Happy End in Hollywood? (German Edition)
einflussreichen Familie. Sie war klug und mächtig. Es fiel Cece schwer, sie sich als arme, unsichere und ängstliche junge Frau vorzustellen. Und doch musste sie genau das damals gewesen sein.
Für Cece war es nicht einfach, diese junge Lillian glaubwürdig zu charakterisieren. Sie musste zugleich Verführerin und Heldin sein, armes Mäuschen und Geliebte.
Zunächst sollte das Kinopublikum glauben, sie wäre eine Kollaborateurin, später dann aber Mitgefühl für sie entwickeln. Cece zweifelte daran, dass sie das glaubhaft vermitteln konnte.
Verärgert klappte sie den Laptop zu. Am liebsten hätte sie das verflixte Ding aus dem Fenster geworfen.
Stattdessen beschloss sie, eine Pause einzulegen und nach Theo zu sehen. Den ganzen Nachmittag über hatte immer wieder das Telefon geklingelt, aber sie hatte nicht abgenommen. Wahrscheinlich waren es doch nur Leute aus dem Hudson-Clan, die sich nach dem Fortgang der Arbeit erkundigen wollten. Auch jetzt, in ihrer Pause, wollte sie nicht zurückrufen.
Sie trat auf den Flur und hörte, dass im Wohnzimmer der Fernseher lief.
„Hallo, ihr beiden, ich …“
Maria zuckte zusammen und ließ die Fernbedienung fallen.
„Keine Panik, Maria“, sagte Cece lächelnd. „Du darfst ruhig mit Theo fernsehen, das weißt du doch.“
„Das ist es nicht, Miss Cece“, erwiderte Maria verstört und zeigte auf den Bildschirm. „Sie sind im Fernsehen.“
„Was?“
„Meine Schwester hat mich angerufen und gesagt, ich soll den Fernseher anschalten. Und … da waren Sie!“
„Mommy ist im Fernseh, Mommy ist im Fernseh“, sang Theo und hüpfte aufgeregt auf dem Sofa auf und ab.
Voll böser Vorahnungen griff Cece nach der Fernbedienung. Leslie Shay wurde gerade in der Sendung „Hollywood Report“ interviewt. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Leslies Spezialität war es, Prominentenskandale aufzudecken, und aus Gründen, die Cece nicht kannte, hatte sie es besonders auf die Hudsons abgesehen.
Cece spulte die Sendung einige Minuten zurück; sie hatte eines der modernen Fernsehgeräte mit Wiederholfunktion. Während die Bilder rückwärts liefen, sah sie schon ein Bild von sich mit ihren Eltern. Es war von der Oscarverleihung drei Jahre zuvor, als ihr Vater zum dritten Mal als bester Regisseur nominiert war. Damals hatte er allerdings nicht gewonnen.
Wieder war Leslie zu sehen, dann Jack, dann war der Anfang der Sendung erreicht.
„Oh Gott“, murmelte Cece. „Bitte lass es nur einen Bericht über das neue Filmprojekt sein. Bitte, bitte.“
Sie traute sich kaum, auf Wiedergabe zu drücken.
„… interessante Neuigkeiten über Jack Hudson, zuständig für Projektentwicklung bei Hudson Pictures und Enkel des Vierziger-Jahre-Stars Lillian Hudson. Ist er vor zwei Jahren heimlich Vater geworden? Wie man uns zutrug, soll sein uneheliches Kind der Sohn der Drehbuchautorin Cheryl Cassidy sein, der Tochter von Martin Cassidy und Kate Thomas.“ Jetzt kam wieder das Bild von ihr mit ihren Eltern. „Jack Hudson und Cheryl Cassidy waren vor drei Jahren ein Paar, trennten sich aber, als Traummann Jack in Begleitung von Society-Girl Steph Papazian gesehen wurde. Bis Redaktionsschluss konnten wir weder von Miss Cassidy noch von Mr. Hudson eine Stellungnahme bekommen.“
Die Moderatorin zählte noch ein paar Frauen auf, in deren Begleitung man Jack in den vergangenen drei Jahren gesehen hatte, aber Cece hatte genug gehört.
Kraftlos ließ sie sich aufs Sofa fallen, alles drehte sich. Wie aus weiter Ferne hörte sie Theos Stimme: „Mommy, was ist unehrliches Kind?“
10. KAPITEL
Theos Frage hing noch unbeantwortet in der Luft, als plötzlich jemand an die Tür klopfte – oder eher hämmerte. Nicht schwer zu erraten, wer das war. Jack musste die Neuigkeiten gehört haben. Und er war hier. Jetzt.
Wieder klopfte er heftig, dann klingelte er Sturm. Cece schleppte sich in den Flur, aber noch bevor sie öffnen konnte, hörte sie durch die geschlossene Tür seine Stimme: „Mach endlich auf, Cece! Ich weiß, dass du zu Hause bist. Dein Wagen steht in der Einfahrt.“
Sie öffnete die Tür. „Na, das ging aber schnell“, versuchte sie zu scherzen. „Bist du hergeflogen?“
„Cece, das ist wohl kaum der richtige Moment für blöde Witze.“
Theo schaute neugierig aus dem Wohnzimmer. Was folgen würde, war bestimmt nichts für seine Ohren. „Maria, bist du so nett und gehst mit Theo spielen?“
Blitzschnell war das Kindermädchen mit ihm verschwunden. Nun waren Cece und Jack
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