Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hannes - Falk, R: Hannes

Hannes - Falk, R: Hannes

Titel: Hannes - Falk, R: Hannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
Vom Netzwerk:
peinlich geguckt. Die Insassen aber haben applaudiert und die Walrika hat mir danach im Vorbeigehen über den Arm gestreift.
     
    Später auf dem Balkon hat die Walrika unter ihrer Kutte zwei Flachmänner rausgezogen, dass ich nur so geschaut hab, und hat gesagt: »Sonst hab ich aber keine Laster!« Dabei hat sie mir zugezwinkert. Wir haben auf die Frau Stemmerle angestoßen, und ich musste eine Frage stellen, die mir schon lange unter den Nägeln brennt. Nämlich, was sie damals eigentlich dem Herrn Stemmerle gesagt hat, damit er seine Meinung änderte und ins Vogelnest kam, um seine Mutter zu besuchen. Und ihre Antwort war: »Ich habe ihm gesagt, dass ich es eineUnverfrorenheit finde, dass er sein eigenes Leiden über das der Mutter stellt. Schließlich ist sie es, die seit über zehn Jahren psychologisch betreut wird und noch immer gefangen ist in jenem Nachmittag. Und dass es nicht sie war, die versagt hat, sondern ausschließlich ihr Körper. Ich habe ihm gesagt, dass vermutlich niemand die Jasmin so sehr geliebt hat wie seine Mutter. Sie hat ihr Ein und Alles verloren, damals am See. Danach die Schwiegertochter und schließlich den Gatten. Zu guter Letzt auch noch den Sohn. Und das vor über zehn Jahren. Meinen Sie nicht, hab ich gesagt zum Herrn Stemmerle, meinen Sie nicht, es müsste einmal genug sein damit?«
    Ja, das war mein Tag heute, Hannes. Kein schöner und ich werde nun auch schließen. Werde morgen weiterschreiben, was sonst noch so passiert ist in den letzten Tagen.
    Mittwoch, 27.09.
    So, da bin ich wieder, und nun alles der Reihe nach. Meine Eltern sind wieder in Spanien und die Wohnung kommt mir gleich so unendlich viel größer vor. Am Tag, als die Frau Stemmerle gestorben ist, hat meine Mutter gesagt, sie könnten jetzt unmöglich abreisen und mich in dieser schweren Stunde alleine lassen. Übrigens hat mein Vater das Leihauto ganz genau unter die Lupe genommen, als ich es zurückgebracht hab. Ob irgendwelche Kratzer im Lack sind oder so. Er hat sogar den Kilometerstand überprüft. Dann hat er gesagt, es wären Kuchenkrümel auf dem Beifahrersitz. Um dem Elend ein Ende zu bereiten, hab ich einfach behauptet, der Florimüsse für ein paar Wochen bei mir wohnen, weil er nun halt rausmuss aus der Villa. Wir müssten halt alle ein wenig zusammenrücken. Das hat funktioniert. Da haben sie sich gleich aus dem Staub gemacht.
    Der Michel hat auch irgendwann mal angerufen, aber eigentlich nur, weil er seit Tagen den Brenninger nicht erreichen konnte. Hab es dann selber ein paarmal telefonisch versucht, ohne Erfolg, und bin schließlich zu ihm nach Hause gefahren. Seine Mutter hat mir die Tür aufgemacht, und ich bin in sein Dachzimmer rauf. Er ist auf dem Bett gelegen mit dem Kopfhörer auf und hat Heavy Metal gehört. Er hat mich gar nicht wahrgenommen. Und da mir eigentlich auch nicht nach Unterhaltung war, bin ich gleich wieder gegangen.
    Hab danach den Michel angerufen und gesagt, dass alles in Ordnung ist. Wir haben eine Weile geplaudert und natürlich hab ich ihm auch von den Streitereien rund um dein Bett erzählt. Dass es echt widerlich ist, was da abgeht, und dass dich das alles jetzt so krank gemacht hat. Und der Michel hat gesagt, dass ihm das alles so leidtut und dass er auch so gerne bei dir wäre. Ich hab ihm aber schon erklärt, dass es überhaupt keinen Sinn macht, weil momentan sowieso keiner reindarf zu dir. Und wenn, dann kriegst du’s eh nicht mit. Außerdem könne die geifernde Meute, die dein Bett umlagert, sowieso keinen Zuwachs mehr ertragen. Das hat er wohl irgendwie verstanden.
    Dein Zustand hat sich leicht verbessert, das Fieber ist runter und die Nele durfte sogar schon mit deinen Eltern zusammen zu dir rein. Auch hängt der Stundenplan jetzt endlich aus, leider erst für nächste Woche, aber ich habe mich schon eingetragen. War dann noch ein paarmal am Fenster und habedich angeschaut, hat meine Stimmung aber nicht wesentlich verbessert. Jetzt hab ich noch zweimal Tagdienst und dann sind die Nächte im Vogelnest wieder die meinen, Gott sei Dank!
    Sonntag, 01.10.
    Bin am Freitag ins Eishockey gegangen, und das war gut. Die Luft dort im Stadion ist einzigartig und versöhnt mich immer wieder aufs Neue mit dem beginnenden Winter. Sie haben das Spiel gewonnen, 5:1.   Der neue Trainer hat die Jungs voll im Griff und der neue Torwart ist Weltklasse. Werde dir am Dienstag die Spielberichte vom Wochenende vorlesen.
    War anschließend noch im Sullivan’s und bin dort auf den Kalle

Weitere Kostenlose Bücher