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Hansetochter

Hansetochter

Titel: Hansetochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weiß
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an. »Der Gesellenobmann hat einmal gesagt, dass es der Lauf der Dinge im Kontor sei. Was wäre denn, meinte Otte, wenn man die Bürgersöhne aus den Städten von den Spielen befreien würde? Dann hätten sie gar keinen Respekt mehr vor den Gesellen. Jeder hat einmal als Lehrjunge hier angefangen. Jeder wurde geschlagen und getreten. Und nun, wo er Geselle ist, will auch er einmal schlagen und treten.«
    Simon sah ihn an, von Grund auf erfüllt von dem Widerwillen, den er empfand. »Ich nicht. Ich mache nicht mit. Ich will nicht schlagen und treten«, meinte er bestimmt.
    Helmold lächelte skeptisch. »Wäre schön, wenn du es schaffen würdest. Aber ich glaube nicht, dass du gegen diese Tradition hier ankommen wirst.«
    ~~~
    Als sie zurückkamen, sah Simon zunächst nach Claas, dem es schon etwas besser zu gehen schien. Anschließend suchte er Nikolas, doch der war nirgends zu finden. Ob er wohl wieder bei Ellin war? Simon machte sich auf den Weg durch die schmalen Gassen der Stadt.
    Als er bei Ellins Haus ankam, war er völlig durchnässt. Der Fensterladen war geschlossen, doch durch die Ritzen fiel Licht, deshalb klopfte er an die Tür. Die junge Frau öffnete und lächelte ihn überrascht an.
    »Herr Simon, kommt herein«, bat sie ihn. »Ich habe geradeeinen Brei für Henk und mich gemacht. Möchtet Ihr auch ein Schälchen, um Euch aufzuwärmen?«
    Simon trat ein, im Haus roch es warm und süß. Er sah sich um. »Ist denn mein Vetter nicht hier?«, fragte er erstaunt.
    Ellin hob mit einer leichten Bewegung ihr Kind auf und setzte es auf ihre Hüfte. Der kleine Junge schmiegte sich an den Hals der Mutter und steckte schläfrig einen Finger in den Mund.
    »Herr Nikolas?«, fragte sie, und wieder überzog eine zarte Röte ihre Wangen. »Nein, der war heute noch gar nicht hier. Obgleich wir doch über unseren Handel sprechen wollten. Esst Ihr mit uns?«
    Simon konnte nicht widerstehen, er nahm ihre Einladung an.
    Ellin hantierte am Herd, und er setzte sich auf eine einfache Bank. Eine Weile waren nur das Rühren des Holzlöffels und das Brabbeln des Kindes zu hören. Nervös knetete Simon die Hände in seinem Schoß. Er sollte nicht hier sein, allein mit einer hübschen Frau. Das war unschicklich, unziemlich, gefährlich   ... Aber auch aufregend.
    »Ist denn Euer Mann nicht da?«, wollte er wissen, denn auch Nikolas hatte gestern doch nach Ellins Mann gefragt.
    Sie beugte sich hinter der Holzwand hervor, den mit Brei gefüllten Löffel in der Hand. »Tymmo ist draußen auf dem Meer, auf dem Weg zu den Lofoten. Er sucht den Königsfisch.«
    Sie lachte und entblößte dabei eine vollständige Reihe weißer Zähne. Dann führte sie den Löffel an den Mund und leckte den Brei ab. »Fast gut«, sagte sie zufrieden und verschwand wieder hinter der Trennwand.
    Simon zerrte verlegen an seinem Hemdkragen, es war so heiß hier. Was wäre, wenn nun Nikolas käme? Sicher würde er ihn verprügeln, wieder einmal. Dabei saß ihm noch die letzte Nacht in den Knochen. Ein rauchiger Geruch zog durch den Raum. Ellin trat an den Tisch und stellte eine große Holzschale mitBrei zwischen sie. Simon zog den Holzlöffel hervor, den er an seinem Gürtel trug, auch sie hatte einen Löffel dabei. Erst wagte er kaum, zu essen. Er beobachtete fasziniert, wie sie erst ihrem Kind einen Löffel Brei in den Mund schob und dann selbst einen zu sich nahm. Ihre Lippen waren voll und rot, er konnte kaum den Blick von ihnen wenden.
    »Esst nur, es ist gut!«, forderte sie ihn schließlich auf.
    Verwirrt sah Simon in die Schale, schob seinen Löffel in den Brei und kostete. Es schmeckte ein wenig angebrannt, doch er tat so, als habe er nie etwas Besseres gegessen.
    »Der Königsfisch, was ist das für ein Fisch?«, fragte er und hielt seinen Löffel abwartend in der Hand.
    Ellin leckte sich über die Lippen, bevor sie sprach.
    »Ich glaube, in der Tyskebrygge hängen welche unter der Decke. Diese riesigen Dörrfische. Man sagt hier, sie bringen Glück. Geht ein König an die Angel, folgt ihm sein Schwarm in den Tod. Hat man dieses Glück, hat man in zwei Monaten so viel verdient, dass es für das ganze Jahr reicht. Hat man Pech, muss man hungern. Ich bin sicher, Tymmo wird Glück haben!« Ihre Augen leuchteten, dann fiel ihr auf, dass Simon nicht noch einmal zugegriffen hatte, und sie schob ihm die Schale hin.
    Er steckte sich einen Löffel Brei in den Mund, brachte ihn jedoch kaum herunter. Als er bemerkte, dass Ellin ihn beobachtete, schluckte er und

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