Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
ganz unschuldig wirkte er auch nicht. »Ich bin mir nicht sicher, ob dich das etwas angeht«, sagte er vorsichtig. »Lass dir deinen Kaffee schmecken. Und Glückwunsch wegen der Doku! Wir liefern bestimmt ein super Stück ab.« Damit stand er auf und stiefelte aus dem Aufenthaltsraum, sein Neunzigerjahre-Joghurt mit der Ecke blieb halb gegessen auf dem Tisch zurück.
In meinem Magen machte sich ein unbehagliches Gefühl breit. Ich wollte nicht, dass sich Dave hinter meinem Rücken mit Stefania traf, also stand ich auf und trottete hinter ihm her. »Ähm, Dave …«
Er blieb stehen und seufzte. »Ja?«
»Ich wollte nicht neugierig sein. Und ich weiß, dass mich das nichts angeht. Ich finde nur, dass ihr beide in letzter Zeit zusammenklebt wie Pech und Schwefel.«
Dave zog perplex eine Augenbraue hoch.
»Aber schließlich hast du ja Freya, und es hat auch gar nichts mit mir zu tun, deshalb tut es mir leid. Ähm, ja. Das war’s. Es geht mich nichts an.«
Mit einem schwer zu deutenden Gesichtsausdruck blickte er sich in der Nachrichtenredaktion um. Nach ein paar Sekunden schaute er wieder zu mir und sagte etwas, das mir fast das Herz stehen bleiben ließ: »Freya hat mich verlassen. Wir sind nicht mehr zusammen.«
Ich wurde bleich. »Ach du lieber Himmel … Dave, das tut mir so leid! Ich … Weshalb? «
Er schüttelte den Kopf und ging davon. Diesmal folgte ich ihm nicht.
»Könnte es sein, dass Dave und Stefania eine Affäre haben?«, fragte ich Duke Ellington. Er sah mich aufmerksam an und miaute. »Das hilft mir auch nicht weiter. Also: Einmal miauen heißt ja, zweimal nein.«
Der Kater sprang in meinen Koffer.
»Raus da! RAUS !« Er ignorierte mich. »Blödes Vieh.« Also versuchte ich, meine neuen Outfits für Paris um ihn herumzupacken, und ging in Gedanken noch einmal die Indizien durch.
Dave war Single. (Ich konnte es kaum fassen. Dave und Freya waren seit Ewigkeiten zusammen gewesen. Was in drei Herrgotts Namen war schiefgegangen?)
Ich hatte Dave und Stefania am Gin-Donnerstag dabei erwischt, wie sie sich seltsam innig angeschaut hatten.
Dave hatte Stefania in ihrem Schuppen besucht, in dem es definitiv keine Massageliege gab.
Ich hatte Stefania zweimal dabei beobachtet, wie sie, noch in Ausgehklamotten, erst am Morgen nach Hause gekommen war.
Sie benahm sich insgesamt merkwürdig. Sprach überschwänglich von Liebe und trug Make-up, was für sie eher ungewöhnlich war.
Dave benahm sich ebenfalls merkwürdig. Seine Laune war so wechselhaft wie mein Durchlauferhitzer.
Wenn er sich heute Abend nicht mit Stefania traf, weshalb sagte er dann nicht klipp und klar Nein? Stattdessen erzählte er mir, ich solle mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern, was so viel bedeutete wie Ja.
Ich rief Leonie an. »Findest du es nicht merkwürdig, dass Dave und Stefania beide in letzter Minute abgesagt haben?«
»Nein«, antwortete sie prompt und lachte.
»Entschuldige?«
»Ähm … ich habe bloß Nein gesagt, nein, ich finde es nicht merkwürdig. Sie haben offensichtlich beide etwas anderes vor.«
»Aber du hast so schnell Nein gesagt. Warum?«
»Fran, du bist doch verrückt! Dave und Stefania? Ich bitte dich! Hör mal, ich wünsche dir eine wunderschöne Zeit in Paris, okay? Du musst mich unbedingt auf dem Laufenden halten und mir regelmäßig SMS schicken. Und nimm ihn nur zurück, wenn er um Gnade fleht!«
Ich lächelte. »Versprochen.«
»Wo triffst du dich mit ihm?«
Ein köstliches Prickeln machte sich in meinem Bauch breit. »Ich weiß es nicht! Es ist eine Überraschung. Er hat mir nur gesagt, ich soll Samstagmorgen um halb neun am Bahnhof St. Pancras sein. Dort soll ich das Ticket abholen und auf weitere Anweisungen warten!«
Leonie kicherte. »Prima. Nun, dann lasse ich dich jetzt mal packen. Viel Glück, mein Schatz! Ich hab dich lieb!«
Als ich meinen Koffer hochkant stellte, um Duke Ellington herauszukatapultieren, öffnete ich in meinem Kopf eine Dave-und-Stefania-Datei. Die Sache war für mich noch nicht gegessen. »Ich werde dem auf den Grund gehen«, teilte ich meinem aufgebrachten Kater mit.
Kapitel neununddreißig
Date Nummer acht: Michael
Ein Mann mit blitzenden dunklen Augen half mir mit einer behandschuhten Hand aus dem Zug. »Merci!« ,schnaufte ich aufgeregt und betrachtete die Szenerie um mich herum. Der Gare du Nord war rappelvoll. Genau so hatte ich ihn mir vorgestellt: gewaltig, chaotisch und spannend. Glamouröse Damen mit Halstüchern und Sonnenbrillen, Herren in
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