Happy End auf Sizilianisch
hier.”
“Bestimmt hat er es vor lauter Sehnsucht nach Heather nicht länger in Schweden ausgehalten”, sagte Angie erleichtert.
“Das ist noch lange kein Grund, die Arbeit zu vernachlässigen”, entgegnete Renato schroff.
“Sie scheinen zu vergessen, dass er in wenigen Tagen heiratet”, erwiderte Angie trotzig. Und ehe Renato etwas erwidern konnte, ließ sie ihn stehen, um Heather Bescheid zu sagen.
“Heather tut mir jetzt schon leid”, schüttete sie Bernardo ihr Herz aus, der ihr gefolgt war. “Einen solchen Schwager hat sie nicht verdient.”
“Vielleicht liebt sie Lorenzo genug, um auch damit fertig zu werden”, wandte er ein. “Schließlich kann man sich zwar den Partner aussuchen, den man heiratet, aber nicht dessen Familie.”
Seine Formulierung weckte in Angie den Verdacht, dass er dabei nicht allein an Lorenzo und Heather gedacht hatte. Schließlich war auch er Renatos Bruder, und wenn er sie fragte, ob sie seine …
Sei nicht so kindisch, rief sie sich zur Vernunft. Noch hat er dich nicht einmal geküsst!
Lorenzos Rückkehr änderte manches, aber anders, als Angie erwartet hatte.
Als sie den gequälten Gesichtsausdruck sah, mit dem er die Villa betrat, musste sie einsehen, dass ihn nicht die Sehnsucht nach seiner Verlobten dazu gebracht hatte, alles stehen und liegen zu lassen und nach Hause zurückzukehren.
Eher schien er dringend etwas mit Renato besprechen zu wollen, denn er ging auf direktem Weg in dessen Arbeitszimmer. Erst nach Stunden verließ er es wieder. Zuvor waren mehrere Male laute Worte in die Halle gedrungen. Insgeheim hoffte Angie, dass Lorenzo seinem Bruder Vorhaltungen machte, weil er nicht besser auf Heather achtgegeben hatte.
Mehr noch beschäftigte sie allerdings die Frage, wann sie endlich Gelegenheit haben würde, mit Bernardo allein zu sein – was sich zu ihrem Leidwesen erst am nächsten Tag ergab.
Lorenzo und Renato waren schon in aller Frühe nach Palermo in die Firma gefahren, und Baptista hatte Heather auf die Terrasse gebeten, um sich mit ihr zu unterhalten.
“Sie können uns gern Gesellschaft leisten”, hatte sie lächelnd gesagt, “aber ich nehme an, dass Bernardo und Sie schon etwas vorhaben.”
Das hatten sie in der Tat, denn Bernardo wollte wie geplant nach Montedoro fahren und hatte Angie angeboten, sie mitzunehmen.
Unterwegs hielt er unvermittelt an und führte sie zu einer Anhöhe, von der aus man fast die ganze Insel überblicken konnte. Der Anblick der fruchtbaren Landschaft, die sich vom Mittelmeer bis an den Fuß des Gebirges erstreckte, war atemberaubend schön.
Trotzdem verlor Angie jegliches Interesse daran, als Bernardo sie plötzlich an sich zog und ihr die Lippen auf den Mund presste. Es dauerte eine freudige Schrecksekunde lang, bis sie ihr Glück begriffen hatte. Doch dann erwiderte sie seinen Kuss mit einer Leidenschaft, die ihm zeigen musste, dass sie auf diesen Augenblick gewartet hatte, seit sie Bernardo auf dem Flugplatz begegnet war.
Der Erfolg gab ihr recht, denn seine Umarmung wurde sofort fester, woraufhin Angie auch die letzte Zurückhaltung ablegte und all ihre Sehnsucht in den Kuss legte.
Als sich ihre Lippen lösten, meinte Angie, zum ersten Mal ein freies und offenes Lächeln in seinem Gesicht erkennen zu können, das sie zutiefst rührte. Bernardo wirkte wie ein Schatzsucher, der einen lang erhofften Fund gemacht hatte und am Ziel seiner Träume war. Gleichzeitig schien es, als hätte ihn sein Glück derartig unvorbereitet getroffen, dass er ihm noch nicht so recht trauen mochte.
“Von der ersten Sekunde an habe ich diesen Augenblick herbeigesehnt”, sagte er unsicher und strich Angie zärtlich über die Wange. “Trotzdem sollten wir jetzt weiterfahren. Wenn wir länger allein bleiben, kann ich für nichts garantieren.”
Am liebsten hätte Angie ihm gestanden, wie sehr sie sich wünschte, dass er endlich die Selbstbeherrschung verlor. Doch das Faszinierende an Bernardo war ja gerade, dass er anders als andere Männer war – weshalb sie nicht erwarten durfte, dass er wie andere Männer reagierte.
Als Erstes fiel Angie in Montedoro auf, dass die Straßen überfüllt waren. Bei dem strahlenden Sonnenschein waren nicht nur zahlreiche Touristen gekommen – um das Chaos perfekt zu machen, war Markttag. Auf dem kleinen Platz am Ende der Hauptstraße waren zahlreiche Stände aufgebaut worden, an denen die verschiedensten landwirtschaftlichen Produkte aus dem Umland angeboten wurden.
Als Bernardo und Angie
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