Hannes - Falk, R: Hannes
Gottes Namen wichtig ist.« Na, jedenfalls werde ich heute Nachmittag noch den Flori zum See fahren, mal sehen, ob er dort bleiben möchte.
Mittwoch, 11. 10. 2:05 Uhr
Der Flori ist wieder mit ins Vogelnest gefahren. Wir haben den Nachmittag am See verbracht, das Wetter war noch gut, kalt zwar, aber Sonne, und so sind wir ein bisschen mit dem Boot rausgefahren und jeder ist seinen eigenen Gedanken nachgehangen. Am Schluss hat er gesagt, er kann hier nicht bleiben, weil er im Moment nicht allein sein kann. Habe ihn also wieder mit nach Hause genommen.
Gestern nach der Schicht war ich bei dir, Hannes. Dein Vater saß in einem Stuhl und hat geschlafen. Ich finde ja, er übertreibt es jetzt ein bisschen, außerdem sollte er sich dringend mal duschen. Was nützt das schon, wenn er dich wäscht, mein Freund, und selber wie ein Iltis stinkt, nicht wahr? Na, jedenfalls war ich ganz leise und hab deine Finger massiert. Dabei hast du meine Hand gedrückt, einige Male. Ich bin dann ganz nah an dein Gesicht, sodass du mich anschauen musstest, und das hast du auch getan. Als ich meinen Kopf aus deinem Blickfeld genommen hab, hast du kurz danach gesucht. Deine Augen sind der Richtung meines Kopfes gefolgt, dennochgleich wieder an der Wand kleben geblieben. Aber das macht nichts. Es geht voran, Hannes.
Übrigens ist der Schnauzbart aus seinem Urlaub zurück, braun wie ein Schokoriegel, und ich habe ihn gefragt, wer zum Teufel heutzutage noch so dämlich ist, sich diesen gefährlichen U V-Strahlen auszusetzen. Er hat gegrinst. Anschließend haben wir ein wenig über dich geredet, dass er sehr begeistert ist von deiner Entwicklung. Du würdest jetzt Krankengymnastik bekommen, dreimal die Woche. Und nun könne man ja intensiv mit dir arbeiten, weil sie nun einen Zugang zu dir hätten, der vorher eben fehlte. Siehst du, Hannes, jetzt – endlich – geht’s bergauf.
Ach ja, übrigens hat das Kind jetzt einen Namen: Johanna Cornelia, ich denke mal, es sind die Vornamen der mutmaßlichen Eltern. Der Kalle hat’s mit Fassung aufgenommen und hat die Nele gestern aus dem Krankenhaus abgeholt und nach Hause gefahren. Zuvor hatte er persönlich noch einen Versuch gemacht, die Nele und das Kind zu dir reinzuschleusen. Er hat im Türrahmen gestanden und gesagt: »Herr Ellmeier, wenn ich Sie mal ganz kurz stören dürfte …«, worauf dein Vater gesagt hat: »Das tust du doch seit Wochen schon!« Dann ist er weg, der Kalle, mitsamt der Nele und dem Kind. Deine Eltern haben anschließend wieder gestritten. Wenn ich nicht gerade live dabei bin, erzählt mir dein Vater alles. Ich bin eigentlich noch der Einzige, mit dem er redet. Ich hab ihm dann auch gesagt, dass er stinkt. Daraufhin hat er gesagt, er fährt jetzt kurz heim zum Duschen und Umziehen und ich soll derweil die Zimmertür nicht aus dem Auge lassen. »Keine Nele und kein Balg, dass das klar ist«, hat er gesagt, und weg war er.
Bin übrigens gestern vor der Schicht zum Brenninger gefahren. Bin gerade dazugekommen, wie er in den Transporter mit der Aufschrift »Partyservice Brenninger. Exquisite Feinkost« Silbertabletts eingeladen hat. Selbige Aufschrift trugen sein T-Shirt und seine Kappe. Ich hab ihm kurz alles erzählt, was die letzten Tage passiert ist, und dass es dir gut geht. Er hat seine Kappe abgenommen, ist sich mit der Hand durch die Haare gefahren und hat sich gefreut. Wir haben dann beschlossen, auf ein paar Bier zu gehen und deine Genesung zu feiern.
Samstag, 14.10.
Ja, Hannes, nun ist es amtlich. Du bist also der stolze Vater von Johanna Cornelia. Der Test ist gekommen und somit die Anspannung gegangen. Am Freitag Früh hat’s mir dein Vater gesagt, und somit muss ich jetzt nicht mehr die Tür bewachen, während er duschen geht, wie in den Tagen davor. Er war ganz ruhig, nicht erfreut, eher teilnahmslos, als er mir davon erzählte. Eigentlich so, als wäre er enttäuscht über das Ergebnis. So, als hätte man ihm seine Aufgabe genommen, dein Bett zu bewachen. Egal. Jedenfalls sind nun die Fronten geklärt und das wochenlange Hickhack ist nun wohl vorbei. Werde mich heute Abend mit dem Brenninger im Sullivan’s treffen.
Sonntag, 15.10.
Es ist jetzt kurz vor Mitternacht, und ich muss dir das noch schnell schreiben, obwohl ich zum Umfallen müde bin. War also gestern mit dem Brenninger auf ein paar Bier, und wir waren gerade dabei, die Vorfälle der letzten Wochen durchzukauen, wie das so ist mit unserer Freundschaft und warum wir nun alle
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