Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
sanften Wiedereinstieg in die Arbeitswelt geworden, wo man mich voller Zuneigung aufnahm und mit demonstrativ zur Schau gestelltem Mitleid überschüttete? Meine Augen füllten sich mit Tränen, und ich blickte schnell zur Seite, in Richtung von Hughs Büro. Er schien mich zu beobachten.
Alex schaltete wieder um ins Berufliche. »Hugh möchte, dass du bei Unterhaltung und Kultur bleibst, aber ich schlage vor, du gehst hin und redest mit ihm. Eddie hat dir während deiner Abwesenheit ein Übergabeprotokoll aus der Redaktion gemailt. Schönen Vormittag noch.« Er setzte sich einen teuren Bose-Kopfhörer auf und loggte sich in die Dateien für die Wahlberichterstattung ein. Ich blickte auf meinen Monitor: Ich hatte nicht mal Zugang dazu.
»Fran. Schön, dass es dir wieder besser geht – klang nach einer scheußlichen Krankheit.« Hugh ging mit einer gigantischen Kaffeetasse in der Hand an mir vorbei. »Tut mir leid, dass du wieder bei Unterhaltung bist – das Team für die Wahlberichterstattung musste vor drei Wochen anfangen. Aber um dich aufzumuntern, gebe ich dir die Brit Awards – was sagst du dazu? Der Spaß geht heute Abend im Renaissance los. Das schüttelst du doch locker aus dem Ärmel.«
Ich hätte mich glücklich schätzen sollen. Ein Zuckerschlecken.
Sobald Alex zum Mittagessen gegangen war, klickte ich auf Spikey PR und starrte Nellie Daniels’ Seite an. Was für eine geschniegelte, selbstsichere, schneidige Chelsea-Coolness! Sie hielt meinem Blick trotzig stand. Bei der Vorstellung, dass Michael sie womöglich nackt gesehen hatte, hätte ich am liebsten den Kopf in den Ofen gesteckt. Und dann, ohne jede Vorwarnung, tat meine Hand etwas außergewöhnlich Dummes: Sie griff zum Telefon und tippte Nellie Daniels’ Durchwahl ein.
»Hallo, hier spricht Nellie Daniels?«
Ihre Stimme klang tiefer, als ich erwartet hatte, aber unverkennbar nach Chelsea, Sloane Square, selbstbewusst, szenig, schick. Ich blieb stumm.
»Hallo?«
Mein Herz pochte, als ich die Telefonschnur um meine Hand wickelte. Unten rechts in der Ecke meines Bildschirms öffnete sich eine E-Mail, die mir Yoga in der Mittagspause anbot. Und da fing ich wie aus heiterem Himmel an zu sprechen. »Hi, mein Name ist Yolande von Inner Calm. Wir sind ein neues Yoga- und … ähm … Meditationszentrum in West London. Gemeinsam mit uns findet unsere äußerst erfolgreiche Klientel – junge Führungskräfte aus dem Medien- und Werbebereich – zu innerer Ruhe, genau wie unser Name verspricht.«
»Tut mir leid, ich habe kein Interesse.«
»Kein Problem. Darf ich Ihnen wenigstens unsere Broschüre zuschicken?«
WIE BITTE ?
»Na schön, tun Sie das. Sie sind sicher über meine Website auf mich gestoßen. Meine E-Mail-Adresse steht auch dort. Vielen Dank.«
Verdammt. Ich muss sie sehen. Ich muss sie sehen. Ich muss sie sehen.
»Eine Sache noch, Mrs. Daniels …«
»Miss.«
Verflucht.
»Miss Daniels. Unsere Meditationskurse für vielbeschäftigte Führungskräfte beginnen nächsten Mittwoch, und Sie sind für eine kostenlose Probestunde auserwählt worden! Es entstehen Ihnen dadurch keinerlei Verpflichtungen, und ich weiß, dass Sie diese Veranstaltung lieben werden: Die Räumlichkeiten sind mit Kerzen beleuchtet, und vor und nach der Stunde gibt es kostenlose gesunde Erfrischungen. Es ist das Paradies ,Miss Daniels!«
Pause. Donnerwetter, sie dachte tatsächlich darüber nach! Ich stellte mir vor, was Leonie zu dieser Aktion sagen würde. Oder, schlimmer noch, Stefania. Wahrscheinlich würden sie mir den Kopf abreißen. Nun, die beiden konnten mich mal! Ich würde mich auf die Suche nach Nellie machen, und nichts und niemand könnte mich davon abhalten. Was hatte sie, das ich nicht hatte? Genau das musste ich herausfinden.
»Das klingt ja wirklich vielversprechend. Wo findet die Stunde denn genau statt?«
»Wir treffen uns … ähm … Unsere Räumlichkeiten befinden sich … äh … in einer Privatsuite im Renaissance in Notting Hill. Oh, habe ich schon erwähnt, dass Sie Ihren Partner mitbringen dürfen?«
»Vielen Dank, aber das werde ich nicht tun – wir sind erst seit Kurzem zusammen. Nun, Yolande, ich sage zu. Bitte senden Sie mir die Details per E-Mail zu. Ich muss jetzt auflegen. Ach, könnten Sie auch eine Kopie an meine Assistentin Tara Jenkins schicken? Vielen Dank.«
»Großartig! Dann sehen wir uns am Mittwoch, Miss Daniels.«
»Nellie. Auf Wiederhören.«
Wir sind erst seit Kurzem zusammen. Wie konnte sie nur mit
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