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Hansetochter

Hansetochter

Titel: Hansetochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weiß
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anderen Ballgäste freigegeben wurde, geleitete Adrian sie an die Schmalseite des Saales, wo sie sich den Tanzenden anschlossen. Zunächst waren Henrikes Knie ein wenig weich, aber mit jedem Schritt wurde sie sicherer. Grazil führte sie ihre Tour im Schreittanz aus. Sie achtete darauf, mit maßvollen Schritten über den Boden zu gleiten und nicht zu springen. Manche Figur führte sie nahe an Adrian heran. Obgleich sie nervös war, genoss sie es, wie er sie betrachtete. Ob sie ihm wohl gefiel? Fast glaubte sie es! Nach einer abschließenden Verbeugung trat Adrian zu seiner Tour an. Seine Bewegungen waren geschmeidig undgenau. Doch viel zu schnell war der Tanz auch schon wieder vorbei, und Adrian brachte Henrike an ihren Platz zurück, wo Vicus Diercksen schon auf sie wartete und sie zum Tanz aufforderte.
    Seine Hände waren unangenehm feucht, und er hatte seine schmalen Lippen zurückgezogen und enthüllte dabei gelbe Zähne. »Unsere Väter werden ein wichtiges Geschäft abschließen, das auch uns betrifft«, sagte er zufrieden. »Ein überaus erfreuliches Geschäft.«
    Henrike schauderte es   – was meinte er nur damit? Es klang so anzüglich.
    Sie drehte sich im Tanz und suchte ihren Vater, der aber sprach gerade mit Adrian Vanderen und dem Ordensmann Hermann Warendorp; die Geschäfte eines Kaufmanns schienen eben nie zu ruhen. Der Patriziersohn blinzelte ihr vielsagend zu, als ihr Tanz beendet war. Glücklicherweise hatte sie daraufhin einige angenehmere Tanzpartner aus den besten Familien der Stadt, die zudem noch höflich ihr Aussehen lobten. Sogar Jacob Plescow der Jüngere forderte sie auf, obgleich Henrike wusste, dass er sehr fromm war und sonst weltliche Vergnügungen mied. Dennoch versetzte es ihr einen leichten Stich, als sie sah, dass Adrian Vanderen mit Drudeke Diercksen tanzte. Ob er auch sie noch einmal zum Tanze bitten würde? In diesem Augenblick bemerkte sie, dass ihr Vater ihr ein Zeichen gab. Sie entschuldigte sich bei einem jungen Mann, der eben auf sie zugekommen war, und trat zu ihm.
    Konrad Vresdorps Augen schimmerten wässrig. Seine Haut war rot gefleckt, auf der Stirn glänzten Schweißperlen, doch er lächelte. »Ich wollte auch noch etwas von meiner Tochter haben«, sagte er. Lange sah er sie an, seine Züge wurden weich. »Du bist so schön wie deine Mutter. Sie wäre sicher sehr stolz auf dich.«
    Henrike merkte, wie ihr Hals eng wurde, auch ihres VatersStimme klang rau. Sie wünschte sich, ihn in die Arme zu schließen, doch diese Nähe hatte es zwischen ihnen schon lange nicht mehr gegeben, also strich sie nur zart über seinen Handrücken.
    »Vater, ich muss dir etwas sagen über Herrn Vanderen«, begann sie, dann fiel ihr der Tanz mit Vicus Diercksen ein. »Und Vicus Diercksen hat so etwas Merkwürdiges gesagt. Du würdest ein Geschäft abschließen, das mit mir und ihm zu tun hat. Was meint er denn nur damit?«, brach es aus ihr heraus.
    Ihr Vater lachte. »Siehst du, ich wusste doch, dass dieser Ball eine gute Gelegenheit ist, deinen Brautpreis in die Höhe zu treiben!«, meinte er schalkhaft.
    Eine Heirat! Ihr Vater war auf der Suche nach einem Bräutigam für sie! Henrike spürte ihr Herz heftig schlagen. Wer würde es sein? Würde sie sich ihm zugetan fühlen? Aber wie ihr Vater das gesagt hatte!
    »Das klingt ja, als sei ich eine deiner Waren. Für den Brautschatz bist doch du zuständig. Welchen Preis willst du also hochtreiben?« Ihre Entrüstung war nur halb gespielt.
    Ihr Vater legte lächelnd den Arm um sie. »Simon und du, ihr seid mein höchstes Gut und mein ganzes Glück. Ich will den Richtigen für dich finden. Ich könnte dich in eine andere Stadt verheiraten. Angebote gibt es genug. Es gibt Kaufmannsfamilien, die einiges dafür geben würden, an mein weit gespanntes Handelsnetz anzuknüpfen. Ich habe Heiratsangebote von Ratsmännern und Älterleuten aus Nowgorod, Reval oder Brügge. Aber dann würdest zu fortziehen. Möchtest du das?«
    Henrike schüttelte den Kopf. Um nichts in der Welt wollte sie ihren Bruder und ihren Vater verlassen.
    »Also müssen wir sehen, wer sonst im Angebot ist«, sagte ihr Vater geheimnisvoll.
    Henrike konnte ihre Neugierde kaum zügeln. Sie dachte an die jungen Männer der Stadt. Es gab einige, die ihr gut gefielen. Aber würden ihre Familien infrage kommen?
    »Hast du schon jemanden im Auge? Doch wohl nicht diesen furchtbaren Vicus?«
    Konrad Vresdorp musste über das gequälte Gesicht seiner Tochter lachen. »Zumindest hat sein

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