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Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Titel: Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Straße gespannte Kette gesperrt, die mit einem Vorhängeschloss an zwei Betonpfosten befestigt war. Außen war das Schloss rostig, aber innen war es gut geölt. Ein Schild warnte auf Russisch, Litauisch und Polnisch: ›Achtung Blindgänger, Zutritt verboten‹.
    Dortlich stieg aus dem Lkw, öffnete das Vorhängeschloss und ließ die Kette zu Boden fallen. Feldwebel Svenka fuhr darüber. Der Kies war von Büscheln wuchernden Unkrauts durchzogen, das mit einem rauen Rascheln über die Unterseite des Lkw streifte.
    Svenka fragte: »War es hier, wo das gesamte Personal des Kraftwerks ... ?«
    »Ja«, schnitt ihm Dortlich das Wort ab.
    »Glauben Sie, es gibt hier wirklich Minen?«
    »Nein. Und wenn ich mich täuschen sollte, erzählen Sie es nicht weiter.« Es war nicht Dortlichs Art, anderen mehr als das Nötigste anzuvertrauen, und der Umstand, dass er auf Svenkas Hilfe angewiesen war, trug nicht dazu bei, seine Laune zu bessern.
    Nicht weit von den rissigen, verkohlten Fundamenten des Kraftwerks stand eine auf einer Seite versengte Wellblechhütte.
    »Halten Sie bei dem gebüschbewachsenen Hügel dort drüben an«, sagte Dortlich. »Und holen Sie die Kette hinten raus.«
    Dortlich befestigte die Kette an der Anhängerkupplung des Lasters und schüttelte den Knoten, damit sich die Glieder lockerten. Nach einigem Suchen fand er im Gebüsch eine hölzerne Palette. An ihr befestigte er das andere Ende der Kette. Dann winkte er den Lkw nach vom, bis die von Gebüsch überwucherte Palette sich so weit von der Stelle bewegt hatte, dass darunter die Metalltüren eines Luftschutzbunkers zum Vorschein kamen.
    »Nach dem letzten Luftangriff setzten die Deutschen hier Fallschirmjäger ab, um die Übergänge über die Neris zu sichern«, sagte Dortlich. »Das Personal des Kraftwerks brachte sich in diesem Luftschutzbunker in Sicherheit. Ein Fallschirmjäger klopfte an die Tür, und als sie ihm öffneten, warf er eine Phosphorgranate hinein. War nicht einfach sauber zu machen. Dauert einen Moment, sich an den Geruch zu gewöhnen.« Während er das erzählte, entfernte Dortlich die drei Vorhängeschlösser von der Tür.
    Der Schwall abgestandener Luft, der Svenka entgegenschlug, als sie die Metalltür schließlich hochklappten, hatte einen Beigeschmack von Verbranntem. Dortlich machte seine batteriebetriebene Laterne an und stieg die steile Metalltreppe hinunter. Svenka holte tief Luft und folgte ihm. Das Innere des Bunkers war weiß gestrichen, an den Wänden standen mehrere Reihen einfacher Holzregale. Auf ihren Borden waren Kunstgegenstände gelagert: in Lumpen eingeschlagene Ikonen und zahlreiche nummerierte zylindrische Landkartenbehälter, deren mit einem Stück Draht verschlossene Deckel mit Wachs versiegelt waren. Im hinteren Teil des Luftschutzbunkers befanden sich leere Bilderrahmen, einige mit Löchern, in denen sich Heftzwecken befunden hatten, andere mit den fransigen Rändern hastig herausgeschnittener Gemälde.
    »Schaffen Sie alles nach draußen, was auf diesem Bord da ist, und auch die Sachen, die dort stehen«, sagte Dortlich. Er nahm mehrere in Wachstuch verpackte Gegenstände, stieg nach oben und ging mit Svenka zu der Wellblechhütte, in der auf zwei Sägeböcken ein prunkvoller Eichensarg mit dem Abzeichen des Meer- und Flussarbeiterbunds Klaipeda stand. Der Sarg hatte eine Ziergriffstange, und der untere Teil war dunkler wie der bis zur Wasserlinie in einer anderen Farbe gestrichene Rumpf eines Bootes, alles in allem ein Modell, das sich sehen lassen konnte.
    »Das Seelenschiff meines Vaters«, sagte Dortlich. »Bringen Sie mir mal die Kiste mit Watteresten dort. Es kommt vor allem darauf an, dass nichts klappert oder klimpert.«
    »Wenn es klappert, werden sie denken, es sind seine Knochen«, sagte Svenka.
    Dortlich gab ihm eine Ohrfeige. »Etwas mehr Respekt bitte. Bringen Sie mir den Schraubenzieher.«

42

    Hannibal ließ das schmutzige Zugfenster herunter und schaute, wie sich der Zug durch hohe nachgewachsene Linden und Kiefernbestände auf beiden Seiten der Gleise wand. Plötzlich sah er in gut einem Kilometer Entfernung die Türme von Burg Lecter vorbeiziehen. Drei Kilometer weiter hielt der Zug unter lautem Quietschen und Schnaufen an der Auffüllstation Dubrunst an. Einige Soldaten und ein paar Arbeiter stiegen aus, um auf das Gleisbett zu urinieren. Auf ein scharfes Wort des Schaffners hin kehrten sie den Personenwaggons dabei wenigstens den Rücken zu.
    Hannibal hatte sich seinen Rucksack

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