Hanni und Nanni - Nannis neue Freundin (German Edition)
überhaupt nicht leiden. Sie hat furchtbar herumgeschimpft und hatte überhaupt kein Verständnis …“
„Unsere Cousine“, seufzte Hanni.
„Du musst Elli verstehen“, erklärte Nanni. „Sie ist vor nicht allzu langer Zeit zu uns umgezogen. Und nun muss sie schon wieder in ein neues Zimmer.“
Olivia verstummte. Sie wollte keinen Fehler machen. Elli war also die Cousine der Zwillinge. Hoffentlich nahmen sie ihr die bösen Worte nicht übel!
„Sollen wir dir beim Auspacken helfen?“, bot Nanni an, weil Olivia immer noch reglos auf ihrem Bett saß. Sie selbst musste ihr Bett ja auch noch beziehen. Und bald würde es zum Abendessen läuten. Ewig konnte sie sich also nicht mehr Zeit lassen.
Schon begann sie mit geschickten Händen, Olivias Sachen in dem schmalen Schrank zu verstauen. Lauter dunkelfarbige Pullover, Blusen und Hosen, grau in grau, dunkelblau, dunkelgrün. Keine fröhlichen Farben waren darunter. Vielleicht fühlte Olivia sich noch ein bisschen verloren, dachte Nanni. Saß sie deswegen so untätig herum?
Hanni dagegen begann ihr Bett zu beziehen. Nanni war die Gutmütigere von ihnen beiden. Hanni wiederum fand, dass Olivia sich regelrecht bedienen ließ. Sie mochte ja Heimweh haben, aber sie hatte nicht den Arm in Gips.
„Deine Schuhe und den Mantel bringen wir gleich in die Garderobenräume“, erklärte Nanni. „Da kannst du auch deine Regenbekleidung aufbewahren.“
Hilflos sah Olivia zu, wie ihre Kleider ganz von selbst in den Schrank wanderten. „Frau Theobald hat so lieb von euch geredet“, sagte sie. „Und ich finde euch noch viel netter, als sie es beschrieben hat.“
Hanni hielt inne. Merkte Nanni gar nicht, dass Olivia sich alle Mühe gab, ihnen zu gefallen, indem sie sie umschmeichelte? Hanni war das unangenehm. Doch ihre Schwester schien das nicht zu stören. Endlich waren die Kleider verstaut.
„Ihr habt so schöne Pullover“, bemerkte Olivia traurig. „So einen hätte ich auch gerne.“
Nanni legte Olivia den Arm um die Schulter. „Na, komm, auf Kleider kommt es hier doch nun wirklich nicht an. In Lindenhof wird es dir gefallen. Du brauchst überhaupt keine Angst zu haben.“
Olivias Augen begannen wieder feucht zu werden. Sie sah von einer zur anderen. „Wahrscheinlich habt ihr recht. Versprecht mir, dass wir ab jetzt Freundinnen sind und dass ihr mich nie im Stich lasst.“
Nanni lächelte. „Versprochen!“
Und so schlug auch Hanni in Olivias offene Hand ein, obwohl ihr die Sache ziemlich seltsam vorkam. Das ging ihr alles viel zu schnell.
Heimlichkeiten
Elli schleppte einen nur notdürftig zusammengeklappten Koffer, aus dem ihre Kleider hervorquollen, in Katrins und Suses Zimmer. Als die Hausmutter ihr erklärt hatte, dass sie ihr Bett bei Hanni und Nanni räumen müsste, war sie mit dem Auspacken schon fast fertig gewesen.
Mit bitterer Miene begann sie jetzt ihre Hosen und Blusen ein zweites Mal in den Schrank einzuräumen. Suse Naylor, ihre neue Zimmergenossin, lag auf dem Bett und blätterte gelangweilt in einer Zeitschrift. Ihr wäre es lieber gewesen, wenn das dritte Bett leer geblieben wäre. Aber sie fragte ja keiner.
Elli zog empört die Augenbrauen hoch. Das hatte sie sich ja gedacht: Vor allem die empfindlichen Blusen waren durch den Umzug schrecklich zerknittert. Und alles nur wegen dieser wasseräugigen Olivia! Wenn sie daran dachte, dass sie erst kürzlich umgezogen war! Vor nicht allzu langer Zeit hatte Ellis Mutter dafür gesorgt, dass sie das Zimmer ihrer besten Freundin räumen musste. Angela von Faber hatte Stil, gute Manieren und sah zudem fabelhaft schön aus, fand Elli. Damals hatte sie wenigstens in das Zimmer ihrer Cousinen Hanni und Nanni umziehen müssen. Aber jetzt schob man sie schon wieder herum. Das war nicht gerecht! Warum hatte die Hausmutter nicht Jenny gebeten, das Zimmer zu wechseln? Oder Carlotta?
Über Suse als neue Nachbarin war Elli auch nicht gerade erfreut. Suse hatte sich zwar gegenüber ihrer ersten Zeit in Lindenhof sehr gebessert, aber Elli ärgerte sich immer noch über ihre Überheblichkeit und ihre schlechten Manieren. Und dies umso mehr, wenn sie an ihre Freundin Angela dachte …
Suse sah auf. „Hör zu: Die Baronin von Appelplock“, las sie laut vor. „Appelplock … das ist doch ganz in der Nähe … also, die Baronin hat sich bis heute nicht von dem Überfall beim traditionellen St.-Johannis-Dinner erholt, der nun mittlerweile fünf Jahre zurückliegt. Damals hatte ein Räuber ihr und allen
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