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Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Titel: Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
Autoren: Lucy Robinson
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einer kurzen, aber heftigen Frühsommer-Schönwetterperiode.
    Dave lehnte sich über die nach Süden gehende Mauer und winkte mich zu sich, als ich keine Anstalten machte, ihm zu folgen. »Komm schon, du verrücktes Huhn! Jetzt entspann dich mal für ’ne halbe Stunde!«
    Folgsam trottete ich zu ihm hinüber, nur um mich in seinen mächtigen Armen wiederzufinden. »Gut gemacht, Mädel«, sagte er an meinen Scheitel gewandt. »Du hast echt klasse Arbeit geleistet. Hugh wird sprachlos sein, wenn er das sieht.« Ein paar Sekunden lang verlor ich mich in seinem gestreiften T-Shirt.
    »Danke«, sagte ich, als ich mich befreite. »Das habe ich gebraucht. Weiß der Kuckuck, warum ich nicht den Verstand verloren habe.«
    »Nun, das hast du nicht«, sagte Dave und zauste mein Haar. »Und das erfordert sogar noch größere Anerkennung. Live-Wahlsendungen und Dokumentationen sind zwei völlig unterschiedliche Herausforderungen. Es gibt nicht viele hier, die das auf die Reihe gekriegt hätten. Für eine Verrückte wie dich war das eine herausragende Leistung.«
    »Unsinn. Im Vergleich mit den Leuten um mich herum bin ich ein blutiger Anfänger.«
    Dave griff nach meiner Hand. »Das stimmt nicht. Sieh mich an, Fran.«
    Ich gehorchte. Er lächelte. »Du hast das wirklich mit links gemacht, meine Liebe. Du solltest stolz auf dich sein. Und wenn du’s nicht bist, dann bin ich es eben!«
    Ich betrachtete ihn grinsend. Die Nachmittagssonne fiel auf seine rechte Seite und streute kleine rostbraune Flecken in seine Bartstoppeln. »Dave! Das gibt’s doch nicht! Du hast ja einen fuchsroten Bart!« Ich holte einen Spiegel aus meiner Handtasche.
    Er spähte auf sein Spiegelbild und zuckte die Achseln. »Na und?« Dann ging er hinüber zur westlichen Mauer. »Wie kommt deine Mum zurecht?«, erkundigte er sich und blickte über die Stadt.
    »Gut. Nun, es ist ein Auf und Ab, aber gut. Mittlerweile scheint sie zu realisieren, wie schlimm es um sie stand. Es ist verblüffend zu erleben, wie sie die letzten zwanzig Jahre nun mit ganz anderen Augen betrachtet.«
    Das stimmte. Am letzten Wochenende hatte Mum mich besucht, um einen Braten zu machen, während ich den Text für den Off-Sprecher umformulierte. Nachdem sie mich getadelt hatte, weil ich versuchte, Yorkshire-Pudding in mich hineinzuschaufeln, während ich gleichzeitig Filmmaterial sichtete und wie besessen auf meinen Laptop einhämmerte, hatte sie plötzlich Messer und Gabel sinken lassen und mir mitgeteilt, wie sehr sie es bedaure, sich aus ihrer Mutterrolle gestohlen zu haben. »Ich hatte den Bezug zur Realität verloren«, erklärte sie mir.
    »Das habe ich doch gewusst, Mum.«
    »Aber der Gedanke, wie einsam und verloren du dich gefühlt haben musst … von Michael verlassen, diese Geschichte mit der anderen Frau … Oh, Frances, das muss schrecklich gewesen sein. Ich will es wiedergutmachen. Ich möchte wieder deine Mutter sein.«
    Natürlich waren uns beiden die Tränen gekommen.
    »Ich bin so froh«, sagte Dave. In seinen Augen stand aufrichtige Freude. Ich liebte Dave.
    Dann veränderte sich sein Ausdruck kaum merklich. »Wie geht es dir wegen Michael?«, fragte er vorsichtig. Wir hatten selbstverständlich darüber gesprochen, allerdings nur in den wenigen flüchtigen Momenten, in denen wir, beladen mit der Kameraausrüstung, im Taxi hockten oder um drei Uhr nachts im grellen Neonlicht der Nachrichtenredaktion. Als Dave mich jetzt danach fragte, wusste ich tatsächlich nicht, was ich sagen sollte.
    »Ich fühle mich … keine Ahnung. Wie betäubt. Nein, traurig. Enttäuscht. Doch nachdem ich mit Alex gesprochen und festgestellt hatte, wie viel Mist Michael gebaut hat, gab es keine Zweifel mehr.«
    Dave sah mich durchdringend an. »Hat er dich noch mal kontaktiert?«
    »Nein. Nichts. Nada. Vielleicht hat er jemand anders gefunden, der ihn anhimmelt«, sagte ich traurig. »Ich dachte wirklich, ich würde ihn heiraten. Als er diesen Ring gezückt hat, dachte ich, das wäre es: wir. Für immer. Und jetzt, sieben Wochen später, bin ich ein dreißigjähriger Single und weiß nicht mal, in welchem Land er sich aufhält.« Ich stellte meine Flasche neben die von Dave auf die Mauer, deren Schatten auf den Beton unter unseren Füßen fiel. »Aber … ich bin mehr ich selbst, jetzt, da er weg ist.«
    Dave nickte. »Du verrücktes Huhn. Ich werde das nur einmal sagen, und ich habe weiß Gott lange genug darüber nachgedacht, aber es ist die Wahrheit: Mir hat es das Herz gebrochen, als
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