Hanni und Nanni - Klassenfahrt nach England
Umkleide beiseite. Und dort saß sie wie ein Häufchen Elend, bleich, mit verheulten Augen und verschmiertem Kajal.
„Ich wollte nicht mehr zurück“, sagte sie mit tränenerstickter Stimme.
Hanni und Nanni nahmen sie in den Arm.
„Ich wusste nicht, was ich mit ihr anfangen sollte“, meinte Katie und zuckte mit den Schultern. „Sie hat gar nichts gesagt. Also habe ich ihr erst mal einen Tee gemacht. Ich dachte, vielleicht muntert es sie auf, ein paar Klamotten anzuprobieren, und irgendwann würde sie schon erzählen, was passiert ist.“
Als Daniela Greg sah, war es vollends um sie geschehen. Sie brach in Tränen aus, rannte zu ihm und warf sich in seine Arme. „Greg … “, schluchzte sie.
Hanni und Nanni sahen sich verdutzt an. Sie hatten bis jetzt noch gar nicht auf Danielas Klamotten geachtet. Katie hatte ihr einen neuen Style verpasst: knallrote Strumpfhosen mit Löchern, einen gelben Minirock und ein zerrissenes giftgrünes T-S hirt. Nur für die Haare hatte sie keine Zeit mehr gehabt.
Nachdem sie sich ein bisschen beruhigt hatte, erzählte Daniela stockend ihren Plan: Sie war überzeugt davon gewesen, dass Greg sie bei sich aufnehmen würde, wenn er sie nur sehen würde. Unentwegt hatte sie versucht, ihn zu erreichen, bis der Akku ihres Handys leer war. Dann war sie allein durch die Straßen geirrt, wollte aber auf keinen Fall zurück und landete schließlich völlig verzweifelt in Katies Boutique. Dort hatte sie irgendwann eingesehen, dass sie Mist gebaut hatte. Aber sie war immer noch zu stolz und schämte sich zu sehr, um zu den anderen zurückzukehren. Außerdem hatte sie sowieso keine Ahnung, wo sie war. Sie hätte den Weg zurück allein nie gefunden. Und ihr Handy funktionierte ja nicht mehr. Umso glücklicher war sie, Hanni, Nanni, Tom und Greg zu sehen. Vor allem war sie glücklich, Greg zu sehen.
Greg nahm sie beiseite und redete anschließend lange mit ihr. Hanni und Nanni riefen unterdessen bei Frau Mägerlein an und gaben Bescheid, dass sie Daniela gefunden hatten.
„Ich dachte schon, ihr seid auch verloren“, klang ihre bebende Stimme aus dem Hörer. Die Zwillinge sahen sich überrascht an. So ängstlich hatten sie Frau Mägerlein noch nie erlebt.
„Wir kommen gleich zurück“, sagten sie.
Sie hatten keine Ahnung, was Greg zu Daniela gesagt hatte. Auf jeden Fall war sie jetzt bereit mitzugehen. Ab und zu warf sie Greg einen traurigen Blick zu. Und nachdem Katie Daniela mehr oder weniger in den Originalzustand zurückverwandelt hatte, brachen sie auf.
Alle scharten sich um Daniela und waren überglücklich über ihre Rückkehr. Frau Mägerlein vergaß vorerst sogar das Schimpfen und hätte Daniela fast auch noch umarmt, wäre ihr die überschwängliche Mademoiselle Bertoux nicht zuvorgekommen.
Hanni stand etwas abseits und sah dem Trubel unbeteiligt zu. Die ganze Zeit schon wollte sie Greg eine Frage stellen. Und jetzt war die Gelegenheit gekommen. Sie tippte ihn an.
„Was hast du denn zu Daniela gesagt?“, fragte sie schüchtern. „Ich meine, du musst es mir natürlich nicht sagen, aber … “
Greg lächelte. „Ich habe ihr gesagt, dass ich sie sehr gern habe.“ Hanni hielt den Atem an. Ihr wurde ganz schwindelig. Sollte Greg tatsächlich in Daniela … „Aber dass ich jemand anderes noch viel gerner habe.“
Wie bitte? Hanni riss die Augen auf. Aber die Art, wie Greg sie ansah … Sie wusste auch nicht, aber sie war plötzlich gar nicht mehr traurig. Eher im Gegenteil.
Kurz darauf verabschiedeten sich alle von den 3Gs und Tom und fuhren zurück nach Tottingham, wo Sandie sogar noch ein spätes Abendessen für sie vorbereitet hatte.
Spät am Abend trafen sich die Lehrer noch zu einer Besprechung im Rittersaal.
„Ich kann das nicht mehr verantworten“, sagte Frau Mägerlein zu Mademoiselle Bertoux und Mister Gordon. Die Suche nach Daniela hatte ihr offensichtlich zugesetzt. „Die Mädchen sind völlig außer Rand und Band. Wer weiß, was noch alles passiert. Nein. Wir fahren morgen früh zurück nach Schloss Lindenhof. Ich werde sofort Frau Theobald benachrichtigen.“
„Aber, aber“, beschwichtigte Mister Gordon sie. „Frau Mägerlein, dafür ist doch auch morgen noch Zeit. Frau Theobald liegt bestimmt schon im Bett.“ Er trat hinter sie und legte beruhigend die Hand auf ihre Schulter.
Frau Mägerlein zuckte zusammen, ließ es aber geschehen.
„Ach, Mägerleinschen“, sagte die Französin. Sie lag mehr, als sie saß, in einem der großen Sessel. Auch
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