Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
du siehst aus wie ein überfahrenes Kleintier.« Er reichte mir ein Taschentuch.
»Na schön. Aber wenn wir schon von deiner wunderschönen Freundin sprechen, könntest du sie am Mittwoch entbehren, damit sie einen Meditationskurs im Renaissance besuchen kann? Ich habe die Stunde organisiert und suche noch Teilnehmer.«
Dave unterdrückte ein Kichern. »Im Ernst? Seit wann interessierst du dich für Meditation?«
»Hör auf damit, Dave. Ich brauche innere Ruhe. Sorg einfach dafür, dass sie kommt.« Er zauste mein Haar, dann lief er mit großen Schritten in einen Schneideraum, wo Hugh bereits sein Material sichtete.
»Wie kommt ihr voran, Alex?«, fragte ich so kameradschaftlich, wie es mir möglich war. Ich hatte Daves herabsetzende Bemerkung genossen, aber ich konnte es mir nicht wirklich leisten, es mir mit Alex zu verderben. »Stressig?«, fügte ich hoffnungsvoll hinzu.
Alex lachte. »Nicht wirklich«, sagte er und schwang auf seinem Stuhl herum, um mich anzublicken. »Nein. Politik ist meine Leidenschaft, genau wie bei dir die Unterhaltung. Es ist absolut mein Ding. Ich fange gerade mit einem Dossier über Nick Bennett an.«
Mir gefiel seine hochgezogene Augenbraue nicht. Warf er mir etwa einen vielsagenden Blick zu? Nein. Ich war paranoid. »Oh, richtig! Ganz schön viel Material«, sagte ich strahlend. Er sah mich weiterhin so an, als würde er etwas wissen. »Du hast genau den richtigen Riecher«, fuhr ich fort. »Er wird ins Kabinett kommen, sollten die Tories gewinnen!«
Alex lächelte. Ich beschloss, ihn definitiv zu hassen.
»Da bin ich mir nicht so sicher. Ich denke, da gibt es ein paar Probleme in seinem Privatleben, die ihm dabei in die Quere kommen könnten«, wandte er ein, »weit mehr Probleme als auf den ersten Blick ersichtlich.«
Meine Handflächen kribbelten. Mit Sicherheit wusste er nichts von Nick und Mum. Niemand wusste etwas davon! Nicht mal Mums Schwester! Er starrte mich weiterhin mit einem seltsam unangenehmen Gesichtsausdruck an. »Oh? Wie meinst du das?«, fragte ich. »Hat er etwa auch Spesenrechnungen manipuliert?« Meine Stimme klang ein wenig schrill.
»Nein. Ich beziehe mich eher auf … auf sein Familienleben. Während meiner Recherche habe ich viel Zeit mit seinen persönlichen Beratern verbracht«, erwiderte Alex. »Aber das führt zu nichts.« Er zwinkerte mir zu.
O nein.
Er wusste es.
Ich verspürte das dringende Bedürfnis, auf der Stelle das Thema zu wechseln. »Wie geht’s Michael?«, platzte ich heraus.
Der Name hing in der Luft wie ein Furz in der Victoria Line.
Alex wirkte ein wenig überrascht. »Es geht ihm gut«, sagte er schließlich. »Aber ich denke, wir sollten besser nicht über ihn reden. Du bist auch so schon genug neben der Kappe.«
»Bin ich nicht«, widersprach ich kurz angebunden und fing an, einen Bericht über Tiger Woods ’ jüngsten Seitensprung zu verfassen. Das war gar nicht gut. Mum brauchte Geborgenheit und Frieden. Ganz bestimmt wollte sie nicht in einen landesweiten Sex-Skandal hineingezogen werden. Und ich brauchte ein paar nette Worte an meinem ersten Arbeitstag und ganz bestimmt nicht Michaels verdammten besten Freund neben mir, der meinen Job machte.
Ich hätte im Bett bleiben sollen.
Kapitel sechzehn
Es war Samstagabend. Seit einer Woche ging ich wieder zur Arbeit, und nun saß ich in Stefanias Schaukelstuhl, während sie etwas kochte, das aussah wie eine Pfanne voller gedünsteter Hoden. Neben ihrem Bett verdampfte Sandelholzöl, im Schuppen duftete es himmlisch.
»Du siehst sehr gut aus«, sagte Stefania und stocherte in einer vergammelten alten Baumwurzel herum.
Ich war gerührt. »Danke, Stefania. Ich fühle mich nicht gerade gut, aber man tut, was man kann.«
Bewaffnet mit meinem Nellie-Dossier, war ich am Nachmittag ins Westfield-Shoppingcenter eingefallen, hatte bei sexy geschnittenen Outfits und teuren Schuhen zugeschlagen und einen Abstecher zu Toni & Guy gemacht, um mir Strähnchen färben und mein Haar in Form bringen zu lassen. Jetzt hatte ich einen untypisch ordentlichen, glänzenden Bob mit einem stylischen, fransigen Pony. (Ich hatte sogar mit dem Gedanken gespielt, mir eine Brille mit Fensterglas zu kaufen, doch an dem Punkt hatte ich mir selbst eine Ohrfeige verpasst.)
Finanziell war ich ruiniert, dafür genoss ich eine vorübergehende Atempause von meinem Liebeskummer. Start frei für das Projekt Glam-Fran! Mit meinem neuen äußeren Erscheinungsbild war ich Nellie Daniels auf jeden Fall gewachsen.
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