Happy End am Mittelmeer
Verbundenheit irgendwie auch empfand. Von der Seite wirkte er nach wie vor wie aus Stein gemeißelt.
Nun konnte sie einige Informationslücken schließen. Sie wusste, warum David fürchtete, verfolgt zu werden. Auch wusste sie, warum er so starke Gefühle für Ambria hegte und warum er Verbindungen zur ambrischen Exil-Gemeinde hatte, mit deren Hilfe sie vielleicht Cicis Vater finden konnte. Aber sie wusste nicht …
„Okay“, sagte sie entschlossen. „Raus damit. Noch eine Wahrheit. Ich verstehe, warum du das Gefühl hattest, aus deinem Apartment verschwinden zu müssen. Und warum du immer weiterwillst. Was ich aber nicht verstehe – warum hast du mich mitgenommen?“
6. KAPITEL
Das war eine sehr gute Frage, und David war sich nicht sicher, ob er den Mut hatte, sie zu beantworten, auch für sich selbst. Er schaute zu Ayme.
Es sollte ein kurzer Blick werden, aber etwas in ihrem hübschen Gesicht hielt ihn einen Augenblick zu lang. Er musste das Auto zurück in die Spur bringen und seine Aufmerksamkeit wieder der Straße zuwenden.
Aus irgendeinem Grund schien Ayme ihn jedes Mal aufs Neue in ihren verführerischen Bann zu ziehen. Warum, konnte er nicht sagen. Sicher, sie war hübsch, aber da war noch etwas anderes, etwas, das mit dem Geheimnis zwischen Männern und Frauen zu tun hatte und das auf ihn wirkte und das er anscheinend nicht abschalten konnte.
„Komm, David“, hörte er sie sagen. „Verrate es mir. Warum hast du mich mitgenommen?“
Er zuckte die Achseln. „Rate doch selbst.“
„Weil ich so charmant und schön bin?“ Ihr gelang ein ironischer Unterton, den er amüsant fand.
„Natürlich.“
Sie rollte mit den Augen. „Nicht wirklich. Was war ausschlaggebend?“
Er hielt mit beiden Händen das Lenkrad fest.
„Na gut, wenn du wirklich meine ehrliche Antwort willst, dann sage ich es dir.“ Er zögerte, sprach dann aber weiter. „Vielleicht fällt es dir schwer, es zu verstehen. Vielleicht meinst du, ich übertreibe. Vielleicht hältst du mich sogar für verrückt. Am besten, du lässt mich erst mal einfach ausreden.“
„Natürlich.“
„Erstens …“ Er atmete tief durch. „Erstens musste ich immer damit rechnen, dass mir eines Tages jemand nach dem Leben trachten würde, auf die Gründe möchte ich nicht eingehen.“
Ayme saß ganz still, gab nur einen erstickten Laut von sich. Das ignorierte er.
„Als du bei mir auftauchtest, musste ich die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass du darin verwickelt warst.“
„Du hast mich für eine Killerin gehalten?“ Der Gedanke schockierte sie zutiefst.
Er sah ihr direkt in die Augen und zuckte die Achseln. „Aber sicher! Warum nicht?“
Sie schnaubte empört, und er fuhr fort.
„Es scheint aber eher dein Carl Heissman zu sein. Und wenn du bei mir bist, kannst du ihn nicht kontaktieren und ihm sagen, wo ich bin.“
„David.“ Ayme stöhnte auf. „Was habe ich getan, dass du …“
„Nichts. Und glaube mir, ich unterstelle dir gar nichts. Ich bin vor denen auf der Hut, die dich geschickt haben.“
„Mich geschickt?“ Sie schüttelte ratlos den Kopf. „Mich hat niemand geschickt. Ich kam von allein.“
„Jemand hörte von deinen Plänen, fragte dich aus und nannte dir meinen Namen. Warum?“
Sie musste zugeben, dass er nicht ganz unrecht hatte. Sie erinnerte sich, wie überrascht sie gewesen war, als Heissman sich mit ihr treffen wollte. Aber dann war er so nett, besorgt und charmant, dass ihre Zweifel schnell verflogen. Aber nun hatte David ihnen neue Nahrung gegeben.
Sie konnte seine Sichtweise verstehen, dennoch erschien ihr alles immer noch verrückt. Menschen, die andere Menschen töteten, waren ihr fremd. Attentate. Killer. Spione. So etwas gab es im Fernsehen und im Kino, nicht im wahren Leben.
Sagte er die Wahrheit, oder war er einfach nur paranoid? Sie schaute ihn an, und je öfter sie das tat, desto sicherer war sie sich, dass er selbst glaubte, was er sagte.
Wurde es damit wahr? Wer wusste es?
„Die ganze Geschichte hat einen kleinen Haken“, merkte sie an. „Hättest du mich nicht mitgenommen, hätte ich nicht gewusst, wo du bist. Also hätte ich auch niemandem etwas verraten können, oder?“
Sein Mund verzog sich süffisant. Das war ihm offenbar auch aufgefallen. Aber er meinte nur: „Stimmt.“
Sie wartete kurz, aber als er nichts mehr dazu sagte, runzelte sie die Stirn.
„Jedenfalls dachte ich, du wolltest mich vor den Bösen schützen, wer immer sie auch sind. Sagtest du das
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