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Hansetochter

Hansetochter

Titel: Hansetochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weiß
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doch schon nach dem ersten Eimer taumelte sie. Wie schlecht ihr war! Alles drehte sich!
    Adrian stützte sie bis zur gegenüberliegenden Hauswand, an der sie sich hinuntersinken ließ. Sie bat Adrian, statt ihrer beim Löschen zu helfen. Henrike vermied jede Bewegung, ihr Kopf brummte zu sehr. Sie schloss die Augen vor Schmerzen. Sie bemerkte kaum, wie die Geräusche um sie herum immer leiser wurden, wie sie schließlich ganz wegsackte.
    ~~~
    Sie spürte eine sachte Berührung an ihrer Schulter. Symon Swerting und Adrian hockten neben ihr, ihre Kleidung angekokelt, die Gesichter rußgeschwärzt. Es war so hell! Wann war es Tag geworden? Henrike blickte an ihnen vorbei. Von ihrem Haus waren nur noch verkohlte Ruinen zu sehen, wie schwarzeStummel im Munde eines alten Mannes. Einzig die Beischlagwangen ragten noch unbeschädigt empor, wie das Tor zu einer verlorenen Welt. Eine tiefe Traurigkeit senkte sich über sie. Ihr Blick verschwamm. Immerhin hatten die Männer verhindert, dass das Feuer auf die Nachbargebäude übergreifen konnte. Swerting legte seine Hand beruhigend auf ihre Schulter, seine Züge waren ernst.
    »Ich habe Euren Brief bekommen, Jungfer Henrike, seid unbesorgt. Wir werden später über alles sprechen. Aber erst einmal ist es wichtig, dass Ihr Euch erholt. Ich werde Euch nach Hause   ...«, er zögerte, »... in das Haus Eurer Verwandten bringen lassen.« Henrike zuckte zusammen. Ihre Verwandten! Was war mit ihnen? »Meine Tante   ..., Rotger   ..., sind sie   ...?«
    Swerting erhob sich. »Lasst uns später darüber sprechen. Ich habe hier noch zu tun. Vanderen, würdet Ihr, wie wir besprochen haben   ... ?«
    Als sein Gegenüber nickte, wandte der Ratsherr sich wieder der Ruine zu.
    Adrian hob Henrike hoch. Sie wusste nicht, was aus seinen Heiratsplänen geworden war. Aber das war im Moment auch nicht wichtig. Er war hier, kümmerte sich um sie und sah sie an, als sei sie das Wichtigste auf der Welt. Das wollte sie genießen, solange sie konnte.
    »Ich möchte auf keinen Fall in das Haus meines Onkels«, sagte sie schwach, aber bestimmt und legte den Arm über seine Schulter.
    Adrian hielt ihren Blick fest, und es war, als ob er zugleich auch die schwindelnden Gedanken in ihrem Kopf zur Ruhe brachte, ihr einen neuen Halt gab.
    »Du musst nicht in das Haus deines Onkels. Nie wieder musst du dorthin, wenn du nicht willst.«
    Henrike schmiegte sich an ihn. Sie wusste nicht, was er meinte.Sie war auch zu erschöpft, um nachzufragen. Aber seine Worte klangen wundervoll.
    ~~~
    Als sie wieder erwachte, lag sie in frischem Linnen in einem breiten Bett. Die sattgelbe Nachmittagssonne fiel durch die Fenster. Sie musste lange geschlafen haben. Ihr Kopf fühlte sich noch immer seltsam luftig an, wie aufgepumpt, aber sie war auch etwas erholt. Da kam auf einmal die Erinnerung an die letzte Nacht zurück, überrollte sie wie Wellen, die einen von den Füßen reißen konnten. Die Anspannung im Hurenhaus, die große Erleichterung. Der Verfolger in der Morgendämmerung, der Schlag. Der Kampf mit Ilsebe und Rotger. Ihr Sturz. Der Brand. Die schreckliche Todesangst. Henrike schossen die Tränen in die Augen. Als sie laut aufschluchzte, wurde plötzlich die Tür aufgerissen. Adrian flog förmlich an ihr Bett, schloss sie in die Arme und hielt sie ganz fest. In Henrike wallten alle aufgestauten Ängste, Sorgen und die Trauer der letzten Monate auf; sie konnte und wollte die Tränen nicht zurückkämpfen und weinte haltlos. Adrian ließ es geschehen. Erst als sie sich endlich langsam beruhigte, begann er leise und sanft zu sprechen.
    »Habe ich dir nicht eine Geschichte versprochen? Die Saga von Laurins Rosengarten? Der Zwergenkönig Laurin hatte einst einen wunderschönen Rosengarten   ...«, begann er.
    Zunächst hörte sie kaum hin, doch nach und nach zogen seine tiefe Stimme, die bedächtige Erzählweise und die Geschichte selbst sie in den Bann. Sie hörte, wie der tapfere Held Thidrek gegen den Zwerg kämpfte. Thidrek war ihm unterlegen, bis er merkte, dass Laurin mit Hilfe eines Zaubergürtels und einer Tarnkappe betrog, die ihn unsichtbar machte. Die Bewegungen der Rosen verrieten jedoch, wo Laurin war, und so konnten Thidrek und seine Gefährten ihn gefangen nehmen. König Laurin aber verfluchte die verräterischen Rosen. Weder bei Tag noch bei Nacht sollte ein Mensch seinen Garten sehen.
    »Er vergaß jedoch die Dämmerung, und deshalb verfärben sich die Bergspitzen von Laurins Felsengarten um diese

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