Happy End fuer Harriet
es andere, die diese Arbeit erledigen.”
“Wahrscheinlich. Trotzdem wünschte ich, wir bekämen irgendwelche Nachrichten. Sogar in dieser Minute liegt mein geliebter Gatte vielleicht irgendwo schwer verwundet, oder was noch schlimmer wäre …” Elizabeths Augen wurden feucht.
“Aber liebste Lizzie”, gab Harriet mit aufgesetzter Munterkeit zu bedenken. “Wir sind doch erst seit Kurzem hier. Wie sollten wir da bereits etwas Neues erfahren haben? George hat bestimmt schon an dich geschrieben, aber die Post nach England braucht sehr lange. Du musst dir eine positive Einstellung bewahren und daran denken, was für wundervolle Neuigkeiten du für George hast.”
Elizabeth lächelte tapfer durch einen Schleier von Tränen. “Ich weiß, aber dieses Warten ist sehr schwer.”
“Kathie soll dir jetzt einen warmen Nachttrunk bringen, und dann wirst du gut schlafen können. In der Frühe geht es dir gewiss wieder besser. Ich bewundere dich dafür, wie gut du mit Lord Ashby umzugehen verstehst. Er hat sich heute Abend von seiner besten Seite gezeigt.”
“Ich mag ihn”, erwiderte Elizabeth. “Er ist so zuverlässig und hat mir versichert, die Pächter würden sich freuen, mich zu sehen.”
“Das versteht sich von selbst. Und nun brauchst du Ruhe”, erklärte Harriet fürsorglich. “Die Leute sollen doch nicht denken, dass George womöglich eine erschöpfte graue Maus geehelicht hat.”
Elizabeth musste lächeln, und nachdem Harriet überzeugt war, dass es ihrer Schwester wieder gut ging, verabschiedete sie sich für die Nacht.
Am nächsten Morgen war Harriet schon früh auf den Beinen. Unten in der Halle traf sie auf Gervase Calcott, der sie höflich begrüßte und ein paar Bemerkungen über das Wetter machte.
Das sich seit dem vorhergehenden Abend bereits ankündigende Gewitter ließ noch immer auf sich warten. Entsprechend drückend war die Luft, doch Calcott versicherte, dass Harriet bei einem rasanten Galopp davon nichts mehr spüren würde.
Lavinia gesellte sich zu ihnen. In dem dunkelblauen Reitkostüm sah sie bezaubernd aus, und Harriet war froh, dass sie selbst ihre dunkelgrüne Reitkleidung angezogen hatte. Sie fand sich darin passend und attraktiv angezogen.
Dieses Gefühl wurde verstärkt, als Lord Ashby in die Halle trat und sie mit unverhüllter Bewunderung musterte. Er geleitete sie nach draußen, wo die Stallburschen mit den gesattelten Pferden bereits warteten.
Auch Piers war dort, und er ging zu Harriet, um ihr beim Aufsitzen behilflich zu sein.
Doch Hugh kam ihm zuvor. Er umfasste ihre Taille und beugte sich hinab, um ihr ins Ohr zu flüstern: “Ich hatte recht. Sie sollten tatsächlich viel öfter diesen besonderen Grünton tragen. Heute sehen Ihre Augen aus wie Jade.”
“Lassen Sie mich los”, verlangte Harriet ein wenig atemlos. Hugh hielt sie so dicht an sich gepresst, dass sie seinen Herzschlag spüren konnte. Sie fand dieses Gefühl äußerst verwirrend.
“Selbstverständlich.” Lord Ashby hob sie mit einer Leichtigkeit in den Sattel, als ob Harriet nicht mehr als eine Feder wiegen würde. “Seien Sie vorsichtig”, ermahnte er sie. “Bitte keine Unfälle heute. Ich kann nämlich nicht garantieren, dass ich wieder in Ihrer Nähe bin, um Sie aus einer bedrohlichen Situation zu retten.”
Harriet begnügte sich damit, ihm einen vernichtenden Blick zuzuwerfen, den er mit einem leisen Lachen quittierte. Er hob die Hand zum Gruß und kehrte ins Haus zurück.
Harriet genoss den Ausritt in vollen Zügen. In gestrecktem Galopp lieferte sie sich ein Rennen mit Piers, an dem sich auch Lavinia beteiligte. Von ihrer üblichen Scheu war nichts mehr zu spüren, und Harriet vermutete, dass das Mädchen über mehr Kraft und innere Stärke verfügte, als bisher sichtbar geworden war.
Lavinia wagte es sogar, Gervase Calcott direkt anzusprechen und ihn sogar damit zu necken, dass er wohl einen alten Klepper ritt, da er sich nicht an dem Rennen beteiligte.
“Nein, nein”, wehrte er ab. “Das Pferd kann dafür nicht verantwortlich gemacht werden. Ich bin kein besonders guter Reiter und nicht annähernd so sicher im Sattel wie die anderen. Sie müssen meine Unfähigkeit leider ertragen.”
Harriet beobachtete den jungen Advokaten aufmerksam. Sie hatte Hugh die Bemerkungen über Calcott übel genommen, doch nun überlegte sie, ob dieser wohl tatsächlich so bescheiden war, wie er sich gab. Sie selbst war eine erfahrene Reiterin und stellte fest, dass er, im Gegensatz zu seinen
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