Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
meinem Michael zusammen sein? Diese kurz angebundene, geschäftsmäßige Tussi mit ihrer rauchigen Prada-Sonnenbrillen-Trägerin-Stimme und einer persönlichen Assistentin? Musste Michael bei Tara Jenkins einen Termin vereinbaren, wenn er sich einen blasen lassen wollte?
Plötzlich wurde mir bewusst, was ich soeben getan hatte, und ich richtete mich kerzengerade auf meinem Schreibtischstuhl auf. Ein Yoga- und Meditations-Kurs für supererfolgreiche Führungskräfte aus Medien und Werbung? Im Renaissance? Dem teuersten Privatclub der ganzen Stadt – for members only ? Das war das Werk einer total Durchgeknallten! Mach das wieder rückgängig! Ich griff zum Hörer und rief das Renaissance an.
Meine Hoffnung, dass sie vielleicht auf Monate im Voraus ausgebucht wären, wurde enttäuscht: Zu meinem Schrecken stellte ich fest, dass sie – jawohl! – in der Tat Räumlichkeiten zur Verfügung hatten. Schließlich war es Ende Januar und immer noch schweinekalt! Nach zwanzig Minuten zähen Verhandelns gelang es mir, die Miete auf läppische zweihundert Pfund zu drücken, da ich eine Flut wünschenswerter potentieller Neu-Mitglieder mitbringen würde. Binnen Minuten kam ein Vertrag in meinen Posteingang geflattert, und ich tippte meine Kreditkartendaten ein.
Und damit war die Sache erledigt. Ich hatte die passenden Räumlichkeiten und eine erfolgreiche Führungskraft, die nach innerer Ruhe und Frieden suchte. Jetzt musste ich nur noch einen verständnisvollen Buddhisten und neun weitere Überflieger suchen. Ein Kinderspiel.
Oh Gott.
Ich ging zur Toilette, lehnte meine Stirn gegen die kalten weißen Fliesen und fragte mich, ob ich tatsächlich den Verstand verloren hatte.
Dann schrieb ich eine SMS an Leonie: Nobler Meditationskurs nächsten Mittwoch?
Natürlich nicht. Wie läuft’s bei der Arbeit? Alles in Ordnung bei dir? , simste sie zurück.
Nein. Der verfluchte Alex ist hierherversetzt worden. Hat meinen Job im Wahlberichterstattungsteam eingenommen. Sitzt neben mir. Bin so genervt, dass mir die Worte fehlen.
Oje! , lautete ihre Antwort. Angesichts der Umstände wirkte das ein bisschen zu fröhlich, aber ich hatte Wichtigeres zu tun.
Im Laufe der nächsten Woche wäre ich fast gestorben, so viel Mühe kostete es mich, Michael nicht anzurufen. Mehrmals fing ich an, E-Mails an ihn zu tippen, aber ich konnte seine Worte: »Wenn wir einander neunzig Tage total ausblenden, Franny, bin ich mir sicher, dass wir die Dinge wieder hinkriegen«, einfach nicht aus dem Kopf bekommen. Welche »Dinge«? Was war so schiefgegangen, und, noch wichtiger, weshalb hatte ich nichts davon bemerkt? Während ich über dieses schmerzhafte Rätsel grübelte, fühlte ich mich noch frustrierter, noch dümmer als je zuvor. Wieso war mir entgangen, was immer falsch gelaufen sein mochte? Michael war ich vermutlich wie ein Kind vorgekommen, das so versessen darauf war, seinen Apfel zu verspeisen, dass es gar nicht merkte, dass dieser verfault war.
»Ich weiß es nicht, ehrlich«, sagte Leonie mit müder Stimme, als ich sie während der Mittagszeit aus einem der Konferenzräume anrief und ihr ebendiese Frage stellte, unkontrolliert schluchzend. »Er ist nun mal … ach, Fran, ich habe verdammt noch mal keine Ahnung, was er für ein Problem hat.«
Neben Alex zu sitzen, war reine Folter. Es war, als würde ich einen köstlichen Kuchen anstarren, den ich nicht essen durfte, auch wenn mir sein noch warmer, zuckriger Duft verführerisch in die Nase wehte. Die Versuchung, ihn mit einem Tacker zu Boden zu zwingen und Informationen über Michael und Nellie aus ihm rauszuquetschen, war unwiderstehlich. Wie lange ging das schon? War es etwas Ernstes? Wie war sie beim Oralsex? WAS ZUM TEUFEL SOLLTE DAS EIGENTLICH ?
Doch natürlich blieb ich stumm. Mein Stolz konnte keine weiteren Hiebe vertragen.
Den Enthusiasmus für meinen Job zusammenzukratzen, den ich während der letzten fünf Jahre so geliebt hatte, grenzte ans Unmögliche, sodass mir die Unterhaltungsredaktion momentan ganz gelegen kam. Die meiste Zeit verbrachte ich ohnehin damit, Nellie zu stalken und irgendwelche bekloppten Überflieger für meinen Meditationskurs aufzutreiben.
Am Ende meiner ersten Woche hatte Alex ein zehnseitiges Dossier über David Cameron erstellt und ich ein zehnseitiges, komplett illustriertes Dossier über Nellie Daniels. (Es war eine hervorragende Arbeit: Ich hatte zehn verschiedene Bilder von ihr eingefügt, auf denen sie sieben verschiedene, irre tolle, knackige,
Weitere Kostenlose Bücher