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Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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sind, und erzählen Sie es mir, Haben Sie vor den Augen Ihrer toten Familie versagt? Würden die es wollen, daß Sie alles schlucken? Welche Auffassung vom Schicksal hatten sie? Sie können genau so stark sein, wie Sie es sich wünschen. Sie sind eine Kriegerin, Clarice. Der Feind ist tot. Das Baby in Sicherheit. Sie sind eine Amazone. Die stabilsten Elemente des Periodensystems, Clarice, stehen in der Mitte, ungefähr zwischen Eisen und Silber. Zwischen Eisen und Silber. Das genau denke ich, ist Ihnen angemessen.
    Hannibal Lecter
    P. S. Sie schulden mir, wie Sie wissen, noch immer eine Auskunft. Erzählen Sie mir, ob Sie immer noch vom Schreien der Lä mmer hochschrecken. Plazieren Sie an einem beliebigen Sonntag in der Seufzerspalte der inländischen Ausgabe der Times, des International Herald Tribüne und der China Mail eine Anzeige. Geben Sie als Empfänger A, A. Aaron an, damit sie als die zuoberst plazierte Anzeige erscheint, und zeichnen Sie mit Hannah.
    Während sie las, glaubte Starling das Geschriebene von derselben Stimme gesprochen zu hören, die sie verspottet und durchbohrt hatte, die in ihr Leben eingedrungen war und die sie in dem Hochsicherheitstrakt der Nervenheilanstalt durchleuchtet hatte, als sie gezwungen gewesen war, Hannibal Lecter ihr Innerstes im Austausch gegen dessen alles entscheidende Wissen über Buffalo Bill preiszugeben. Das metallische Kratzen dieser selten gebrauchten Stimme erklang noch immer in ihren Träumen. An der Küchendecke hatte in einer Ecke eine Spinne ein neues Netz gesponnen. Starling starrte es an, während sich ihre Gedanken überschlugen. Dankbar und traurig, traurig und dankbar. Dankbar für die Hilfe, dankbar sah sie einen Weg der Heilung für sich. Dankbar und traurig, daß Dr. Lecters Remailing Service in Los Angeles billige Aushilfskräfte angeheuert haben mußte - sie hatten eine Frankiermaschine benutzt. Jack Crawford wie auch die Postbehörde und das Labor würden entzückt sein von dem Brief.

KAPITEL 6
    Der Raum, in dem Mason sein Leben zubringt, ist ruhig, hat aber seinen eigenen gedämpften Pulsschlag, das Zischen und Ächzen des Sauerstoffapparats, der es ihm erlaubt, Atem zu schöpfen. Es ist dunkel, mit Ausnahme des Lichtscheins, der von dem großen Aquarium ausgeht, in dem sich ein exotischer Aal, dem Zeichen für Unendlichkeit gleich, in endlosen Achten windet. Die Bewegungen des Tieres zaubern ein Schattenspiel an die Decke, das an im Wind flatternde Seidenbänder erinnert. Masons Haar liegt, zu einem dicken Zopf geflochten, eingerollt auf dem Gehäuse des Atemgeräts auf seiner Brust. Der Kopfteil des Bettes ist leicht angewinkelt. Eine Vorrichtung, die wie eine Panflöte aussieht, schwebt vor seinem Gesicht. Masons lange Zunge gleitet zwischen seinen Zähnen hervor. Sie umschlingt das Ende eines der Röhrchen. Mit dem nächsten Schub des Sauerstoffapparats pustet er hinein. Sofort meldet sich aus einem Lautsprecher an der Wand eine Stimme: »Ja, Sir.« »Den Tattler, bitte.« Der Anfangsbuchstabe B ist verlorengegangen, ansonsten klingt die Stimme tief und voll, eine Radiostimme. »Auf Seite eins steht -« »Lies es mir nicht vor. Auf den Schirm damit.« Die Buchstaben m und v haben sich aus Masons Rede verflüchtigt. Der große Bildschirm, der im Raum zu schweben scheint, beginnt zu knistern. Sein bläulich-grünes Glühen geht ins leicht Rötliche über, als das rote Impressum des National Tattler erscheint. »TODESENGEL CLARICE STARLING, DIE KILLERMASCHINE DES FBI«, liest Mason während dreier langsamer Atemzüge seines Geräts. Er kann die Bilder zoomen. Nur einer der beiden Arme liegt auf der Bettdecke. Er ist in der Lage, einige Bewegungen mit seiner Hand auszuführen. Wie eine bleiche Spinnenkrabbe tastet sie sich mehr durch die Bewegung der Finger als mit Hilfe des unbrauchbaren Armes vorwärts. Da Mason seinen Kopf nicht weit drehen kann, um etwas zu sehen, berührt er die Dinge mit Zeige- und Mittelfinger wie mit Fühlern, während der Daumen, der Ringfinger und der kleine Finger die Hand hin und her bewegen. Er findet die Fernbedienung, mit der er zoomen und die Seiten umblättern kann. Mason liest langsam. Von der Schutzvorrichtung über dem ihm verbliebenen Auge ertönt zwe imal pro Minute, wenn sie Feuchtigkeit auf den lidlosen Augapfel sprüht, ein kaum vernehmbares Zischen. Immer wieder beschlägt dadurch die Linse. Er braucht zwanzig Minuten, um den Leitartikel und die Spalte über Starling zu lesen. »Wirf das Röntgenbild auf

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