu nahe zu kommen.“
    Langsam und wankend erhob sich Lukas und wischte sich das Blut aus dem Mundwinkel, wo ihn ihr Handkantenschlag getroffen hatte.
    „Ich verstehe, du magst es mit mehr Gewalt“, waren die letzten Worte, die sie hörte, bevor sie die Tür hinter sich ins Schloss warf.
     
    Hanna atmete ein paar Mal tief die Morgenluft des beginnenden Tages ein. Lauschte, ob Lukas ihr nachkam. Nein, er war einfach nur betrunken gewesen und dann weit über das Ziel ihres üblichen verbalen Schlagabtausches hinausgeschossen. Wachsam beobachtete sie die Umgebung des Hauses. Unsicher ob Ben Wahlstrom irgendwo in seinem Auto vor dem Haus stand und es beobachtete, entschied sie sich nicht den direkten Weg zu gehen. Sie ging hinter den Garagen entlang, blieb dicht an der Hauswand. Den Schlüssel versteckte sie an der gleichen Stelle, wo sie ihn hergeholt hatte.
    Sie musterte den glatten, hohen Metallzaun mit den Längsstreben. Zwischen den einzelnen Elementen gab es immer ein Stück Mauer. Hochspringend würde sie die Mauer nicht zu fassen bekommen, um sich daran hochziehen zu können. Ihr Blick wanderte weiter. Ein Baum, dessen Äste zur Mauer gingen, schien ihr besser geeignet. Der unterste Ast war in Griffweite. Sie zog sich mit den Händen hoch, während sie sich mit den Füssen gegen den Stamm des Baums stemmte. Sie schwang das rechte Bein über den Ast und verlagerte ihr Gewicht, bis ihr Oberkörper über dem Ast war. Von hier aus war es leicht, bis zu dem Ast zu gelangen, der an die Mauer heranreichte.
    Prüfend stellte sie sich auf den Ast, brachte wippend ihr Gewicht auf ihn, um seine Stabilität zu testen, während sie sich mit den Händen an dem darüber liegenden Ast festhielt. Sie ließ den oberen Ast los, balancierte schnell nach vorn und stieß sich ab. Der Schwung reichte nicht, ihre Hände ratschten über die Mauer, gerade noch bekam sie die Kante zu fassen. Einen Moment lang hing sie dort und versuchte, das Brennen ihrer Hände zu ignorieren. Langsam zog sie sich hoch, bis sie ihre

Weitere Kostenlose Bücher