Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
maßgeschneiderte Outfits trug, außerdem eine Liste mit fünfzehn ihrer Facebook-Freunde, welche es mir mit ihren offenen Profilen ermöglichten, Nellies Schritte in den kommenden Tagen zu verfolgen. Ich hatte herausgefunden, dass sie in der Fulham Road wohnte, und ihre Freunde auf Facebook hatten mir verraten, dass sie am Samstag zu einer Party bei Boujis ging. Ich wusste, wann sie Geburtstag hatte, wusste, wie sie Michaels Schwager Dmitri kennengelernt hatte (bei einem Geschäftsessen unter Führungskräften 2002 in den Kensington Roof Gardens), und ich wusste, dass sie Mitglied des Richmond Park Running Club war, dessen Mitglieder mit ihrer Jogging-Besessenheit regelmäßig die dortigen Parkanlagen unsicher machten.
Doch vor allem wusste ich, dass ich sie hasste. Und dass unser beider Leben nicht unterschiedlicher hätte sein können. Mein Dossier über sie las sich wie ein Handbuch für junge, erfolgreiche, glamouröse Londoner: wo man shoppen, wo man essen gehen, mit wem man etwas trinken und wo man wohnen sollte. Ich stellte mir vor, wie ein solches Dossier über mich aussehen mochte; vermutlich wäre es schnell im Mülleimer gelandet oder längst gewellt und voller Eselsohren. Dinge wie »isst gern Kebab« und »trägt schmuddelige Joggingklamotten« und »hat alkoholsüchtige Mutter« stünden darin. Neben Nellies Power-Lunch-Dasein kam mir mein Leben vor wie ein flatschiger alter Kuhfladen. Natürlich wollte Michael eine neunzigtägige Auszeit von mir, wenn er mit einer Nellie Daniels glücklich war.
Es war nicht zum Aushalten.
Am Donnerstagmorgen bekam Alex einen Anruf, der nur von Michael sein konnte. »Hi«, sagte er ganz gelassen. »Ja, bleib dran.« Er stand auf und schlich sich zu einem der leeren Regieräume. Selbstverständlich folgte ich ihm. »Entschuldige, sie saß direkt neben mir … Nein, ich glaube nicht, dass sie es weiß. Wie denn auch?«
Mir drehte sich der Magen um.
»Ja, sie ist fast die ganze Zeit im Internet.« Er hielt kurz inne, dann lachte er.
Ich suchte schnell das Weite.
Später an jenem Tag wurde ich von einer Stimme hinter mir aus meiner Nellie-Stalkerei gerissen, die sagte: »Jemand hat mir gesteckt, hier würde ein abgehalftertes altes Weibsstück namens O’Callaghan rumsitzen … Sie wissen nicht zufällig, wo ich es finde, oder?«
Ich stieß einen kleinen Schrei aus und sprang in Dave Brennans Arme. Er war bei meiner Rückkehr zu ITN beim Klimagipfel in Kopenhagen gewesen, und ich hatte ihn vermisst. Er schob mich von sich und hielt mich auf Armeslänge entfernt, wobei er mich von oben bis unten musterte. »Fran, isst du auch mal was?«
»Ab und an schon.«
»Du musst was essen, du verrücktes Huhn. Sonst stirbst du. Gönn dir ein Stückchen Torte. Was ist aus dem Mädchen geworden, das sich in der Union Tavern heimlich mit Würstchen und Kartoffelbrei vollgestopft hat?«
Alex drehte sich um und grinste. »Tatsächlich?«, fragte er. »So etwas tust du?«
Ich wurde rot. »Schon gut, Alex«, sagte Dave. »Tolles Outfit, Kumpel«, fügte er dann mit einem Blick auf Alex’ stylische Weste hinzu. Gott, ich liebte Dave. Alex errötete und wandte sich wieder seinem Cameron-Dossier zu. Dave zog eine Augenbraue hoch. »Im Ernst, Mädchen«, sagte er leiser, »du musst etwas essen, deine Kraft bewahren!« Ich nickte und fing ohne Vorwarnung an zu weinen.
Dave zog mich aus Alex’ Blickwinkel und stellte sich schützend vor mich. »Oh, Franny, nicht weinen«, sagte er, während er mir mit den Daumen die Tränen abwischte, die mir über die Wangen liefen. »Bitte weine nicht.« Sein offenes, wettergegerbtes Gesicht zeigte Sorge.
»Entschuldige, Dave. Es ist bloß – ich vermisse ihn so sehr. Ich glaube, er trifft sich mit einer Nobeltussi namens Nellie, und ich würde am liebsten sterben deswegen«, murmelte ich.
Nach einer Weile zog er mich zurück in seine Arme. Er roch nach Kippen und einem altmodisch würzigen Eau de Cologne. »Ich weiß, wie sich das anfühlt«, sagte er leise.
»Ach, sei still. Du bist mit der schönsten Frau auf dem ganzen Planeten zusammen. Was Liebeskummer anbelangt, hast du doch keinen blassen Schimmer«, schluchzte ich in seine Achselhöhle.
Er schob mich weg. »Franny, duhast keinen blassen Schimmer, was mein Liebesleben anbelangt«, sagte er nach einer Pause. »Selbstverständlich habe ich das durchgemacht, was du jetzt durchmachst. Aber es wird besser werden, glaub mir. Leichter. Komm schon. Geh aufs Klo und wasch dir das Gesicht –
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