Happy End auf Kritos
frische Vorräte an Bord nehmen zu können.
Offensichtlich hatte er von Gregoris keinerlei Anweisungen erhalten, was ihr nur recht sein konnte.
Als Akt der Befreiung und um ihr neues Selbstbewusstsein zu dokumentieren, ließ sich Olympia die Haare von ihrem Mädchen um gut dreißig Zentimeter kürzen. Sie war äußerst zufrieden mit ihrer neuen Frisur, aber der Kapitän sah sie entsetzt an, als sie mit der Reisetasche in der Hand an Deck erschien, um an Land zu gehen. Sie konnte gar nicht schnell genug zur Gangway kommen und teilte ihm nur im Vorbeigehen mit, dass sie eine Woche an Land bleiben wolle.
Doch er hielt sie zurück und machte sie höflich darauf aufmerksam, dass sie sich im Ausland befinde und gewisse Einreiseformalitäten zu beachten seien. Nach einer halben Stunde waren diese allerdings erledigt, und endlich war sie frei.
Olympia wusste genau, wo sie hinwollte. Sie hatte an Bord der "Aurora" ein Buch über die Alhambra gelesen, die sie unbedingt besichtigen wollte. Sie fuhr mit dem Zug nach Granada, doch inzwischen war es später Nachmittag geworden.
Deshalb nahm sie sich ein Zimmer in einer kleinen Pension, um dann den ganzen nächsten Tag für die Besichtigung zur Verfügung zu haben.
Am nächsten Morgen schien die Sonne, und Olympia
schlüpfte in ihr hübsches lilafarbenes Sommerkleid. Sie ging gerade über den Parkplatz vor den Toren der Alhambra, als eine große silberfarbene Limousine neben ihr hielt. Damianos stieg aus und Öffnete ihr mit unbewegter Miene die hintere Tür.
"Kyria Cozakis ..."
Olympia blieb stehen und sah Gregoris' Bodyguard erstaunt an. Wie hatte er sie so schnell finden können?
"Olympia!" vernahm sie eine nur allzu vertraute Stimme aus dem Wageninneren. "Ich zähle jetzt bis fünf. So lange hast du Zeit, freiwillig einzusteigen."
Vor Empörung über diese Behandlung stieg Olympia die Röte ins Gesicht. War sie denn ein Schulkind, das sich nicht frei bewegen durfte? "Mir ist also jemand von der Yacht gefolgt..."
"Eins."
Gregoris' ruhige Stimme brachte sie noch mehr in Rage.
"Schämst du dich denn nicht, hinter mir herzuspionieren?"
"Zwei."
Aus den Augenwinkeln beobachtete Olympia, wie Damianos sich wieder hinters Steuer setzte. "Ich habe meine eigenen Pläne."
"Drei."
"Ich möchte die Alhambra besichtigen!"
"Vier."
"Ich will nicht zu dir ins Auto steigen, Gregoris Cozakis, und ich werde es auch nicht tun!" Resolut stemmte sie die Hände in die Hüften.
"Fünf."
Olympia hielt den Atem an, als Gregoris ausstieg. Er sah fabelhaft aus in seinem hellen Leinenanzug, und ihr Herz klopfte schneller. Gregoris, der bemerkt hatte, dass sich die Leute schon nach ihnen umdrehten, streckte mit besorgter Miene die Arme nach ihr aus. "Du konntest die Hitze noch nie vertragen, Darling", sagte er laut und mit übertriebener Fürsorge. "Du solltest dich sofort hinlegen. Am besten mit mir", fügte er so leise hinzu, dass nur sie es hören konnte.
Sie hatte nicht die Nerven, ihm auf offener Straße eine Szene zu machen, deshalb stieg sie mit ihm ein.
"Indem du von Bord gegangen bist, hast du dein Leben aufs Spiel gesetzt!" herrschte Gregoris sie an, kaum dass er die Tür geschlossen hatte.
Olympia lachte nur spöttisch.
Mit gerunzelter Stirn und zusammengekniffenen Augen
betrachtete er sie missbilligend. "Selbst wenn du es nicht wahrhaben willst, Olympia, du hast einen reichen Ehemann und einen ebenso reichen Großvater! Das macht dich zum idealen Opfer für Kidnapper, Diebe und zudringliche Paparazzi. Der Bodyguard, der für deine Sicherheit abgestellt ist und der dir von der ,Aurora' aus gefolgt ist, hat erst gestern Abend sehr spät herausgefunden, wo du dich aufhältst."
Jetzt wurde sie blass. "Ich habe doch keine Wertgegenstände bei mir", verteidigte sie sich.
"Und wie gefällt dir die Vorstellung, dass du dich in der Gewalt von Räubern befindest, die entdecken müssen, dass sie noch nicht einmal eine Rolex bekommen für all die Mühe, die sie damit hatten, dich in ihre Gewalt zu bringen?" fragte er rau.
Olympia senkte beschämt den Kopf. Gregoris hatte Angst um sie gehabt, nur weil sie die "Aurora" aus dem kindischen Grund, ihm eins auszuwischen, verlassen hatte. "Es tut mir Leid", entschuldigte sie sich leise. "Ich habe wirklich nicht nachgedacht."
Seine Züge entspannten sich. "Glücklicherweise ist dir nichts passiert - nur deinem Haar." Erdstrich mit der Hand durch ihr dichtes dunkles Haar, das ihr nun nur noch bis zu den Schulterblättern reichte. "Wie
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