Happy End fuer Harriet
wissen.
“Mylord, ich weiß nicht, wovon Sie sprechen”, versetzte Harriet hastig. “Ich wollte Ihnen nur meinen Dank aussprechen dafür, dass Sie sich meinen Brüdern gegenüber so freundlich verhalten haben.”
Er lächelte sie offen an. “Es war mir ein aufrichtiges Vergnügen”, gab er zurück. “Mit Kindern ist alles so einfach. Sie begegnen einem mit Offenheit und unabdingbarer Ehrlichkeit.”
“Dabei ist besonders Adam ungenießbar, wenn er beim Federspiel verliert, denn er hält sich selbst für einen Experten auf diesem Gebiet.”
“Ich hasse es ebenfalls zu verlieren … egal bei was.” Er bedachte sie mit einem vielsagenden Blick, doch Harriet ging nicht darauf ein.
“Werden Sie das Spiel heute Nachmittag fortsetzen?” erkundigte sie sich und setzte hinzu: “Fühlen Sie sich aber bitte nicht dazu verpflichtet.”
“Ich werde mit meinem Spiel fortfahren, bis ich mein Ziel erreicht habe.” Er sah ihr tief in die Augen, und Harriet verspürte plötzlich ein leises Herzflattern. Sie zwang sich, in eine andere Richtung zu schauen.
“Haben Sie etwa Angst, meine liebe Miss Woodthorpe? Trauen Sie sich womöglich selbst nicht?”
“Sie sind es, dem ich nicht traue, Mylord”, gab sie heftig zurück, drehte sich um und eilte hinaus.
6. KAPITEL
Am frühen Nachmittag fuhr Harriet mit Elizabeth und Lavinia zu einem Einkaufsbummel nach Bath. Piers hatte versprochen, sich um Justin und Adam zu kümmern. Lord Ashby und Gervase Calcott mussten ihren jeweiligen Geschäften nachgehen.
Die Fahrt in der geräumigen, großen Familienkutsche verging für die drei jungen Frauen wie im Fluge, denn sie fanden immer wieder neue Gesprächsthemen.
“Ich weiß gar nicht, was ihr eigentlich kaufen wollt”, bemerkte Lavinia, als sie schließlich in der Milsom Street, einer breiten Einkaufsstraße mit eleganten Geschäften, standen.
“Kleider, Hüte, Ballroben … einfach alles”, erklärte Elizabeth fröhlich. “Wir konnten ja aus Brüssel nur das Notwendigste mitnehmen.” Ihre Wangen waren in freudiger Erwartung gerötet.
Obwohl Lavinia beileibe keine Expertin in Modefragen war, kannte sie doch die besten Modistinnen in Bath. Die nächsten Stunden verbrachten sie und die Schwestern damit, Entscheidungen bezüglich der Stoffe und Farben zu treffen.
War Musselin geeignet für Tageskleider? Sollten sie jetzt im Juni noch Sommerkleider bestellen? Aus welchem Material sollten die Ballkleider geschneidert werden? Welche Schnitte waren zu bevorzugen?
Harriet begann schon bald sich zu langweilen. Sie hatte sich dazu überreden lassen, eine Robe aus hellblauer Gaze, die weich über ein Unterkleid aus weißem Satin fiel, zu kaufen.
“Wo soll ich so ein Kleid tragen?”, hatte sie gefragt. “Außerdem bevorzuge ich schlichte Gewänder. In diesem hier werde ich das Gefühl haben, wie eine Torte auszusehen.”
“Unsinn! Wir werden schließlich an Bällen teilnehmen, und dazu musst du passend gekleidet sein. Außerdem steht dir das Kleid.” Elizabeth hatte sehr bestimmt geklungen, und Harriet hatte sich widerwillig ihrem Wunsch gebeugt.
Plötzlich fiel ihr Blick auf eine kostbare grüne Robe, die keinerlei Verzierungen aufwies, sondern durch ihre elegante Schlichtheit bestach. “Dieses Kleid nehme ich”, erklärte sie fest. Sollte Lord Ashby doch davon halten, was er wollte.
“Und nun wollen wir Lavinia helfen, etwas Hübsches für die Ballsaison zu finden.”
Das junge Mädchen war peinlich berührt. “Oh nein, ich habe nicht darauf spekuliert … Ich hatte nicht vor, für mich selber auch etwas zu kaufen.”
“Keine Widerrede”, unterbrach Elizabeth sie. “George hat mir ausdrücklich die Anweisung erteilt, dir in seinem Namen ein Geschenk zu machen. Warum sollte es sich dabei nicht um ein Ballkleid handeln?”
Zögernd willigte Lavinia ein. Die Modistin zeigte sich sowohl fachkundig als auch hilfsbereit, und schließlich fiel die Entscheidung für ein Gewand aus Tüll und Satin in einem hellen Apricotton, der Lavinias eher blasse Haut förmlich zum Leuchten brachte und in reizvollem Kontrast zu ihren dunklen Haaren stand.
“Es sieht wunderschön aus.” Lavinia betrachtete sich in dem hohen Ankleidespiegel. “Darf ich es wirklich haben, Elizabeth?”
“Natürlich, es ist wie eigens für dich entworfen.” Elizabeth wandte sich an die Modistin. “Wie lange wird es dauern, bis Sie die Kleider liefern können?”
“Höchstens eine Woche”, erklärte Madame Céline.
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