Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
als Notre-Dame in Sicht kam.
Der Fahrer drehte den Kopf in die entgegengesetzte Richtung. »Regardez« ,sagte er. Ich schaute.
»Dreimal wow!«, stieß ich atemlos hervor, als ich den Eiffelturm erblickte. »J’adore Paris!« Das Elend der vergangenen Monate verpuffte schlagartig.
Leonie versuchte noch ein paarmal, mich zu erreichen, aber ich hörte kein Klingelzeichen. Vielleicht hatte ich mein Handy ja auf »Lautlos« gestellt. Ich wollte mich ganz und gar auf meinen Liebsten konzentrieren können.
Zwanzig Minuten später stand ich im Eingang einer riesigen Art-déco-Brasserie namens La Coupole, die tatsächlich eine wunderschöne, farbenprächtige Kuppel hatte – und da war er.
Mein Magen schlug Purzelbäume. Mein kostbarer Michael Slater mit den schiefergrauen Augen. Er saß allein an einem Tisch am Fenster und spielte mit seiner steifen weißen Serviette. Unter der hohen Decke, umgeben von munter schwatzenden Gästen, wirkte er klein und verloren, aber ziemlich romantisch. Er war dünner als vor unserer Trennung. Er trug den Pullover, den ich am liebsten mochte, seine Schulterknochen traten spitz unter dem Stoff hervor. Selbst quer durch das überfüllte Restaurant konnte ich die Angst in seinem Gesicht erkennen. Mein Herz drohte zu bersten, als ich mich hinter dem Ober zwischen den Tischen hindurchschlängelte. Ich komme, Michael. Was immer das Problem sein mag – ich kann es lösen. Ich kann es richten!
Ich stellte mich vor ihn, und er blickte auf. Eine Sekunde lang tat er gar nichts, sah mich nur an, beinahe bestürzt. Und dann fing er an zu lächeln. Das Lächeln, in das ich mich gleich bei unserer ersten Begegnung verliebt hatte. Das bedächtige, träge Lächeln, das seine Augen zum Funkeln brachte und Grübchen in seine Wangen zauberte. Ich verspürte dasselbe Kribbeln im Bauch wie damals, als ich mit meiner Barry-Manilow-Frisur in sein Leben spaziert war.
»Franny?«, sagte er schließlich und stand auf.
»In der Tat, ja. Sehe ich aus wie jemand anders?«
»Nein, ich – wie bitte?«
Ich fing an zu kichern. »Tut mir leid, ich habe mich nur gewundert, weil du meinen Namen mit einem Fragezeichen ausgesprochen hast. Als wäre ich jemand anders. Ich bin definitiv Fran.«
»Gott sei Dank.« Und dann tat er das, wonach ich mich in den letzten drei Monaten jede einzelne Sekunde lang gesehnt hatte – verzweifelt gesehnt hatte: Er zog mich in seine Arme und küsste mich auf den Mund. Dann drückte er mich so fest, dass ich um meinen Brustkorb fürchtete. »Michael! Ich kriege keine Luft mehr.« Keine Reaktion. »Michael! Du bringst mich um!« Er gab ein tiefes, polterndes Lachen von sich und ließ mich los. »Mein Gott, ich habe dich so schrecklich vermisst.«
Er fuhr mit dem Finger mein Schlüsselbein nach, genau wie es meine Absicht gewesen war, als ich diese Bluse gekauft hatte. Ich traute mich nicht zu sprechen. Es gab so viel zu bereden, so viel Schmerzliches zu vergessen.
Anstatt etwas zu sagen, begann ich unser gemeinsames Mittagessen auf die einzige Art und Weise, auf die ich mich verstand: Als ich mich setzte, fegte ich mit meiner Handtasche ein Glas vom Tisch. Ein großes, schönes Weinglas, das in eine Million regenbogenfarbener Splitter zersprang, als es auf dem Boden aufkam. Wenig überrascht, doch zutiefst beschämt, sprang ich auf, um die Scherben aufzuheben, während Michael anfing zu lachen. »Um Gottes willen, Franny! Du hast dich nicht verändert.« Er bückte sich, um mir zu helfen.
»Es tut mir so leid!«, flüsterte ich mit puterrotem Gesicht. Ich wagte es nicht, zu den Leuten um uns herum aufzublicken, und hielt meine Augen fest auf die Glasscherben gerichtet, die überall verstreut lagen. Ein Tropfen fiel darauf. Eine Träne. Weinte ich? Nein, stellte ich fest, das tat ich nicht. Michael? Ja, Michael. Er hob die Glasstücke auf und weinte .
»Was ist denn los?«, flüsterte ich ihm zu. »Warum weinst du?«
Er gab ein leises Schniefen von sich, ähnlich den Geräuschen, die er machte, wenn er schlief. »Weil ich dich vermisst habe. Auch wenn du ein Elefant im Porzellanladen bist. Ich brauche dich. Ohne dich komme ich nicht klar«, erklärte er schlicht.
Das war natürlich eine annehmbare Erklärung. Ich wollte meine Hand auf seine legen, doch ich stach ihn mit einer Scherbe. »Oh, verflucht, tut mir leid!«
»Schscht!«, zischte er. »Du darfst hier nicht rumfluchen!«
Die anderen Gäste ignorierten uns mittlerweile. »Wir sind hier in Frankreich, Michael. Diese Leute
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