Happy End im Mondpalast
nicht wiedererkannte.
„Das werde ich tun, Majestät“, lautete ihre knappe Antwort.
Beth wollte nicht untätig herumsitzen oder Seine Majestät Khalifa Kadir al Hassan über ihr Schicksal bestimmen lassen. Sie rief den Flughafen an und buchte einen Platz in der nächsten Maschine nach London. Es war nicht ihre Absicht, sich heimlich davonzustehlen. Alles sollte ordnungsgemäß verlaufen. Hana drohte keine Gefahr, denn sie würde das englische Außenministerium anrufen und schon für die Landung um Polizeischutz bitten. Dann würde sich ein Anwalt ihres Falls annehmen. Khal war nicht zu überzeugen, daher musste sie selbst handeln.
Beth bat das Kindermädchen Zaïda, die sich am meisten um Hana gekümmert hatte, sie zu begleiten. „Nur bis zum Flugplatz“, versicherte sie, als sie den Palast durch ein Seitentor verließen. Vorher hatte sie den königlichen Fuhrpark angerufen, der ständig in Bereitschaft war, und nun eine Limousine geschickt hatte. „Seine Majestät soll zumindest wissen, dass Hana sicher an Bord gelangt ist.“
Zaïda versprach, alles zu berichten. Beth dankte ihr und setzte sich mit der schlafenden Hana auf den Rücksitz der Limousine. Die Pflegerin setzte sich zu ihr.
Khal rechnete damit, Beth im Kinderzimmer anzutreffen. Als er ihre Flucht entdeckte, ließ er alle Grenzen schließen und versetzte die Polizei in Alarmbereitschaft. Trotzdem wollte er die Flüchtigen nach Möglichkeit selbst fassen.
Er wusste ziemlich genau, welchen Weg Beth nehmen würde. Sie würde versuchen, mit Hana England zu erreichen, wo sie sich sicher fühlte. Der diensthabende Wachmann im Fuhrpark bestätigte diese Vermutung. Khal wählte die Nummer des Autotelefons, aber der Fahrer reagierte nicht. Khal ahnte, was das bedeutete. Ihm blieb nichts anderes übrig, als in seinen Jeep zu steigen und den Flüchtigen zu folgen. Vorher alarmierte er noch die Hubschrauberflotte.
Sie waren schon eine Weile unterwegs, als Beth den Fahrer bat anzuhalten. Er fuhr nach ihrer Ansicht viel zu schnell und gefährdete auf der holprigen Straße ihre Sicherheit. Sie klopfte gegen die Trennscheibe, aber der Mann reagierte nicht. Und das machte ihr Angst.
„Er ist keiner von unseren üblichen Fahrern“, vertraute Zaïda ihr leise an. „Ich habe ihn noch nie im Palast gesehen.“
„Gütiger Himmel!“ Beth drückte Hana fester an sich. Jetzt begriff sie, warum Khal so besorgt gewesen war. Wenn man versuchte, sie zu entführen, schwebten sie alle in Lebensgefahr – sogar Khal. Sie musste ihn warnen und zugleich Hana und das Kindermädchen schützen. Doch wie sollte sie das ohne Waffen tun? Sie war fremd in diesem Land, und der Fahrer konnte sie überallhin entführen.
„Er nimmt die Straße zur Grenze“, flüsterte Zaïda, als hätte sie Beths Gedanken erraten.
„Dann müssen wir ihn aufhalten“, antwortete Beth ebenso leise.
Sie wusste nur, dass sie sich irgendwo zwischen dem Palast und dem Flugplatz befanden. Wieder klopfte sie gegen die Scheibe, und wieder reagierte der Fahrer nicht. Jetzt geriet Beth in Panik.
„Ich muss das Baby frisch wickeln!“, schrie sie in die Sprechanlage. „Das geht auf dieser holprigen Straße nicht. Halten Sie bitte an, sonst gibt es hier hinten ein Unglück!“ Diesmal trommelte sie gegen die Scheibe. „Halt! Ich glaube, meine Tochter ist krank. Man wird Sie zur Verantwortung ziehen, wenn ihr etwas zustößt.“
Der Fahrer trat hart auf die Bremse. Die Limousine schlingerte beängstigend und blieb dann mit einem Ruck stehen.
„Sehen Sie das Gebüsch mit dem steinernen Denkmal?“, fragte Beth die Pflegerin leise. „Nehmen Sie Hana unter ihr Gewand, und gehen Sie auf das Gebüsch zu … ganz langsam, als wollten Sie einen Moment ungestört sein.“ Zaïda zitterte vor Angst, aber Beth konnte keine Rücksicht nehmen. „Kümmern Sie sich um Hana, bis ich komme.“ Während sie das sagte, formte sie aus Hanas Wäsche ein Bündel und wickelte einen Schal darum, sodass es aussah, als hielte sie das Kind noch im Arm. Dann klopfte sie wieder gegen die Scheibe. „Meine Dienerin muss austreten.“
„Eine gute Idee“, antwortete der Fahrer und stieg ebenfalls aus.
Auf eine günstigere Gelegenheit konnte Beth nicht hoffen. Sobald sich der Fahrer ein Stück entfernt hatte, nahm sie seinen Platz ein, gab Gas und raste auf das Gebüsch zu, in dem sich Zaïda inzwischen versteckt hatte.
Beth war nicht gewohnt, einen so schweren Wagen zu steuern, und auch der sandige Untergrund machte ihr
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