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Hannes - Falk, R: Hannes

Hannes - Falk, R: Hannes

Titel: Hannes - Falk, R: Hannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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vergeht die Zeit recht schnell. Werde heute nach Schichtende noch kurz zum Baggersee rausfahren und hineinspringen, um ein wenig Abkühlung zu kriegen. Komme am Nachmittag noch kurz bei dir vorbei.
    Freitag, 25.08.
    Bin also vorgestern tatsächlich nach dem Frühstück zum Baggersee rausgefahren und ein paar Runden geschwommen. Das Wasser tat gut und der See war natürlich um diese Uhrzeit paradiesisch. Kein Mensch weit und breit, ein paar Schwäne, Sonnenaufgang und Vogelgesang, das war alles.Hab mich anschließend noch ein bisschen bäuchlings in die Wiese gelegt, auf einem Strohhalm rumgebissen und aufs Wasser rausgeschaut. Das muss sehr entspannend gewesen sein, jedenfalls bin ich eingeschlafen. Ich kam erst wieder zu mir, als mir ein rotziger Knirps sein Sandförmchen an den Kopf geschmissen hat. Ich bin so erschrocken und wäre beinah an dem Strohhalm erstickt. Nachdem ich den Hustenanfall hinter mir hatte, hab ich mich auf den Weg gemacht. Leider war es mir nicht möglich, mein T-Shirt anzuziehen, da der Sonnenbrand, den ich mir eingefangen hatte, keinerlei Kontakt erlaubt hat. So bin ich also oben ohne mit der Maschine nach Hause gefahren. An jeder roten Ampel haben die Autofahrer ihr Fenster runtergelassen und vorgeschlagen, ich solle doch lieber ein Hemd anziehen, ich wär schon ganz rot. Das war echt klasse.
     
    Die Walrika hat mir später im Vogelnest Quark draufgemacht, sie hat behauptet, das hilft. Jedenfalls waren die Schmerzen nur mit freiem Oberkörper zu ertragen, was die Insassen unheimlich gefreut hat. Ja, so ein Pfleger mit eingequarktem Rücken ist schon nix Alltägliches. Am nächsten Morgen waren die Blasen leider wachteleigroß und prall gefüllt. Die Walrika hat eine Nadel desinfiziert und mir alle der Reihe nach aufgestochen. Abgesehen von dem Schüttelfrost in der Nacht geht es mir jetzt aber besser und ich kann auch schon wieder feste Nahrung zu mir nehmen.
    War heute vor der Schicht noch bei dir und habe das Komplettpaket abgekriegt: die Nele, den Kalle, deine Mutter und den Rick. Gott straft mich täglich. Dummerweise hat mich deine Mutter gesehen, als ich durch das kleine Fenster in derZimmertür gelugt hab, und dann gab’s natürlich kein Entrinnen. Deine Mutter hat mir einen Stuhl zugewiesen (als wäre ich schon jemals bei dir auf einem Stuhl gesessen; aber das Fensterbrett und die Bettkanten waren bereits voll). Ich hab zu ihr gesagt, dass ich eigentlich lieber stehen würde wegen dem Sonnenbrand, weil ich mich eh nicht anlehnen könnte. Darauf hat die Nele gesagt, wie dämlich wohl jemand sein muss, heutzutage mit all dem Hautkrebs und so noch einen Sonnenbrand zu riskieren. Der Kalle hat genickt und der Rick hat in die Kastanie gestarrt. Deine Mutter hat gesagt: »Junge, lass mal sehen«, hat mir das T-Shirt hochgerafft und mit einem »Großer Gott!« die Unerträglichkeit dieser Situation noch deutlich gesteigert. Danach hat sie mir zig Tipps gegeben, was jetzt zu tun und künftig zu vermeiden wäre. Als sie endlich mit dem Thema durch war, hat sie auf die Uhr geguckt und verkündet: »Kinder, wir müssen zur Schwangerschaftsgymnastik!«
    Die Nele und der Kalle haben sich von der Bettkante erhoben und sind ihr gefolgt. Ich fass es nicht. Der Rick hat durch das Fenster gestarrt, vollbärtig und trotzig, und ich hatte endlich genug für heute und bin weg.
    Habe im Schwesternzimmer nachgefragt, ob sie was gegen Sonnenbrand hätten. Die Schwester hat gefragt, wie zum Teufel heutzutage jemand so dämlich sein kann, sich einen Sonnenbrand einzufangen im Zeitalter des Hautkrebses. Sie hat sich dann meinen Rücken angeschaut und angesichts der vielen Blasen den Schnauzbart informiert. Sie hat am Telefon gesagt: »Das müssen Sie sich anschauen, Herr Professor, das sind mindestens Verbrennungen zweiten Grades.«
    Der Schnauzbart ist gekommen, hat meinen Rücken begutachtetund wollte wissen, wie jemand so dämlich sein kann, heutzutage, wo der Hautkrebs dermaßen auf dem Vormarsch ist, seinen Körper den aggressiven U V-Strahlen auszusetzen. Na ja. Immerhin hab ich noch ’ne Tinktur gekriegt.
    Im Foyer unten bin ich zu guter Letzt noch auf deinen Vater gestoßen, und der hat mich gefragt, ob ich weiß, wo deine Mutter steckt. Hab zuerst gar nicht gewusst, was ich sagen soll, und hab halt gesagt, dass sie zur Schwangerschaftsgymnastik ist. Vermutlich hab ich etwas angewidert geschaut. Jedenfalls hat dein Vater seinen Arm um meine Schultern gelegt, was aufgrund meines Sonnenbrandes

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