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Hannes - Falk, R: Hannes

Hannes - Falk, R: Hannes

Titel: Hannes - Falk, R: Hannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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ausgesehen.
    Später ist der Brenninger gekommen und hat sich kurz an das Fußende des Bettes gestellt. Hat dich eine Zeit lang beim Kreisen beobachtet und dann gesagt, er kann sich das nicht länger anschauen. Er kann es überhaupt nicht mehr ertragen. Er sagt, du siehst jetzt aus wie ein geistiger Krüppel mit deinen kreisenden Augen. Zuvor hättest du eben nur geschlafen, und das war schon schlimm genug. Jetzt würdest du daliegenwie ein verdammter Mongo, und das würde er nicht ertragen. Die Nele ist dann aufgesprungen und hat ihm mit den Fäusten auf die Brust getrommelt. Und ich bin halt dazwischen und schließlich mit ihm raus. Im Korridor hab ich ihm gesagt, dass das nicht geht. Dass du vermutlich alles hören und wahrnehmen kannst und dass da solche Kommentare echt scheiße sind. Der Brenninger hat mich weggeschubst und gesagt: »Wenn der Hannes wieder wird, dann ist er ein geistiger Krüppel, das ist Fakt. Wünscht euch bloß, dass er stirbt! Wünscht euch das bloß!«
    Ich habe dir das natürlich nicht erzählt, aufschreiben muss ich es aber trotzdem. Und es ist ja auch so, Hannes, wenn du das einmal lesen solltest, hat sich der Brenninger Gott sei Dank geirrt.
    Irgendwie hat mir das aber keine Ruhe gelassen, und so bin ich heute früh zum Schnauzbart ins Büro und hab ihn eben gefragt, wie das ist mit deinem geistigen Zustand. Rausgekommen ist nix dabei. Er hat mich über die Akten und seine Brille hinweg angesehen und gesagt, er wär genauso schlau wie wir. Er sagt, sie haben alle nur erdenklichen Untersuchungen und Tests gemacht mit dir. Er sagt, alles ist möglich. Dass du wieder ganz der Alte wirst, dass sich dein Zustand noch verbessert, dass sich dein Zustand nicht verbessert und im schlimmsten Fall, davon wollen wir aber nicht ausgehen, hat er gesagt, dass du stirbst. Eine neue Lungenentzündung, eine kleine Erkältung, das alles könne zum Tode führen. Er wisse es nicht und es täte ihm auch sehr leid, mir nichts Besseres sagen zu können. Im Grunde dürfe er mir eh nix erzählen, weil wir ja noch nicht mal verwandt sind. Na ja.
     
    Bin übrigens am Samstag nach dem Krankenhaus noch beim Kalle vorbeigefahren und hab nach ihm geschaut. Er hat die Tür nur einen winzigen Spalt aufgemacht, war im Morgenmantel und hat gesagt, er braucht jetzt seine Ruhe. Es sind zu viele Dinge passiert in den letzten Monaten, die er erst einmal verarbeiten muss. Und dann müsste er auch immer an seine Mutter denken und an die kleine Joco. Er hat gesagt, er hätte das Mädchen Joco genannt, weil er Johanna oder Hanna nicht über die Lippen bringen würde, einfach, weil es dein Name ist, Hannes. Deshalb nennt er sie Joco, für Johanna und Cornelia. Da wäre wenigstens ein bisschen von der Nele mit drin, hat er gesagt. Mehr hab ich leider nicht aus ihm rausgebracht, er hat mir dann die Tür vor der Nase zugemacht. Ich hab noch hinterhergebrüllt: »Du tust dir doch nichts an, oder?«, und er hat gebrüllt »Nein!« Dann hab ich noch gebrüllt: »Schwör’s auf die Joco!« Da war erst mal Stille. Er hat aber die Tür noch mal kurz einen Spaltbreit geöffnet und gesagt: »Ich schwör’s auf die Joco, mein Freund!«
     
    Bin gestern noch mit dem Flori zum See gefahren und hab ihn dort der Zina übergeben. Zu treuen Händen sozusagen. Es ist auch von dem Herrn Stemmerle abgesegnet worden, dass die beiden dort nun zusammen eine Weile wohnen können. Als ich nach Hause gefahren bin, regnete es, und die Temperatur war unangenehm. Nehme mal an, das war die letzte Tour für heuer, und ich muss nun endlich die Garage aufräumen, damit die Zündapp reinpasst. So, das war mein Wochenende, weitere Berichte folgen.
    Freitag, 03.11.
    Servus Hannes,
    hab dir nun eine Weile nicht geschrieben, werde aber alles nachholen, mein Freund. Hab mir nämlich eine fette Erkältung eingefangen auf der Zündapp und bin jetzt erst mal ’ne Woche flachgelegen. Ich darf natürlich noch nicht rein zu dir. Auch von den Insassen soll ich mich noch fernhalten, hat die Walrika gesagt. Das ist aber nachts eh nicht so schwierig. Langsam geht’s mir wieder besser, und auch mein ausgeprägtes Selbstmitleid reduziert sich täglich.
    Gestern war ja mein Geburtstag. Der erste überhaupt, den ich ohne dich hatte, seit ich denken kann. Und ich konnte dich noch nicht mal im Krankenhaus besuchen. Na ja. Da ich tagsüber das Telefon ausgeschaltet halte, wegen meinem kostbaren Schlaf, konnten mich eigentlich nur meine Eltern erreichen. Sie haben angerufen, gerade

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