Hanni und Nanni - Nannis neue Freundin (German Edition)
auf dem Flur schwarze Hände bedroht.“
Jetzt prusteten alle los.
„Du liest zu viele Horrorberichte in den Zeitschriften!“, grinste Bobby.
„Berge von Illustrierten stapeln sich unter Suses Bett“, bestätigte Katrin.
„Oder dein schlechtes Gewissen verfolgt dich im Traum“, kicherte Carlotta.
„Das ist ja wieder typisch, dass mir niemand glaubt“, ärgerte sich Suse. „Schaut doch! Ich habe jetzt noch eine Gänsehaut!“ Zum Beweis schob sie ihre Ärmel hoch.
Auf den Fluren von Lindenhof war es in der Nacht schon ein wenig unheimlich. Nur hier und da brannte ein schummriges Licht. Aber Gespenster gab es deswegen noch lange nicht. Da waren sich alle einig. Außer Elli vielleicht, die Suse schon in der Nacht wegen ihrer Geschichte wach gerüttelt hatte.
„Das wird ein leichter Wind gewesen sein, der dir durch die Haare gefahren ist“, meinte Hilda. „Bestimmt stand irgendwo ein Fenster auf.“
„Das habe ich Suse heute Nacht auch erklärt“, bemerkte Katrin mit spöttischem Gesicht.
„Aber was, wenn Suse doch recht hat und irgendwer da war?“, fragte Elli ängstlich.
Claudine leckte sich die Marmelade von den Lippen. „Oh ja“, nickte sie mit blitzenden Augen. „Natürlich hat Suse recht. Oder glaubst du, sie hat sich das alles nur ausgedacht? Aber nein! Alte Gemäuer wie Lindenhof haben immer eine unheimliche Geschichte. Ein Verbrechen vor vielen Jahren, das ungesühnt blieb … ein blutbefleckter Schatz … Und die arme Seele geistert bis heute durch die alten Mauern, auf der Suche nach Gold und Juwelen …“
Elli schlug die Hand vor den Mund. „Meinst du wirklich?“, fragte sie entsetzt.
Claudine strahlte sie an. „Aber ja“, nickte sie und biss herzhaft in ihren Toast.
Carla warf Claudine einen strengen Blick zu. „Jetzt hör auf, Angst und Schrecken zu verbreiten“, sagte sie.
Suse verschränkte die Arme. „Denkt, was ihr wollt“, erklärte sie trotzig. „Ich werde die Sache auf jeden Fall Frau Theobald melden. Nie mehr werde ich nachts durch diesen unheimlichen Flur gehen.“
„Und auf keinen Fall machst du dich und die ganze Klasse bei Frau Theobald mit deiner dummen Geschichte lächerlich“, fuhr Bobby dazwischen.
Hilda, Marianne, Carla und die anderen waren derselben Meinung.
„Und wie wollt ihr mich daran hindern?“, fragte Suse störrisch.
Hilda räusperte sich. „Ich würde vorschlagen, dass wir nichts überstürzen. Wenn der Spuk tatsächlich ein zweites Mal stattfinden sollte, dann weckst du mich, und wir gehen auf der Stelle zu Frau Theobald. Selbst wenn es zwölf Uhr nachts ist. Abgemacht?“
Zögernd gab Suse nach. Vielleicht hatte Hilda recht, und es war besser, erst einmal abzuwarten. Allerdings, wenn die anderen erlebt hätten, was sie erlebt hatte … Wenigstens würde Hilda ihr beistehen, wenn die schwarzen Hände ihr ein zweites Mal nachstellen sollten.
Für Olivia gab es an diesem Morgen eine schöne Überraschung. Sie bekam ein riesiges Paket von ihrer Mutter. Sie verschwand damit in ihr Zimmer, wo sie es öffnete. „Danke, Mama“, strahlte sie. „Du bist die Allerbeste!“
Ihre Mutter hatte ins Schwarze getroffen. Sie hatte ihr genau den beigefarbenen, warmen Pullover mit Zackenmuster geschickt, den sie in ihrem Brief beschrieben hatte. Außerdem hatte sie ihr noch ein paar gestreifte T-Shirts und schmale Hosen in Rosa und Blau gekauft. Ganz wie gewünscht.
Sofort probierte Olivia die neuen Sachen an. In der rosa Hose und dem Streifen-T-Shirt ging sie in den Waschraum, um sich in den Spiegeln zu bestaunen. Zwar hingen die Spiegel viel zu hoch, trotzdem war Olivia mit dem, was sie sah, zufrieden. In den neuen Kleidern sah sie Hanni und Nanni ganz schön ähnlich – mehr, als sie je gehofft hatte.
Olivia kehrte in ihr Zimmer zurück. Sie öffnete den Kleiderschrank und zog all die dunklen Sachen heraus, die sie mit nach Lindenhof gebracht hatte. Dann stopfte sie sie in das leere Paket. Die unförmigen Cordhosen, die Flanellblusen, die Wollröcke. Als das Paket vor Kleidern überquoll, hob sie es hoch und trug es zu Frau Walkers Zimmer. Dort klopfte sie an die Tür.
„Einen Moment“, kam es von drinnen. Endlich öffnete Frau Walker. Durch den Türspalt sah Olivia, dass die Lehrerin es sich mit einer Kerze und einer Tasse Tee gemütlich gemacht hatte.
„Hallo Hanni“, sagte Frau Walker und verbesserte sich sofort. „Äh, Olivia. Entschuldigung. Was kann ich für dich tun?“
Im Gegenlicht hatte Frau Walker Olivia für einen
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