Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
fragte er.
Ein schmerzhafter Klumpen schnürte mir die Kehle zu. »Nicht wirklich. Aber es wird mir wieder gut gehen. Ich habe über zwei Jahre meines Lebens an ihn verschwendet. Mehr kriegt er nicht.«
»Tapferes Mädchen. Du bist brillant, Fran. Du hast viele Fans. Und es wird wieder bergauf gehen.«
»Danke. Ähm, ich leg mal besser auf. Wir haben gleich keine Verbindung mehr. Danke noch mal, Alex.«
»Lass uns zusammen zum Mittagessen gehen!«, rief er aufgeregt. »Montag.«
Ich lächelte. »Okay. Montag. Und vielen Dank noch mal.«
Der Zug nahm Geschwindigkeit auf.
Während wir durch die jetzt dunkle Landschaft fuhren und ich es mir zum Schlafen bequem machte, ging eine Nachricht von Dave auf meinem Handy ein. Der Anblick seines Namens in meinem Posteingang hob meine Laune ein klein wenig. Ich habe davon erfahren. Es tut mir so leid, Franny, aber ich weiß, dass du darüber hinwegkommen wirst. Michael war nicht der Richtige für dich. Er hätte dich nicht glücklich gemacht.
Nein , dachte ich. Nein, das hätte er wirklich nicht. Als ich auf Daves SMS starrte – Dave, in dessen Nähe ich mich stets so sicher, so authentisch fühlte –, wurde mir klar, dass ich mich ein bisschen … vor Michael gefürchtet hatte. Vor seinem Intellekt. Vor dem, was er dachte. Gefürchtet hatte, nicht gut genug zu sein. Und während wir lautlos durch Frankreich glitten, begriff ich, dass das genau das war, was er hatte erreichen wollen.
Du hast recht. Danke, Dave , schrieb ich zurück.
Komm zurück nach London, du verrücktes Huhn. Wir warten alle schon auf dich.
Ich lächelte und wusste, dass ich tatsächlich darüber hinwegkommen würde.
Der Zug raste weiter durch die Nacht.
Kapitel einundvierzig
»Oh mein Gott! Dave! Das ist brillant !«, rief ich und schnappte nach Luft.
Er lächelte schief und nahm zwei Flaschen alkoholfreies Bier aus dem Mini-Kühlschrank in der Ecke. »Das geht doch auf deine Kappe, nicht auf meine«, erwiderte er.
»Unsinn! Dave, das ist brillant, weil die Aufnahmen so wunderbar gelungen sind. Du bist ein großes Glasgower Talent!« Dave grinste, öffnete ein Bitburger und reichte es mir. Er hatte sich die Haare schneiden lassen – in Erwartung des langen, heißen Sommers, den man uns versprochen hatte –, und er sah wirklich ganz normal aus. Nett, um ehrlich zu sein. Gar nicht mehr wie ein Obdachloser.
Es war der vierzehnte Mai, und Dave und ich hatten vor drei Tagen die letzten Szenen meines Dokumentarfilms in den Kasten gebracht. Wir hatten es kaum erwarten können, diese ganz besonders wichtigen Schlussszenen zu drehen, damit wir uns an die Überarbeitung machen konnten, und jetzt – endlich! – hatten wir es geschafft. Ausgefeilt, vollständig und fertig für Hugh. Ich nahm einen großen Schluck Bitburger und klatschte Daves Hand ab, schwindlig vor Erschöpfung, Erleichterung und Triumphgefühl. »Wir haben’s geschafft, David!«, rief ich.
Er nickte. »Ja. Und du hast dich absolut brillant geschlagen, Fran. Ich bin stolz auf dich.«
»Halt die Klappe, Dave«, murmelte ich, während mir die Röte ins Gesicht stieg.
Ich war wirklich fertig. Ausgebrannt. Nach meiner Rückkehr von der unglückseligen Reise nach Paris im März hatte ich mit meinem Dokumentarfilm begonnen und gleichzeitig mit aller Kraft Alex’ Wahlberichterstattungsteam unterstützt. »Du hilfst ihnen, wann immer du nicht mit deinem Film befasst bist, Fran. Ich will nicht mal sehen, dass du aufs Klo gehst. DIR BLEIBT KEINERLEI FREIZEIT , KAPIERT ?«, hatte Hugh gebellt.
Ich hatte kapiert. In den folgenden Wochen hatte ich jegliches Zeitgefühl verloren. Nacht für Nacht gegen drei war ich mit dem Taxi durch London gefahren; unser Gin-Donnerstag war völlig zum Erliegen gekommen (oder fand ohne mich statt, das konnte ich nicht sagen), und mein Kontakt zur Außenwelt war nahezu abgebrochen. Er beschränkte sich auf ein gemurmeltes Gespräch mit Mum einmal die Woche, das ich von der ITN -Toilette aus führte, auf den einseitigen Strom schmutziger Textnachrichten von Leonie und auf die regelmäßige Versorgung mit gesunden Eintöpfen, die Stefania durch meine Katzenklappe schob. Duke Ellington hatte schon lange beschlossen, mich vollkommen zu ignorieren, und stattdessen eine enge Beziehung zu dem automatischen Katzenfutterspender aufgebaut, den ich ihm gekauft hatte. Er fraß, wenn die Zeitschaltuhr das Futter freigab, und verdrückte sich dann in Stefanias Schuppen.
Stefania. Ich hatte keine Zeit, ihr
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