Hanni und Nanni - Klassenfahrt nach England
war völlig aufgelöst. „ Mägerleinschen, Mägerleinschen!“, rief sie schon von Weitem und winkte mit einem quietschgelben Schirm, den sie gekauft hatte. „Ich weiß nicht, wie das passieren konntöh … Ganz plötzlisch war sie weg!“
Frau Mägerlein sah sie mit einem durchdringenden Blick an. Aber für eine Auseinandersetzung war jetzt keine Zeit. Das konnte sie auch noch später erledigen. „Wo haben Sie Daniela zum letzten Mal gesehen?“, fragte sie stattdessen.
„Sie war da … na,,ier“, zitterte Mademoiselle Bertoux und zeigte vor sich auf den Boden.
„Wie, hier?“
„Mademoiselle Bertoux“, mischte sich Mister Gordon ein. „In welchem Geschäft haben Sie Daniela denn zuletzt gesehen?“
Die Französin zuckte mit den Schultern und sah sich Hilfe suchend um.
„Also, wir waren alle hier in der Nähe“, sagte Hanni schließlich, wie um Mademoiselle Bertoux in Schutz zu nehmen. „Weit kann sie eigentlich nicht sein. Aber wir haben die Läden und Stände schon abgeklappert. Und auf ihrem Handy haben wir auch schon angerufen. Sie geht nicht ran.“
„Oui, c’est vrai. Genauso ist es“, bestätigte Mademoiselle.
„Also, dann gehen wir doch zuerst einmal zum Treffpunkt zurück, wo uns der Bus erwartet“, schlug Mister Gordon vor. „Vielleicht wartet sie ja dort schon auf uns.“
Unterwegs trafen sie Tom. Als er hörte, dass eins der Mädchen vermisst wurde, bot er sofort an, bei der Suche zu helfen.
„Wenigstens haben wir ein verlorenes Schaf wiedergefunden“, knurrte Mister Gordon. Es sollte streng klingen, aber es war ihm anzusehen, dass er sich freute, Tom wiederzusehen. Er war ja auf St. Claire sein Schüler gewesen.
Zusammen gingen sie zum Treffpunkt. Aber wie befürchtet, war Daniela nicht dort.
Nanni nahm ihre Schwester, Lilly und Erika beiseite. „Sagt mal, habt ihr nicht auch das Gefühl gehabt, dass Daniela heute ein bisschen merkwürdig war?“
Hanni sah Nanni verständnislos an.
„Okay, ich meine, noch merkwürdiger als sonst“, erklärte Nanni.
„Also, seit gestern Abend kann mir Daniela gestohlen bleiben“, sagte Erika. Sie war immer noch sauer, weil Daniela über Ian hergezogen hatte. Und jetzt vermieste sie ihnen auch noch den schönen Stadtbummel.
„Na ja, sie hat sich heute Morgen ziemlich aufgedonnert“, meinte Hanni. „Je länger ich darüber nachdenke … Du hast recht. Sie war auch ganz nervös, nicht wahr?“
„Ja, das finde ich auch. Sie hat dauernd auf ihr Handy gestarrt, als würde sie auf einen Anruf warten. Aber ich glaube, nicht von ihren Eltern. Und dann hat sie so komische Sachen gesagt … “ Nanni stockte und sah die anderen an, als hätte sie eine Erleuchtung. „Ich habe einen Verdacht“, sagte sie ahnungsvoll. „Hanni, Erika, Lilly, erinnert ihr euch an die Jungs aus dem Zug?“
„Na klar!“, rief Lilly. „Die Musikstudenten.“
„Ich glaube, sie hat sich in Greg verliebt“, sagte Nanni. Wie auf Kommando wurde Hanni knallrot. „Und jetzt sucht sie ihn oder hat sich mit ihm verabredet.“ Sie sah ihre Schwester an. „Was ist denn mit dir los?“
„Äh … nichts … “, stotterte Hanni verlegen. „Das wäre doch … Wahnsinn, oder?“
„Ja, aber in ihrem Zustand?“ Nanni zuckte mit den Schultern. „Da ist alles möglich. Ich schlage vor, wir erzählen es Frau Mägerlein und Mademoiselle Bertoux.“
Die anderen waren einverstanden.
Die Lehrer beratschlagten, was zu tun sei. Frau Mägerlein war dafür, sofort die Polizei zu rufen. Mister Gordon und Mademoiselle Bertoux wollten noch einmal alles absuchen.
„Entschuldigung“, sagte Nanni. „Können wir Sie mal sprechen?“
„Jetzt?“, fragte Frau Mägerlein irritiert. Diese Zwillinge kamen immer zum ungelegensten Zeitpunkt.
„Es geht um Daniela. Aber es ist … Na ja, es soll nicht jeder wissen.“
Hanni und Nanni entfernten sich mit den Lehrern ein Stück von der Gruppe und erzählten ihnen von Danielas Problemen: der Trennung ihrer Eltern, ihrer Eifersucht auf Erika und auch von den Jungs im Zug. Greg, Gary und George.
„Sie ist ganz durcheinander gewesen heute. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie Greg angerufen hat. Er hat ihr seine Telefonnummer gegeben, das habe ich gesehen“, endete Nanni schließlich.
„Du meine Güte“, sagte Frau Mägerlein. „Wie sollen wir denn in einer Stadt wie London einen jungen Mann mit dem erstaunlichen Namen Greg ausfindig machen? Außerdem“, sie sah die Zwillinge streng an, „hättet ihr mir das ruhig
Weitere Kostenlose Bücher