Hanni und Nanni - Nannis neue Freundin (German Edition)
doch, was Olivia vermutete? Hatte Hanni etwas gegen sie? Und ging sie ihrer Schwester deswegen gleich mit aus dem Weg?
Bei dem, was sie vorhatten, wollten Hanni, Jenny und Katrin lieber nicht beobachtet werden. So war es verabredet, und daran hielten sich die Freundinnen.
Als Olivia und Nanni zum Kino aufbrachen, hatten sie ein Erlebnis der besonderen Art. Am Eingangsportal saß eine auffallend fette, hässliche Spinne, die sich vor dem kalten Herbst ins Warme gerettet hatte. Nanni hatte schon ein Taschentuch hervorgezogen, um die Spinne mit angewidertem Gesicht ins Freie zu befördern. Da ertönte ein Schrei, der in den langen Gängen widerhallte.
„Nein! Tu’s nicht! Die Spinne gehört mir!“
Erschreckt ließ Nanni die Spinne fallen, die schnellstens zur Wand zurückkrabbelte.
Katrin eilte mit einem Schraubdeckelglas herbei, in dem sich schon drei Fliegen und ein Käfer befanden. Eben wollte die Spinne sich in einen sicheren Mauerriss verkriechen, da hatte Katrin sie schon an einem Bein gepackt und bugsierte das Tier in ihr Schraubglas.
„Lecker“, sagte sie strahlend, marschierte an den beiden Mädchen vorbei in den herbstlich nassen Park hinaus und begann die Laubhaufen durchzuwühlen, die der Gärtner gestern erst zusammengerecht hatte.
Nanni und Olivia schauten sich erstaunt an. War Katrin jetzt völlig verrückt geworden?!
Olivia hakte sich bei Nanni ein. „Lass uns losgehen“, schlug sie vor. „Sonst verpassen wir noch den Anfang vom Film.“
Katrin konnte es nicht fassen. Wohin hatten sich die vielen Insekten, die sie im Sommer piesackten, bloß verkrochen? All die Krabbler und Stechmücken? Wo waren sie jetzt? Sie musste unbedingt die Verstecke finden. Denn die paar Bissen, die sie bisher im Haus gesammelt hatte, würden Levin und Leonie nicht mal als Zwischenmahlzeit reichen.
Katrin suchte in den kahlen Rosenbeeten, an der Fassade, in den Gemüsebeeten. Vergeblich. Als sie schon fast keine Hoffnung mehr hatte, grub sie noch ein paar magere Insekten unter einer Mulchschicht hervor. Eben wollte sie die ins Schraubglas stecken, da musste sie feststellen, dass die dicke Fliege aus dem Gemeinschaftsraum und die paar mageren Käfer bereits tot waren. Die Spinne hatte die anderen Insekten genüsslich ausgesaugt, während Katrin noch nach weiteren Krabbeltieren gesucht hatte.
„Oh nein!“, schimpfte sie. „Du gefräßiges Ungetüm! Das Futter war nicht für dich bestimmt!“ Am liebsten hätte sie die Spinne zur Strafe im kalten Park ausgesetzt und sie ihrem Schicksal überlassen. Aber mit Rücksicht auf die hungrigen Fledermäuse ließ sie es dann doch bleiben.
Entnervt gab Katrin es auf. Mit der jämmerlichen Spinne als einziger Beute erschien sie bei Hanni und Jenny auf dem Zimmer. „Ich hoffe, ihr habt mehr Glück gehabt“, sagte sie düster. „Sonst sehe ich schwarz für Leonie und Levin.“
Jenny und Hanni waren ebenfalls auf die Pirsch gegangen und hatten gesammelt, was ihnen vor die Nase gekrabbelt oder gebrummt war. Leider hatten sie auch nicht mehr Erfolg gehabt als Katrin.
Jenny hatte in der Bücherei einen winzigen Bücherskorpion entdeckt, der richtige kleine Scheren hatte. Katrin, die sich für jedes Tier begeistern konnte, schaute fasziniert zu, wie dieses seltsame Krabbeltier in Jennys Glas seine Scheren schwenkte.
Aber ob Fledermäuse Skorpione fraßen? Die Freundinnen entschieden sich, dem kleinen Bücherskorpion die Freiheit zu schenken. Feierlich setzten sie ihn auf dem dicksten Lexikon der Bücherei aus.
„Irgendwann begegnen wir uns bestimmt einmal wieder, kleiner Skorpion“, grinste Jenny zum Abschied.
Leider war das Problem Fledermausfutter damit aber nicht gelöst.
Katrin war verzweifelt. „Leonie und Levin sind bestimmt schon ganz verrückt vor Hunger“, jammerte sie. „Ich weiß nicht, wie lange sie noch durchhalten.“
„Kellerasseln!“, sagte Jenny, und ihre Augen blitzten.
Hanni und Katrin verstanden nicht gleich.
„Kellerasseln“, wiederholte Jenny. „Stehen nicht auch Kellerasseln auf dem Speiseplan von Fledermäusen?“
„Natürlich“, nickte Katrin aufgeregt. „Jenny, du bist wirklich genial!“
Zwar war der Vorratskeller normalerweise abgeschlossen. Doch der Schlüssel, sagte Jenny, hing am Brett in der Speisekammer. Erst am Abend wurde die Speisekammer abgeschlossen.
Die Köchin fürchtete wohl, dass sonst ihre Würstchen, Pasteten und Puddings nicht sicher waren, und damit hatte sie wahrscheinlich auch recht. Den
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