Hanni und Nanni - Nannis neue Freundin (German Edition)
Speisekammerschlüssel nahm sie für gewöhnlich mit nach Hause.
Ganz wohl war Katrin, Hanni und Jenny nicht bei ihrem Plan, heimlich in den von der Köchin so gut bewachten Keller einzudringen. Doch sie hatten zwei hungrige Mäuler zu stopfen!
Jetzt, am Wochenende, war in der Küche nicht so viel Betrieb wie in der Woche. Sie mussten also nur einen günstigen Augenblick erwischen, in dem sie den Schlüssel zum Vorratskeller unbemerkt entwenden konnten.
Hanni, Jenny und Katrin lauerten auf dem Gang vor der Küche. Ein paar Erstklässlerinnen rannten vorbei. Dann kam das Küchenmädchen Ruby, die sich außergewöhnlich schick herausgeputzt hatte, mit Lippenstift und Föhnwelle.
Endlich war die Luft rein. Vorsichtig schob Hanni die Tür auf. Die Küche war leer. Der Schlüssel zur Speisekammer steckte. Hanni schloss auf.
Jenny hatte recht. Hinter der Tür fanden sie das Schlüsselbrett. Dort hingen zwei kleinere Schlüssel und ein riesig großer.
„Welcher ist der richtige?“, flüsterte Hanni.
„Der große sieht aus, als würde er in das Schloss eines Burgtors passen“, wisperte Jenny. „Der ist es ganz bestimmt nicht.“
„Wir nehmen einfach die kleinen Schlüssel mit“, bestimmte Katrin. „Dann können wir sie beide ausprobieren. Macht schnell! Sonst kommt noch jemand.“
Hastig steckten sie die Schlüssel ein, schlichen hinaus und schlossen die Speisekammer hinter sich zu. Sie wollten eben aus der Küche verschwinden, da hörten sie Schritte und dann ein Schnaufen vor der Tür.
Hanni, Jenny und Katrin wollten zurück in die Speisekammer. Doch zu spät! Wie auf Kommando gingen die Freundinnen hinter dem riesigen Herd in Deckung.
Im selben Moment wurde die Tür quietschend aufgeschoben, und Mamsell schaute herein. Sie hatte sich für ihr freies Wochenende in der Bibliothek einen dicken französischen Wälzer ausgeliehen. Den wollte sie gemütlich in ihrem Zimmer lesen, während sie sich das herrliche Nougat aus Montélimard gönnte, zusammen mit einer Tasse gutem Kaffee. Doch als sie drei Löffel Zucker in ihre Tasse tun wollte, fiel ihr auf, dass die Dose schon wieder leer war.
Mamsell sah sich in der Küche um. „Keiner da“, murmelte sie. „Auch gut.“ Sie wusste ja, wo der Zucker war. Mamsell ging zum Schiebeschrank hinüber.
So leise und hastig sie konnten, krochen Hanni, Jenny und Katrin im selben Augenblick um den Herd herum, damit Mamsell sie nicht entdeckte. Sie hielten den Atem an.
Mamsell stutzte. Sie hörte ein Quietschen. Ganz deutlich. Oder eher ein Schnaufen? Sie sah sich in der Küche um. Doch da war niemand.
Mamsell runzelte besorgt die Stirn. „Mon Dieu! Ich muss mir wohl mal wieder die Ohren durchspülen lassen.“
Wieder war ein leises Quietschen zu hören. Als wäre jemand auf eine Maus getreten. Katrin drückte die Hand fester auf den Mund. Die Tränen traten ihr in die Augen vor unterdrücktem Lachen.
Mamsell seufzte kopfschüttelnd. Sie hätte schwören können, dass da etwas gequietscht hatte. Oder hatte sie sich getäuscht? „Man wird alt“, murmelte sie in sich hinein. Dann nahm sie den Zucker aus dem Schrank. „Dreizehn, vierzehn, fünfzehn“, zählte sie die Löffel in ihre Zuckerdose. „Und vergesslich wird man auch“, seufzte sie. Damit nahm sie ihre Dose und ging hinaus, ihrem behaglichen Zimmer entgegen, wo ihr gemütlicher Sessel schon auf sie wartete.
Hinter dem Herd gaben sich Hanni, Katrin und Jenny allergrößte Mühe, nicht vorzeitig herauszuplatzen. Mamsells schwere Schritte waren noch auf dem Gang zu hören. Die drei bebten vor unterdrücktem Lachen. Katrins Kopf war bereits rot wie eine Tomate.
Endlich war es still auf dem Flur. Die drei prusteten los.
„Oh, Mamsell!“, japste Hanni.
„Wenn sie jetzt auch noch etwas über ihre Augen oder ihre Füße gesagt hätte“, kiekste Jenny, „dann wäre ich geplatzt.“
„Ich auch!“, gickelte Katrin und hielt sich den Bauch.
„Hört auf zu lachen“, bettelte Hanni keuchend. „Ich kriege keine Luft mehr!“
„Oh, war das komisch!“, rief Jenny. Wieder hallte eine Lachsalve durch die Küche. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis der letzte Lacher verstummt war.
„Los jetzt!“, trieb Katrin die Freundinnen an. „Schließlich müssen die Schlüssel wieder an ihrem Platz sein, ehe die Vorbereitungen fürs Abendessen beginnen.“
Eilig huschten die drei von der Küche über den Flur zur Kellertür. Zu ihrem Glück war niemand auf ihr schallendes Lachen aufmerksam geworden.
Hanni
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