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Hansetochter

Hansetochter

Titel: Hansetochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weiß
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wir Euch ein wenig mit dem schweren Korb helfen?« Schon streckte Liv den Arm aus, doch sie hob den Korb noch weiter an und blickte fast verschreckt.
    »Nein, das geht nicht   ... Mein Mann hat es nicht gern, dass ich mit anderen Herren spreche.«
    »So ist Euer Mann also zurück? Und, hat er den Königsfisch gefunden?«, erkundigte sich Simon freundlich.
    Ellin verzog den Mund. Ihr Kind steckte die pummelige Hand nach ihrer Haube aus, zupfte an den bunten Bändern. »Leider nicht. Aber sicher beim nächsten Mal! Bald wird er wieder abfahren«, sagte sie bedauernd und fügte mit einem Ausdruck von Besorgnis auf ihrem Gesicht hinzu: »Ist denn Herr Nikolas auch noch hier?«
    Nikolas trieb doch Geschäfte mit Ellins Mann. Warum hatte sie ihn nicht gesehen? Dabei war sein Vetter ständig wegen irgendwelcher wichtigen Geschäfte unterwegs. Was machte er also stattdessen die ganze Zeit?
    Simon wollte ihn nicht entschuldigen, gleichzeitig aber Ellin beruhigen, also sagte er: »Mein Vetter hat viel zu tun.«
    Die junge Frau blickte Simon in die Augen. »Dann könnt Ihr ja kommen, um von meinem Mann die Fische in Empfang zu nehmen und den Handel für dieses Mal abzuschließen.«
    Simon überlegte kurz. Wenn er das wirklich tat, würde er Nikolas’ Zorn wieder auf sich ziehen. »Ich fürchte, ich muss es meinem Vetter   ...«
    Sie ergriff seine Hand, sah ihn eindringlich an. »Bitte nicht, Herr Simon. Ihr müsst kommen, nicht er! Versprecht es!«
    Simon war verwirrt, fühlte sich aber auch geschmeichelt; sie schien ihn als Kaufmann ernstzunehmen.
    »Gut. Ich komme und spreche mit Eurem Mann«, stimmte er zu.
    Ellin nickte dankbar und ging hastig davon.
    ~~~
    Simon hielt sich an der Tischkante fest, ihm schwindelte. Lag es an der Luft in der Schenke, die zum Schneiden dick war? Oder doch an dem vielen Bier, das Livs Bekannter, ein Kaufmann aus England, ihm immer wieder eingeschenkt hatte? Wie hieß er noch gleich? Ach ja, Paul aus King’s Lynn an der englischen Ostküste, so hoch wie breit und so bärtig, dass nur die helle Haut um die Augen aus dem dichten Gestrüpp lugte.
    »Früher«, sagte Paul und nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Humpen, »früher war hier alles in englischer Hand. Es gab zwar auch Isländer, Grönländer, Deutsche, Dänen und Gotländer. Aber vor allem die Engländer brachten das wichtige Getreide. Sie waren die wichtigsten Handelspartner der Norweger.«
    Liv hob seinen Humpen. Auch er wirkte trunken, aber vor allem hatte er genug von dem Gesprächsthema, was Simon bereits an dem gelangweilten Blick des Freundes bemerkt hatte.
    »Und jetzt sind wir es. Die wichtigsten Handelspartner, mein ich. Darauf trinken wir!«, fiel Liv ihm ins Wort.
    Sie stießen an, doch der Engländer fuhr unbeirrt fort. »Ja, ihr bringt das Korn. Aber nur, weil die Hansen den norwegischen König erpresst haben. Sie haben damals einfach nichts mehr geliefert, obwohl das Hinterland der Hanse als Kornkammer Europas gilt. Kein Roggen kam mehr aus Pommern   – und Norwegen hungerte. Dann hat der König den Hansen umfangreiche Privilegien zugesichert. Seitdem spielen sie sich hier auf wie dieHerren. Wir Engländer dagegen werden bald bis nach Island fahren müssen, um unseren Stockfisch zu bekommen!«
    Liv stand auf und sah sich um. »Wo du gerade vom Hungern sprichst   – gibt es hier heute keinen Braten?«
    Paul zog ihn wieder auf die Bank, murmelte, dass er mal nachschauen würde, er wolle ohnehin zum Pissen hinaus.
    Simon beugte sich zu Liv. »Müssen wir nicht langsam zurück in den Hof? Sie schließen doch die Tore. Und mit den Wachhunden will ich nur ungern nähere Bekanntschaft machen.«
    Liv grinste. »Keine Angst, ich weiß einen Weg hinein. Und außerdem will ich heute noch ein Spielchen wagen.«
    Simon sah ihn überrascht an. »Du spielst? Mit Adrians Geld? Ich denke, du sollst Geschäfte für ihn erledigen.«
    Liv zog eine Schnute. »Das werde ich auch. Wenn ich sein Geld, äh   ... zurückgewonnen habe.«
    Simon hob die Stimme. »Zurückgewonnen?«
    »Schscht!« Liv legte die Finger auf die Lippen, wirkte für einen kurzen Augenblick zerknirscht. »Vor allem an Paul habe ich einiges verloren, den Halunken. Und der Rest, na ja, bei den Weibern gelassen.« Er grinste. »Ist aber auf Dauer zu teuer für mich. Für deinen Vetter hingegen   ... Der lässt es krachen.«
    Liv wollte einen Schluck trinken, doch Simon hielt ihn auf. Es fiel ihm schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. »Aber   ... Von welchem

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