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Hansetochter

Hansetochter

Titel: Hansetochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weiß
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Konrad Vresdorp. Sie sollen dich sehen, die jungen Männer, und um dich werben. Dein Vater muss dann nur noch den Richtigen herauspicken«, befand Margarete, bevor sie losging, um Jost zu sagen, dass er den Wagen bereitmachen könne.
    Die junge Frau hob den Saum des Kleides. Beschwingt drehte sie sich im Kreis, raffte den Rock, machte einige Schritte. An die Schrittfolgen, die sie von ihrer Stiefmutter gelernt hatte, erinnerte sie sich gut. Sie freute sich so sehr darauf, endlich zu tanzen!
    Vor der Haustür warteten schon die Männer auf sie. Sie saßen auf den Bänken zwischen den hohen Beischlagwangen und sahen dem Treiben auf der Straße zu. Henrike versetzte es einen Stich, ihren Vater so einträchtig neben Adrian Vanderen zu sehen. Missbrauchte der Brügger Kaufmann sein Vertrauen? Sie ärgerte sich, dass sie noch keine Gelegenheit gehabt hatte, ihrem Vater von den Gerüchten zu berichten. Und jetzt war auch keine Zeit dafür. Konrad Vresdorp beschrieb seinem Gast offenbar gerade, warum er sich für den Vogel Phoenix als Schutzpatron seines Hauses entschieden und ihn auf den steinernen Stützen verewigt hatte.
    Als er seine Tochter bemerkte, schritt er ihr entgegen. Er strahlte über das ganze Gesicht. »Findet Ihr nicht, Adrian, dass sie wunderschön ist?«, wandte er sich an seinen Gast.
    Henrike war verlegen, als der fremde Kaufmann sie musterte. Für die Dauer einiger Atemzüge sagte er nichts, viel zu lang kam ihr der Moment vor. War das Kleid unschicklich, trug sie zu viel Schmuck, oder gefiel sie ihm einfach nicht? Durfte er sich überhaupt ein Urteil erlauben, wenn die Gerüchte stimmen?
    »In der Tat«, sagte Adrian Vanderen schließlich schlicht, »sie ist wunderschön.«
    Der Himmel hing wie ein dunkelblaues Seidentuch über der Stadt, auf den Straßen war es jedoch beinahe taghell. Überall in den Fenstern und an den Fassaden hingen Laternen, Fackelträger liefen durch die Straßen. Sie stiegen in den Wagen, den Jost direkt vor die Pforte gebracht hatte. An der Ecke zur Stadtmauerstand, etwas erhöht, ein Gaukler. Henrike sah seinen Kopf mit der lustig bunten Zipfelkapuze, der Gugel, und die Bälle, mit denen er jonglierte.
    Langsam holperte der Wagen über das Pflaster. Immer wieder mussten sie anhalten, weil das Gewühl der Menschen zu groß war. In der ganzen Stadt herrschte Feststimmung. Auf den Straßen wurde gesungen und im Reigen getanzt. Auch das Rathaus war hell erleuchtet. Vor den Arkaden des Danzelhuses, wo sonst die Buden der Goldschmiede standen, hatten Schausteller ihre Bühne errichtet. Aus dem Obergeschoss klangen fröhliche Flöten und Zimbeln.
    Sie fuhren in das Rathaus ein. Auf den Rampen in der Eingangshalle drängten sich die Menschen. Jost half Henrike aus dem Wagen und musterte sie bewundernd, so dass sie verlegen den Blick senkte.
    Der festlich geschmückte Saal summte von unzähligen Stimmen. Die Wandbehänge hatte man in Rot und Weiß gehalten   – den Farben des Kaisers und der Hanse. An der Stirnseite standen zwei hohe Stühle unter Baldachinen, das Gefolge des Kaisers hatte sich in der Nähe platziert. Konrad Vresdorp führte seine Kinder und seinen Hausgast zu seinem Bruder Hartwig und dessen Familie. Telse lächelte Henrike zaghaft an, sah aber krampfhaft an Adrian Vanderen vorbei. Mit einem angedeuteten Nicken begrüßte Henrike ihre Tante Ilsebe, deren ausuferndes Gebende sie an Ohren und Kinn so stark einengte, dass die feisten Wangen darüberquollen. Henrike war froh, dass sie diesen Kopfschmuck der verheirateten Frauen noch nicht tragen musste. Der Blick, mit dem die Tante Henrikes Kleid betrachtete, war beinahe angeekelt. Ilsebe Vresdorp war einige Jahre älter als ihr Mann und überaus herrisch, weshalb Henrikes Vater den gesellschaftlichen Umgang mit ihr auf das Nötigste beschränkt hatte.
    Tante Ilsebe packte sie am Handgelenk und zog sie zu sich. »Was macht er hier?«, fragte sie mit Blick auf Adrian Vanderen.
    »Er ist Vaters Gast, Tante«, antwortete Henrike.
    Die Wangen der Tante bebten. »Hast du es denn deinem Vater nicht gesagt? Telse hat doch mit dir gesprochen!«, sagte sie vorwurfsvoll. »Der Umgang mit ihm kann auf unsere ganze Familie zurückfallen!« Noch fester wurde der Griff um Henrikes Handgelenk.
    Kam es wirklich auf ein paar Stunden an? Henrike wusste doch noch immer nichts Genaues über die Gerüchte. Und außerdem: Wenn es so wichtig war, warum hatten dann Onkel und Tante nicht mit ihrem Vater gesprochen?
    »Ich hatte noch keine

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