Hanni und Nanni - Klassenfahrt nach England
wäre jetzt gar nicht auf die Idee gekommen, dass sie dorthin geht. Aber wer weiß … “
„Disturbed Clothing? Hobgoblin? Das klingt ja nicht gerade vertrauenerweckend“, sagte Hanni.
Greg lachte. „Disturbed Clothing heißt so viel wie ‚gestörte Kleidung’ und das Hobgoblin ist eine Kneipe … allerdings keine für Daniela.“ Er nahm Hanni beiseite. „Na gut, gehen wir noch mal los. Aber nur in einer kleinen Gruppe, okay?“
Hanni wurde rot und nickte. Sie hatte nichts dagegen. Im Gegenteil.
Zu viert machten sie sich auf den Weg, Hanni, Nanni, Tom und Greg. Sie hatten allerdings keine große Hoffnung mehr, Daniela zu finden. Zuerst gingen sie ins Hobgoblin, einen düsteren Pub mit dunklen Holztischen. Schon am späten Nachmittag lief laute Hardrockmusik und die ersten Gäste sammelten sich, um Bier zu trinken. Hanni und Nanni warfen nur einen kurzen Blick hinein und sahen sich entsetzt an.
„Hoffentlich ist sie nicht da reingeraten“, flüsterte Nanni.
Tom sah drinnen nach, kam aber bald wieder. „Keine Spur von ihr. Der Besitzer hat sie auch nicht gesehen.“
Die Zwillinge atmeten erleichtert auf. Andererseits half das auch nicht weiter. Spelunken wie diese gab es sicher viele in London. Und Daniela blieb unauffindbar.
Sie gingen weiter, die Straße entlang und an den MTV-Studios vorbei. Ihre Laune sank, so sehr sich Hanni auch freute, mit Greg zusammen zu sein.
„Und da drin nehmt ihr eure Songs auf?“, fragte sie. Die Zwillinge waren beeindruckt von der Größe der Studios.
„Na ja, nicht immer. Bei MTV werden unzählige Shows produziert.“ Greg grinste. „Das ist wie in einer Fabrik. Oder fast so.“
„In dieser Fabrik würde ich auch gerne arbeiten“, sagte Tom sehnsüchtig.“
„Machst du denn Musik?“, fragte Greg.
„Ja, aber dafür … “, er zeigte auf die Studios, „… reicht es wohl nicht.“
Greg winkte ab. „Ach, glaub mir, es ist immer auch eine Menge Glück nötig, um da reinzukommen.“
„Glück zu haben ist nicht gerade eine meiner herausstechenden Eigenschaften“, murmelte Tom traurig und nickte.
Hanni boxte Greg gegen den Arm und wusste gar nicht so genau, warum.
„Au“, sagte er und sah sie überrascht an.
Sie bogen in die nächste Straße ein. Von Weitem konnten sie das Schild vom Disturbed Clothing sehen. Davor kamen sie noch an einigen kleineren Boutiquen vorbei.
„Tom … “, fing Greg gerade an, als Nanni ihn unterbrach.
„Wartet mal“, sagte sie aufgeregt und blieb vor einem winzigkleinen, neongrün-orange gestreiften Laden stehen. Als Dekoration waren nur die Beine von ausgedienten Schaufensterpuppen aufgestellt, bezogen mit knallbunten Strumpfhosen. Nanni hatte das seltsame Gefühl, ein Geräusch gehört zu haben, das ihr bekannt vorkam. Es erinnerte sie an etwas, und es war aus dieser ausgeflippten Boutique gekommen.
„Das ist der Laden von Katie“, sagte Greg. „Ich hab ganz vergessen, dass wir sie fragen können. Gehen wir rein.“
Sie betraten die Boutique, die auch innen knallbunt war. Katie, die Besitzerin, stand hinter der Kasse und Hanni und Nanni konnten zuerst nur ihre grün gefärbten Haare sehen.
„Wie du bei der Shakespeare-Probe von Mademoiselle Bertoux“, flüsterte Nanni ihrer Schwester ins Ohr und erntete einen bösen Blick.
Als Katie hinter der Kassentheke hervorkam, wurde es noch bunter. Sie trug Leggings mit Flammenmuster, darüber einen roten Minirock und ein T-S hirt mit aufgedruckter britischer Flagge.
„Wow“, sagte Hanni leise.
Greg umarmte Katie und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Greg!“, kreischte Katie und warf die Arme in die Höhe. Hanni rollte genervt mit den Augen.
„Katie, wir suchen jemanden … “, unterbrach Greg sie.
„Dass du dich hier auch mal wieder sehen lässt“, fuhr Katie fort, ohne ihm zuzuhören.
In diesem Moment hörte Nanni das Geräusch wieder und stieß Hanni an. Es kam aus dem hinteren Teil des Ladens. Sie sahen sich an.
„Daniela?“, riefen sie gleichzeitig. Das Geräusch war ein herzerweichendes Schluchzen und es klang genauso wie in der Bibliothek von Schloss Lindenhof, als sie Daniela hinter den Bücherregalen gefunden hatten.
„Ach, bitte. Kommt nicht näher“, drang eine zaghafte Stimme aus der Umkleidekabine. Der leise, schüchterne Ton passte so gar nicht zu Daniela, und doch: Es war unverkennbar ihre Stimme. Hanni und Nanni fielen tausend Steine vom Herzen.
„Daniela!“, schrien beide, rannten nach hinten und rissen den Vorhang der
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