Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
ich dich so sah, wie du die ganze Zeit über versucht hast, Michael zu beeindrucken – gut genug für ihn zu sein. Leonie hat mir erzählt, du seist in Paris sogar bereit gewesen, deinen Job für ihn aufzugeben. Sie sagte, du hättest ihm versprochen, weniger Zeit mit deiner Mum und mit uns zu verbringen – sogar den Gin-Donnerstag hättest du für ihn aufgeben wollen!«
Ich biss mir auf die Lippe. »Ja. Tut mir leid. Das war wirklich schäbig von mir.«
Er nahm kurz meine Hand und drückte sie. »Ich will dir doch gar nicht aufs Dach steigen.« Ich schaute verlegen zur Seite. In den stillen Momenten, in denen mein Taxi durch das frühmorgendliche London geglitten war, hatte ich viel Zeit damit verbracht herauszufinden, warum ich während der letzten Monate so bereitwillig alles an mir hatte ändern wollen. Wie ich aussah, was ich tat, mit wem ich mich abgab, wie viel Zeit ich mit meiner eigenen Mutter verbrachte. Ich hätte mich komplett aufgegeben, nur um zu der Person zu werden, mit der Michael zusammen sein wollte.
Michael, der mich an meinem dreißigsten Geburtstag verlassen hatte, weil ich ihm nicht genug gab.
Dave fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Er sah richtig gut aus heute. »Fran, ich sage nur, oder zumindest versuche ich das … mit wem auch immer du am Ende zusammenkommst, du solltest nicht die kleinste Kleinigkeit für ihn ändern. Nichts. Sei nicht mit jemandem zusammen, bei dem du nicht du selbst sein kannst, denn du bist goldrichtig, so, wie du bist. Klar?« Er fing an, eifrig an einem losen Faden seines T-Shirt-Saums zu zupfen.
»Ähm, danke. Ich weiß das zu schätzen. Du sentimentaler alter Knacker.« Ich drückte seine Hand, um ihn wissen zu lassen, wie viel er mir bedeutete. Denn er bedeutete mir wirklich viel.
»So, dann lass uns mal lieber zurückgehen«, sagte er, plötzlich kurz angebunden.
Ich stöhnte innerlich. Ich hatte Daves Jo-Jo-Benehmen so satt. In der einen Minute war er ein liebenswerter riesiger Kuschelbär, in der nächsten war Schluss, aus, Ende. Genauso war es gewesen, bevor ich nach Paris gefahren war. »Wir sind doch erst seit zehn Minuten hier oben!«, protestierte ich. »Stella wird frühestens in fünfzehn Minuten da sein!«
Doch Dave marschierte schon davon, seine Schulterblätter zeichneten sich kraftvoll unter dem alten, verblichenen Streifen-T-Shirt ab. Er hatte einen schönen Bärenrücken, dachte ich, als er sich von mir entfernte. Die Art Rücken, um die man gut die Arme schlingen konnte. War es dieser Rücken, der Stefania so verflucht glücklich machte? Ich hoffte nicht.
»He, Dave!«, rief ich.
Er blieb stehen und drehte sich um. »He, Fran«, rief er zurück.
»Dave, bist du mit Stefania zusammen?« Er sah sich um, als hätte ich meine Frage an jemand anderen gerichtet. »Ja, dich meine ich. Bist du mit Stefania zusammen?« Ich ging zu ihm und trank die letzten Tropfen meines Pseudo-Bitburgers. Dave lächelte in sich hinein.
»Verflixt noch mal, dann habe ich also recht.« Etwas Undefinierbares, aber nicht gerade Angenehmes machte sich kurz in meinem Magen breit.
Dave zog eine Augenbraue hoch und stieß die Hände in seine Jeanstaschen. »Wie fändest du es, wenn ich das tatsächlich wäre?«, fragte er.
Ich stellte fest, dass seine funkelnden Augen wesentlich besser zu sehen waren, seit er sich die wirre Haarmatte hatte abscheren lassen.
Ich sagte nichts.
Sein Handy klingelte. Er ging dran, lächelnd. »Hey, hey!«, hörte ich ihn sagen, bevor er im Gebäude verschwand.
»Prima«, sagte ich, nachdem er weg war. »Ja, ich würde mich großartig fühlen. Das wäre für mich absolut kein Problem. Ich würde mich wirklich für euch beide freuen.«
Als ich in den Schneideraum zurückkehrte, schlürfte Danny seinen warmen Champagner allein. Stella war noch nicht eingetroffen, und Dave war nirgendwo zu sehen. »Oh, dieser Typ, der, der bei der Live-Show mitarbeitet, hat dich gesucht, Fran.«
»Welcher?«
»Der dürre. Piekfeiner Bursche. Brille. Hat was Klugscheißerisches an sich.«
»Alex. Eigentlich ist der echt okay. Was wollte er?«
»Keine Ahnung. Hat einen Blick auf den Film geworfen – wirkte ziemlich beeindruckt. Ist nach unten gegangen, um sich mit seiner Flamme zu treffen.«
Ich ging auf gut Glück zur Rezeption und landete einen Treffer. »Franny!«, schrie Leonie. Sie hüpfte auf und ab, hielt Alex’ Hand, ein manisches Grinsen im Gesicht.
»Ich habe dich so vermisst!«, keuchte ich, als wir uns umarmten. »Verflixte Arbeit!
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