Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Titel: Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
Vom Netzwerk:
Kolnas?«
    »Ich bin Kléber, französischer Bürger, und ich rufe jetzt die Polizei.«
    »Lassen Sie sie mich doch für Sie rufen.« Hannibal stellte das Weinglas ab und griff nach dem Telefon. »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich gleichzeitig bei der Kommission für Kriegsverbrechen anrufe? Selbstverständlich erstatte ich Ihnen die Gebühr für den Anruf.«
    »Lecken Sie mich doch am Arsch! Rufen Sie meinetwegen an, wen Sie wollen. Sie können die Polizei ruhig alarmieren, das ist mein voller Ernst. Sonst mache ich es. Ich habe Papiere, ich habe Freunde.«
    »Und ich habe Kinder. Ihre.«
    »Was soll das jetzt wieder heißen?«
    »Ich habe beide. Ich war in Ihrem Haus in der Rue Juliana. Ich bin in das Zimmer mit dem großen Stoffelefanten gegangen und habe sie mitgenommen.«
    »Sie lügen.«
    »Nimm das Mädchen, sie stirbt sowieso. Das haben Sie doch gesagt. Erinnern Sie sich noch? Wie Sie mit Ihrer Schüssel immer hinter Grutas hergeschlichen sind? Ich habe Ihnen übrigens etwas mitgebracht.« Hannibal fasste hinter sich und warf den blutigen Beutel auf den Tisch. »Wir könnten mal wieder gemeinsam etwas kochen – wie in alten Zeiten.« Er ließ Mischas Armreif auf den Küchentisch fallen, der sich drehte und drehte, bis er endlich zum Liegen kam.
    Aus Kolnas’ Kehle kam ein ersticktes Würgen. Zunächst brachte er es nicht über sich, den Beutel mit seinen zitternden Händen anzufassen, doch dann begann er hektisch daran zu reißen, zerrte an dem blutigen Pergamentpapier darin, riss es auf, bis er auf Fleisch und Knochen stieß.
    »Es sind nur ein Rinderbraten, Herr Kolnas, und eine Melone. Ich habe sie in den Markthallen von Paris gekauft, Aber sehen Sie jetzt, was das für ein Gefühl ist?«
    Kolnas warf sich über den Tisch, seine blutigen Hände griffen nach Hannibals Gesicht, aber er hatte keinen Halt mehr unter den Füßen, und Hannibal packte ihn einfach und zog ihn auf den Boden. Dann ließ er die Pistole auf seinen Kopf niedersausen, gar nicht besonders fest, und Kolnas gingen die Lichter aus.
    Hannibals blutverschmiertes Gesicht sah aus wie die dämonischen Fratzen in seinen Träumen. Er schüttete Kolnas Wasser ins Gesicht, bis der die Augen öffnete.
    »Wo ist Katerina?«, fragte Kolnas. »Was haben Sie mit ihr angestellt?«
    »Sie befindet sich in Sicherheit, Herr Kolnas. Ihr ist nichts geschehen. Sie können den Puls an ihrer Schläfe Wiedersehen. Ich gebe sie Ihnen zurück, wenn Sie mir Lady Murasaki bringen.«
    »Wenn ich das tue, kann ich mein Testament machen.«
    »Nein. Grutas wird festgenommen werden, und an Ihr Gesicht werde ich mich nicht erinnern können. Sie kommen um Ihrer Kinder willen davon.«
    »Woher soll ich wissen, dass sie noch am Leben sind?«
    »Ich schwöre bei der Seele meiner Schwester, dass Sie ihre Stimmen hören werden. Ihnen ist nichts geschehen. Helfen Sie mir, oder ich bringe Sie um und lasse die Kinder verhungern. Wo ist Grutas? Wo ist Lady Murasaki?«
    Kolnas schluckte, verschluckte sich an dem Blut in seine» Mund. »Grutas hat ein Hausboot, er ist damit auf den Kanälen unterwegs. Zur Zeit ist er auf dem Canal du Loing, südlich von Nemours.«
    »Wie heißt das Boot?«
    »Christabel. Sie haben mir Ihr Wort gegeben – wo sind meine Kinder?«
    Hannibal ließ Kolnas aufstehen. Er griff nach dem Telefon neben der Registrierkasse, wählte eine Nummer und reichte ihm den Hörer.
    Zuerst erkannte Kolnas die Stimme seiner Frau nicht. Und dann: »Hallo! Hallo! Astrid? Sieh nach den Kindern, lass mich mit Katerina reden ... Tu einfach, was ich sage!«
    Als Kolnas die verdutzte schläfrige Stimme des geweckten Kindes hörte, veränderte sich sein Gesicht. Zuerst tiefe Erleichterung und dann eine seltsame Ausdruckslosigkeit, während sich seine Hand bereits auf die Pistole zubewegte, die auf dem Bord unter der Kasse lag. Er ließ seine Schultern sinken. »Sie haben mich reingelegt, Herr Lecter.«
    »Ich habe mein Wort gehalten. Ich werde Sie verschonen, aber nur um Ihrer Kinder ...«
    Mit der großen Webley in der Hand wirbelte Kolnas herum. Hannibals Faust schoss blitzschnell darauf zu, die Pistole ging neben ihnen los, und Hannibal stieß Kolnas den Tanto-Dolch von unten ins Kinn, sodass die Spitze oben wieder aus dem Kopf herauskam.
    Der Telefonhörer baumelte an der Schnur hin und her. Kolnas fiel vornüber aufs Gesicht. Hannibal drehte ihn auf den Rücken, setzte sich eine Weile auf einen Barhocker und sah ihn an. Kolnas’ Augen standen offen und wurden bereits

Weitere Kostenlose Bücher