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Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Titel: Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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des Tanks hatten sich dicht um ihn gedrängt und starrten ihn aus milchigen Augen an, und er versuchte, mit den Schultern ihre verschrumpelten Hände von sich zu stoßen.
    Hannibal untersuchte den Inhalt von Milkos Geldbörse. Dann fischte er eine Hundemarke aus seiner Hosentasche und legte sie neben Milkos Ausweis auf den Rand des Tanks.
    »Zigmas Milko. Guten Abend.«
    Milko hustete und prustete. »Ich habe mit den anderen schon über alles gesprochen. Ich habe Ihnen Geld mitgebracht. Eine Entschädigung. Wir möchten, dass Sie das Geld kriegen. Ich habe es dabei. Ich bringe Sie an den Ort, wo es versteckt ist.«
    »Das hört sich ja an wie ein richtig toller Plan. Sie haben so viele umgebracht, Milko. So viel mehr als diese hier. Spüren Sie sie? Da drinnen im Tank bei Ihnen? Ganz dicht um Sie herum? Das da an Ihrem Fuß, das ist ein Kind, das bei einem Brand umgekommen ist. Alter als meine Schwester und teilweise gegrillt.«
    »Ich weiß nicht, was Sie wollen.«
    Hannibal streifte sich einen Gummihandschuh über. »Hören, was Sie über meine Schwester zu erzählen haben, die Sie damals aufgegessen haben.«
    »Das war ich nicht.«
    Hannibal drückte Milko mit dem Kopf in die Konservierungsflüssigkeit. Er ließ sich Zeit, bevor er nach der Haltekette griff und ihn wieder hochzog. Um seine Augen auszuspülen, schüttete er ihm Wasser ins Gesicht.
    »Sagen Sie das nicht noch einmal«, warnte ihn Hannibal.
    »Es ging uns allen schlecht, richtig schlecht«, stieß Milko atemlos hervor, sobald er wieder in der Lage war, zu sprechen. »Die Hände erfroren, die Füße halb abgefault. Was wir getan haben, haben wir nur getan, um am Leben zu bleiben. Grutas hat es ganz schnell gemacht, sie hat gar nicht... und Sie haben wir doch am Leben gelassen, wir ...«
    »Wo ist Grutas?«
    »Wenn ich Ihnen das sage, darf ich Sie dann zu der Stelle bringen, wo das Geld versteckt ist? Es ist eine Menge, alles in Dollars. Aber es gäbe noch wesentlich mehr Geld zu holen. Wir könnten sie erpressen – mit allem, was ich weiß, und mit Ihren Beweisen.«
    »Wo ist Grentz?«
    »In Kanada.«
    »Richtig. Ausnahmsweise mal die Wahrheit. Und wo ist Grutas?«
    »Er hat in der Nähe von Milly-le-Forêt ein Haus.«
    »Wie nennt er sich inzwischen?«
    »Seine Firma heißt Satrug GmbH.«
    »Hat er meine Bilder verkauft?«
    »Nur ein einziges Mal, um eine größere Menge Morphium zu bekommen, aber sonst nicht. Wir können sie Ihnen wiederbeschaffen.«
    »Haben Sie schon mal in Kolnas’ Restaurant gegessen? Die Eisbecher sind jedenfalls nicht übel.«
    »Ich habe das Geld im Laster.«
    »Letzte Worte? Eine Abschiedsrede?«
    Milko öffnete den Mund, um etwas zu sagen, und Hannibal klappte mit einem lauten Knall die schwere Abdeckung des Tanks nach unten. Zwischen dem Deckel und der Oberfläche der Konservierungsflüssigkeit blieben kaum zwei Zentimeter Luft zum Atmen. Hannibal verließ den Raum, während Milko wie ein Hummer in einem Kochtopf gegen den Deckel stieß. Die Gummiabdichtungen quietschten auf der Farbe, als Hannibal die Tür hinter sich schloss.

    Als er in den Sektionssaal zurückkehrte, stand Inspektor Popil an seinem Arbeitstisch und betrachtete die Zeichnung.
    Hannibal griff nach der Schnur neben dem Eingang und zog daran, worauf sich der große Lüftungsventilator ratternd in Bewegung setzte.
    Das Geräusch ließ Popil aufschauen. Hannibal wusste nicht, was der Inspektor alles gehört hatte. Milkos Revolver lag unter dem Tuch zwischen den Beinen des Sezierten.
    »Inspektor Popil.« Hannibal griff nach einer Spritze mit Färbemittel und injizierte es der Leiche. »Wenn Sie mich einen Moment entschuldigen würden, aber ich muss das noch schnell aufbrauchen, bevor es wieder hart wird.«
    Hannibal verzog keine Miene. Er wischte die Spitze der Injektionsnadel ab.
    »Sein Gesicht wurde gegessen«, sagte Popil.
    »Das waren sicher die Raben. Im Wald wimmelt es nur so von ihnen. Über den Fressnapf des Hundes machten sie sich auch immer sofort her, sobald er ihnen den Rücken zukehrte.«
    »Raben, die sich ein Schisch Kebab grillen?«
    »Haben Sie das Lady Murasaki gegenüber erwähnt?«
    »Nein. Kannibalismus kam an der Ostfront immer wieder vor, als Sie noch ein Kind waren, und zwar nicht gerade selten.« Popil kehrte ihm den Rücken zu und beobachtete ihn in der Scheibe eines Glasschranks. »Aber das wissen Sie sicher, nicht? Sie waren ja selbst da. Und Sie waren vor vier Tagen in Litauen. Sie sind mit einem ordnungsgemäß ausgestellten

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