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Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Titel: Happy End für Anfänger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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Lesbe.« Er schmunzelte. »Lass uns zusammen über den roten Teppich gehen, okay?« Ich fing an zu zittern, als er mir die Hand ins Kreuz legte und mich an den Fotografen vorbeiführte. Sie riefen seinen Namen und knipsten wie verrückt.
    »Dann bist du wohl tatsächlich berühmt?«, fragte ich und wandte ihnen den Rücken zu.
    »Dreh dich um!« Er lachte. »Ja, halbwegs.«
    Ich drehte mich nicht um.
    »Fran, hast du mich eingeladen, weil ich deinen Ego-Coach geben soll?«, fragte Leonie und starrte Charlie misstrauisch hinterher, als dieser einer Hausfrau ein Autogramm gab.
    »Ego-Coach? Leonie, ich habe gerade meinen Freund verloren! Ich bin so sehr an dem Kerl interessiert wie an einem verdammten Häkeldeckchen!«
    »Lügnerin«, flüsterte sie.
    Das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen. »Glaubst du im Ernst, ich gebe etwas auf ihn oder auf irgendeinen anderen Mann auf der Welt? Nein, absolut nicht, das kann ich dir sagen. Er ist mir schnurzegal.« Ich hatte etwas zu laut geflüstert.
    »Reizend«, bemerkte Charlie hinter mir. »Warum vertragt ihr zwei euch nicht wieder, und wir treffen uns im Saal? Ganz vorne, ja?«, schlug er vor und entschwand im Blitzlichtgewitter.
    »Gut gemacht, Fran«, sagte Leonie genervt.
    Wir funkelten einander an wie damals, als wir kleine Kinder gewesen waren. Sie hatte immer die Oberhand gewonnen. »Komm schon«, lenkte ich widerwillig ein. »Tut mir leid, dass ich so geschrien habe. Aber ich habe dich doch nicht als meinen Ego-Coach eingeladen! Ich bin nicht an Charlie interessiert, und ich will, dass du jetzt mitkommst, damit wir uns amüsieren können. Okay?«
    »Du bist vielleicht ein dummes Huhn, Fran.« Sie lächelte und folgte mir in die Haupthalle.
    Mir blieb die Spucke weg. Endlose Tischreihen mit Kerzen darauf erstreckten sich vor uns, und an allen saßen Gesichter, die wir schon seit Jahren aus Magazinen und dem Fernsehen kannten. Laut dröhnende Musik übertönte das Klirren der Champagnergläser und das Summen angeregter Gespräche.
    Leicht überwältigt fasste ich Leonies Arm und klammerte mich an sie, als sie sich durch die Tische nach vorne schlängelte, wo Charlie wartete. Er nahm uns mit in einen kleinen, mit einem Seil abgegrenzten Bereich seitlich der Bühne. »Wie hast du das denn geschafft?«, fragte ich begeistert.
    »Mein Sender ist dieses Jahr der Hauptsponsor«, rief er. »Und ich bin das Gesicht des Senders. Heute Abend, Frances, ist mir dein Wunsch Befehl!«
    Die Zeremonie flog in einem einzigen trunkenen Rausch an mir vorüber. Leonie und ich blamierten uns bis auf die Knochen, weil wir uns fast die Seele aus dem Leib brüllten, wie die Affen tanzten und unsere Hände ausstreckten, um wie die Teenager Robbie Williams zu berühren. Charlie, der wundersamerweise völlig unbeeindruckt blieb von unserem evolutionären Rückschritt, stand den ganzen Abend über dicht bei mir, flüsterte mir Klatschgeschichten über die Künstler und ihre Darbietungen zu, und obwohl ich mich anfangs dagegen wehrte – ich konnte nicht anders, als es zu genießen.
    Als die Kameras aufhörten zu filmen und Charlie uns in ein Taxi zur After-Show-Party in Knightsbridge verfrachtete, waren wir ganz schön betrunken. Zu sechst quetschten wir uns in ein Fünf-Personen-Taxi, Charlie nahm mich auf seine Knie. Ich strahlte wie ein Kleinkind, bis mir auffiel, dass ich ziemlich unanständige, so gar nicht kleinkindhafte Gedanken hegte, während ich da auf seinem Schoß saß. Natürlich hielt ich meine Situation für viel zu tragisch und war auch noch viel zu aufgebracht, um andere Männer in Erwägung zu ziehen – aber das hier machte Spaß. Vielleicht würde uns irgendein Paparazzo knipsen, und Michael würde das Foto sehen und mich anflehen, zu ihm zurückzukehren …
    Leonie beobachtete uns missbilligend, und ich fragte mich, ob sie eifersüchtig war. Charlie und seine offensichtliche moralische Verwerflichkeit waren schließlich ihr ureigenstes Metier.
    Auf der Party verbannte ich den Gedanken an Michael aus meinem Kopf und konzentrierte mich darauf, die glücklosen Musiker anzustarren, die alles daransetzten, nicht unglücklich zu wirken. Es war wirklich sehr schön, sich in der Gesellschaft von Menschen zu befinden, die genauso außer sich waren wie ich, dachte ich, als ich beobachtete, wie sich eine für den Titel »Beste internationale Künstlerin« Nominierte in einen Champagnerkübel übergab. Doch nach etwa einer halben Stunde wurde mir langweilig: Man ignorierte mich genau

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