Happy End fuer Rachel
Jetzt wiederfanden, realisierte Joe, dass sie sich ihm ohne jedes trennende Element hingegeben hatte. Dass beide so ineinander verschlungen waren, dass auch er sich ihr nicht hatte entziehen können. Erschöpft schob er den Gedanken fort und sank neben Rachel. Noch eine Weile hielten ihre Blicke einander gefangen. In Rachels feuchten grünen Augen strahlte ein Glanz, der nicht von dieser Welt war. Eng umschlungen schliefen sie schließlich ein.
Vor den Fenstern dämmerte es bereits, als Joe erwachte. Er streckte sich wohlig und wollte Rachel in seine Arme ziehen. Aber der Platz neben ihm war leer. Dort wo sie gelegen hatte, fühlte er keine Wärme mehr. Er setzte sich unschlüssig im Bett auf. Aus dem Bad konnte er keine Geräusche hören. Mit einem Schlag verebbte dieses wohligwarme Gefühl, das noch in seinem Körper nachglühte. Dabei sehnte er sich danach, ihren Körper immer neu zu erkunden, sie auf immer höhere Gipfel zu führen.
Verdammt, wo kann sie nur sein?, fragte er sich. Bisher hatte ihn noch keine Frau nach einer Liebesnacht klammheimlich verlassen. Sie musste noch im Haus sein! Wohin sollte sie gehen, dachte er und schlug die Bettdecke zurück.
Etwas in ihm sagte: Lass sie laufen! Es war für beide Seiten wunderbar, aber nun ist es eben vorüber – so wie alles vorübergeht. Sehr viel lauter jedoch hörte er eine andere Stimme, die sagte: Nicht wunderbar, so fantastisch wie nie zuvor! Du musst sie suchen!
Während er sich den Bademantel überwarf, spiegelte sich seine unwillig-ängstliche Miene auf den Türen der hohen Schränke. Auf keinen Fall durfte er sie mit diesem Gesichtsausdruck treffen.
Durch den Flur und über die Marmortreppe ging er nach unten in die Halle. Aus einem der Flure dröhnten vier Schläge einer Standuhr. Zwei Stunden geschlafen, folgerte Joe, in dieser Zeit konnte sie längst über alle Berge sein.
Auch im Erdgeschoss deutete kein Geräusch, kein Licht auch nur den Hauch einer Spur von ihr an.
Dennoch suchte er immer aufgeregter weiter. Bereute sie etwa, was zwischen ihnen geschehen war? Hatten sie plötzlich die Vorwürfe überwältigt, einmal nur an sich und nicht ausschließlich an ihre Tochter gedacht zu haben? Joe schob die Überlegungen möglicher Fluchtgründe zur Seite. Er wollte sie nur finden!
Eilig stürmte er durch die Flure und Zimmerfluchten, ohne glauben zu können, dass sie einfach so verschwunden war. Gleichzeitig dachte er an Daisy, die er auch lieb gewonnen hatte. Aber man musste auch trennen können. Wenn sie bei allem und jedem ihre Tochter im Hinterkopf hatte, könnte Steve mit dem Vorwurf der Gluckenhaftigkeit sogar recht haben. Gleichzeitig wusste er, dass sie noch vor Kurzem an alles andere als an Daisy gedacht hatte, und erneut regte sich sein Verlangen.
Im blauen Salon stand die Terrassentür offen. Draußen, im ersten Morgenlicht, sah er Rachel. Sie stand in ihrem Häkelkleid mit dem Rücken zum Haus vor einem der Blumenkübel.
Joe atmete auf und streichelte einen Moment mit den Augen ihre Rundungen, nach deren Süße er sich immer stärker sehnte. Dann glitt er raubkatzengleich über die Terrasse und trat leise hinter sie.
Rachel erstarrte, als er an ihrem Ohr flüsterte: „Komm zurück, mein Engel, unsere Nacht ist noch lange nicht vorüber!“
Sie fuhr herum und trat hastig zur Seite.
Anfangs glaubte Joe, sich verhört zu haben, als sie ihn bat, ein Taxi zu rufen. Er versuchte sie zu umarmen, aber sie wich wieder zurück.
„Was soll das, Rachel? Hast du vergessen …“
„Nichts habe ich vergessen“, unterbrach sie ihn, „aber es wird sich nicht wiederholen!“
Verblüfft starrte er sie an.
„Ich eigne mich nicht zur Geliebten, die man sich nach Lust und Laune nehmen kann“, erklärte sie mit leiser, aber dennoch fester Stimme.
„Du wirst für mich immer die Einzige sein“, beteuerte Joe und sprach ohne zu überlegen mit fester Stimme weiter. „Ebenso gut könnten wir heiraten. Ja, Süße, heirate mich! Werde meine Frau!“
Vollkommen überrascht sah Rachel hoch. „Ja, heiraten!“, bekräftigte er lachend. „Aber nun komm mit mir zurück nach oben.“
Er öffnete seinen Bademantel, um sie darunter an sich zu ziehen. Aber wiederum entwand sie sich ihm und achtete auch nicht auf sein sichtbares Verlangen.
Innerlich musste Rachel all ihre Kraft aufbringen, um zu antworten: „Joe, eine zweite Ehe kommt für mich nicht infrage. Ein Verhältnis auch nicht. Es war wunderschön mit dir, aber dabei muss es
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