Happy End im Mondpalast
können. Sie musste Hana versorgen, Zaïda beruhigen und der Dienerschaft versichern, dass keine Gefahr drohte. Darüber vergaß sie ihre Erschöpfung.
Khal erschien im Kinderzimmer, sobald sein Zeitplan es zuließ. Er sah Beth an, was sie durchgemacht hatte, dennoch sah sie ihn mit großem Mitgefühl an.
„Geht es dir gut?“, wollte sie unsicher wissen.
„Ja“, versicherte er. „Durch dich ist es uns gelungen, die letzten Rebellen und ihren Anführer festzunehmen.
„Es war unverantwortlich von mir, Hana dieser Gefahr auszusetzen.“
„Keine Selbstvorwürfe, Beth“, wehrte er ab. „Das führt zu nichts.“
„Ist die Lage unter Kontrolle?“
„Q’Adar ist im Wandel begriffen … das wird man noch eine ganze Weile spüren. Trotzdem werde ich nicht aufgeben, bis das Land befriedet ist und mein Volk ruhig darin wohnen kann.“
„Auch auf die Gefahr hin, dein Leben zu verlieren?“
„Ein Land bedeutet mehr als ein Leben“, antwortete Khal ernst. „Wenn es mir gelingt, Ruhe und Ordnung zu schaffen, werden Jüngere mein Werk fortsetzen.“
„Mit dir als Führer“, sagte Beth entschieden.
Khal rieb sich das unrasierte Kinn. „Du warst heute sehr mutig“, stellte er fest.
Beth zuckte die Schultern. „Ich habe mehr aus Instinkt gehandelt … und aus Angst.“
„Mir ging es ähnlich. Keine Angst zu haben ist ein Zeichen von Dummheit.“
„Ich verstehe jetzt viel mehr“, sagte Beth nachdenklich. „Von dir und Q’Adar. Dein Land braucht dich, aber ich brauche dich auch. Wenn du mich noch willst, bleibe ich hier in Q’Adar … an deiner Seite.“
Khal antwortete nicht gleich, aber dann begann er zu lächeln – ganz langsam, sodass Beth jede Bewegung in seinem Gesicht verfolgen konnte. Alles lag in diesem Lächeln – Zärtlichkeit, Verlangen, Humor und Liebe, und sogar eine versteckte Warnung vor den Schwierigkeiten, die sie zu bestehen haben würden. Beth wagte kaum zu atmen. Sie hatte Angst, plötzlich aus ihrem Traum aufzuwachen – in einem kalten, einsamen Bett ohne Khal.
Wie von selbst gingen sie aufeinander zu, bis sie sich dicht gegenüberstanden. „Oh Beth“, sagte Khal und zog ihre Hand an die Lippen. „Ich verdiene dich nicht.“
Er begleitete Beth zu ihrer Suite und bestand darauf, dass sie sich ausruhte. „Nimm ein Bad“, schlug er vor, „und dann versuch zu schlafen. Du wirst dich wundern, wie müde du bist. Falls du rechtzeitig aufwachst, sehen wir uns beim Dinner.“
Beth bezweifelte nicht, dass sie aufwachen würde. Warum machte Khal überhaupt so viele Umstände? Sie wäre lieber bei ihm geblieben – jetzt, wo sie konkrete Zukunftspläne hatten. Doch Khal blieb unnachgiebig und befahl dem Zimmermädchen, streng darauf zu achten, dass Beth in der Badewanne nicht einschlafen würde.
„Also wirklich“, beschwerte sie sich. „Du musst mich ja für sehr schwächlich halten.“
„Keineswegs“, versicherte er, während er seine staubige Hose abklopfte. „Und nun entschuldige mich bitte. Wir bedürfen beide der Ruhe.“
„Du wirst dir keine gönnen“, mutmaßte Beth.
„Zumindest werde ich duschen.“ Khal lächelte flüchtig und verschwand.
Beth schlief so tief und lange, dass das Zimmermädchen sie wachrütteln musste. „Seine Majestät erwartet Sie zum Brunch“, meldete sie.
„Zum Brunch?“ Beth setzte sich benommen auf. „Wie spät ist es?“
Sie hatte die ganze Nacht und den halben nächsten Tag verschlafen! Sie duschte schnell, zog Hauskleidung an und folgte einem Bedienten in den Teil des Palastes, wo Khals Privaträume lagen. Er telefonierte gerade in seinem Arbeitszimmer und winkte Beth, näher zu kommen.
„Du fährst wieder nach Hause“, sagte er. Beth wurde totenblass. Hatte sie sich nicht bereit erklärt, bei ihm zu bleiben? „Ich habe mich gerade davon überzeugt, dass alle Anweisungen, die ich für dich getroffen habe, befolgt werden.“
„Aber ich dachte …“
„Ich weiß, was du gestern gesagt hast. Dein großzügiges Angebot hat mich tief bewegt, aber du gehörst nicht hierher und kannst jetzt beruhigt nach Liverpool zurückkehren. Die englischen Behörden arbeiten mit uns zusammen. Du brauchst dich um nichts zu sorgen. Meine hiesigen Anwälte haben Kontakt mit drei englischen Kanzleien aufgenommen, unter denen du eine auswählen kannst … natürlich nur, wenn du möchtest.“
Beth blieb stumm. Alles Leben schien aus ihrem Körper gewichen zu sein. Nur eines musste sie noch fragen. „Was hast du für deine persönliche
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