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Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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einen Haftbefehl vollstreckt, geschweige denn sich Kugeln ausgesetzt oder Glassplitter aus dem Haar gekämmt. Anfänglich wichen die Männer ihrem Blick aus. Dann, wie auf ein geheimes Kommando, richteten sie ihre geballte Aufmerksamkeit auf sie. Das Ganze hatte etwas von einem umherstreunenden Rudel, das sich plötzlich gegen ein krankes Mitglied in seiner Mitte wendet. »Nehmen Sie Platz, Agent Starling.« Ihr Boß, Special Agent Clint Pearsall, fuhr sich über das fleischige Handgelenk, als ob seine Uhr ihn schmerzte. Ohne ihr in die Augen zu schauen, wies er auf einen Armstuhl gegenüber der Fensterfront. Der Stuhl in einem Verhör ist nicht der Ehrenplatz. Die sieben Männer blieben stehen. Schwarze Silhouetten vor der hellstrahlenden Fensterfront. Starling konnte ihre Gesichter nicht erkennen, aber unterhalb der spiegelnden Fläche sah sie ihre Beine und Füße. Fünf von ihnen trugen diese dicksohligen, mit Quasten verzierten Slipper, wie sie von Provinzlern bevorzugt wurden, die den Sprung nach Washington geschafft hatten. Ein Paar Thom-McAn-Budapester mit CorfamSohlen und einige Florsheim-Budapester rundeten das Ganze ab. Ein Geruch von Schuhwichse, angewärmt von Schweißfußen, begann sich auszubreiten. »Für den Fall, daß Ihnen nicht alle der hier Versammelten bekannt sein sollten, Agent Starling, das hier ist Direktor Noonan; ich bin mir sicher, daß Sie wissen, wer er ist; das sind John Eldredge von der DEA und Bob Sneed vom BATF; dort drüben steht Benny Holcomb, Assistent des Bürgermeisters, und Larkin Wainright hier ist Mitarbeiter unserer
Dienstaufsichtsbehörde«, sagte Pearsall. »Paul Krendler - Sie kennen doch Paul - ist dankenswerterweise vom Büro des GI im Justizministerium auf einen Sprung vorbeigekommen, inoffiziell, versteht sich. Er ist hier und doch nicht hier. Er hilft uns, juristische Untiefen zu umschiffen, wenn Sie verstehen, was ich meine.« Starling kannte die Gerüchte. Einer wie Krendler tauchte auf dem Schlachtfeld nur auf, wenn die Schlacht bereits geschlagen war. Er war für die Beseitigung der Verwundeten mit dem Bajonett zuständig. Ein paar der Silhouetten deuteten mit einem Nicken des Kopfes so etwas wie einen Gruß an. Die Männer reckten die Hälse und musterten die junge Frau, über die sie zu Gericht saßen. Für einen Moment herrschte vollkommene Stille in dem Raum. Bob Sneed brach das Schweigen. Starling hatte ihn als den spin doctor des BATF in Erinnerung, der das Desaster in Waco für die Öffentlichkeit mundgerecht zuzubereiten versucht hatte. Er war ein Busenfreund Krendlers und galt als Aufsteiger. »Agent Starling, Sie haben die Berichterstattung in der Presse und im Fernsehen sicherlich mitverfolgt. Sie wurden allgemein als der Schütze identifiziert, der für den Tod von Evelda Drumgo verantwortlich ist. Unglücklicherweise hat man Sie, wie soll ich sagen, ein wenig dämonisiert.« Starling gab keine Antwort. »Agent Starling?« »Ich habe keinerlei Einfluß auf die Medienberichterstattung, Mr. Sneed.« »Die Frau hielt ihr Baby im Arm. Daß das ein Problem darstellt, werden Sie auch wissen.« »Nicht im Arm, in einem Wickeltuch vor der Brust, ihre Arme und Hände waren darunter, unter der Decke, wo sie ein MAC 10 hielt.« »Haben Sie den Autopsiebericht eingesehen?« fragte Sneed. »Nein.« »Aber Sie haben niemals abgestritten, der Todesschütze zu sein.« »Glauben Sie, ich würde es abstreiten, bloß weil man die Hülse nicht gefunden hat?« Sie wandte sich an ihren Vorgesetzten. »Mr. Pearsall, das ist doch ein Treffen unter Freunden, nicht wahr?« »Aber sicher.« »Warum, so frage ich mich, trägt dann Mr. Sneed ein Mikro? Meines Wissens bauen die Jungs von der technischen Abteilung seit Jahren schon keine Krawatten-Mikrofone mehr. Unser Freund hier hat ein F-Bird in seiner Brusttasche und zeichnet unsere Unterhaltung auf. Tragen wir neuerdings alle Mikros, wenn wir die Büros unserer Kollegen aufsuchen?« Pearsall lief dunkelrot an. Sollte Sneed tatsächlich ein Mikro tragen, war das ein übler Vertrauensbruch, aber niemand in dem Raum wollte sich auf dem Band hören, wie er Sneed dazu aufforderte, das Gerät abzuschalten. »Das letzte, was wir von Ihnen sehen oder hören wollen, sind Posen oder Beschuldigungen«, sagte Sneed bleich vor Zorn. »Wir sind alle nur hier, um Ihnen zu helfen.« »Um mir bei was zu helfen? Ihre Behörde hat dieses Büro hier angerufen und mich angefordert, damit ich euch bei dieser Razzia helfe. Ich habe Evelda Drumgo

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