Happy End am Mittelmeer
Monte fand. Trotzdem fiel es ihnen beiden schwer, eine Beziehung zueinander aufzubauen. Den meisten Kommunikationswegen konnten sie nicht vertrauen, durften nirgendwo zusammen erscheinen, weil sie sich so ähnlich sahen, mussten bei jeder Unterhaltung, die sie führten, damit rechnen, abgehört zu werden. Bis eines Tages Monte die rettende Idee kam – ein sechswöchiger Segeltörn durch die Südsee.
Sie trafen sich in Bali und brachen von dort aus auf, um sich besser kennenzulernen und sich auf Vorgehensweisen für Angehörige im Exil lebender Königsfamilien zu verständigen. Sie stritten heftig, versöhnten sich noch heftiger, tauschten Ideen aus, Hoffnungen, Träume und Gefühle, und am Ende waren sie sich so nah, wie sich nur zwei Brüder sein konnten, und heckten einen Verschwörerplan aus.
Sie entschieden sich dafür, ihre Pseudonyme beizubehalten. Das war unabdingbar für das Überleben. Monte wollte sich wie gehabt auf dem internationalen Parkett bewegen, dort Informationen sammeln – und schließlich Unterstützer –, und David wollte bei seinen Bekannten in der Welt des Jetsets Erkundigungen einholen. Ihr oberstes Ziel war es, ihre verschollenen Geschwister zu finden und die Befreiung Ambrias und ihre Rückkehr auf den Thron voranzutreiben.
So gesehen hatte er einen großen Vorsprung Ayme gegenüber. Er konnte nicht davon ausgehen, dass sie die gleichen Ziele verfolgte wie er, wenn sie von den meisten Dingen nicht einmal gehört hatte.
Weil ihr Gespräch verebbt war, schaute sich Ayme unterdessen schon seit einer Weile die Gegend an. Der Morgen war gekommen und wieder gegangen, und der Nachmittag warf lange Schatten. Die Landschaft war jetzt weitaus interessanter mit ihren schachbrettartig angeordneten Feldern, wunderschönen grünen Hecken und idyllischen Städtchen. So hatte sie sich England immer vorgestellt.
Nach wie vor aber gab es auf dieser Reise, was sie betraf, viele offene Fragen, die sie plagten. Wohin fuhren sie, zum Beispiel? Und warum?
Sie steuerten eine Tankstelle an, in deren Nähe David eine Grünanlage bemerkte.
„Möchtest du aussteigen und dir die Beine vertreten?“, schlug er vor, nachdem er auf einen kleinen Parkplatz gefahren war. „Ich muss telefonieren.“
Sie stiegen aus, und David begab sich außer Hörweite, rief Monte an und berichtete ihm gleich von Ayme und dass sie ihn begleitete.
„Du bringst sie aber nicht mit nach Italien, oder?“ Monte klang nicht begeistert.
„Aber nein, nur zu meiner Schwester. Marjan wird sich um sie kümmern.“
„Gut.“
„In der Zwischenzeit könntest du mir aber einen Gefallen tun.“
„Jeden. Das weißt du.“
„Es geht nur um Informationen. Erstens muss ich etwas über einen Autounfall irgendwann letzte Woche außerhalb von Dallas, Texas wissen. Eine junge Frau namens Samantha Sommers wurde getötet. Was war es für ein Unfall, gab es Zeugen, Überlebende et cetera. Zweitens brauche ich alles, was du über Ayme finden kannst, Ayme Sommers. Sie arbeitet als Rechtsanwältin in einer Kanzlei in Dallas, die spezialisiert ist auf ambrisches Einwanderungsrecht.“
„Wird erledigt.“
„Noch etwas. Es scheint jemanden zu geben – wahrscheinlich im Großraum London –, der getarnt als Prinz Darius Kinder in die Welt setzt.“
Das gab Monte zu denken. „Hm. Nicht gut.“
„Nein. Meinst du, du kannst Erkundigungen einholen?“
„Mehr als das. Ich kann strafrechtliche Maßnahmen gegen ihn einleiten.“
„Ohne eigene Interessen erkennen zu lassen?“
„Exakt. Mach dir keine Sorgen.“
„Gut. Also, entweder lockt er mit diesem Königstrick die Damen ins Bett, oder …“
„Oder er ist ein Agent, der dich aus dem Versteck locken will.“
„Hm.“
„Wahrscheinlich ist es Letzteres, aber wir werden sehen.“ Monte wechselte den Tonfall, sprach weniger ernst. „Übrigens, David, das muss ich dir noch schnell sagen. Ich habe die perfekte Frau für dich.“
David warf den Kopf zurück. Er schätzte seinen Bruder sehr, aber dieses Thema hatte ihm von Anfang an nicht behagt.
„Ich brauche im Moment keine Frau“, konterte er. „Und wenn ich sie bräuchte, könnte ich sie allein finden.“
„So magst du deine Geliebten finden, Darius. Deine Ehefrau aber ist eine Staatsangelegenheit.“
Im Stillen bedauerte David seine Reaktion. Wieso hatte er bloß so bissig reagiert? Er hatte das Thema schon mit seinem Bruder diskutiert, und er wusste genau, dass er eine Frau, die richtige Frau an seiner Seite brauchte, die
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