Happy End in Mailand
uns.“
Luc wünschte, er könnte den Schmerz von ihr nehmen. Er selbst musste sich seiner Schuld Grace gegenüber jeden Tag aufs Neue stellen.
Seufzend fuhr Bella fort: „Chrissy und Sophia haben immer ihren Teil zu allem beigetragen, aber sie waren noch so jung und einer solchen Verantwortung nicht gewachsen.“
„Also hast du die Verantwortung für euch drei übernommen“, fügte er hinzu. Diese Erkenntnis erklärte vieles in Bellas Verhalten. „Inzwischen sind deine Schwestern erwachsen und führen ihr eigenes Leben. Wie kommst du damit klar?“
Doch im selben Moment erinnerte er sich, dass Chrissy als Erstes nach ihren Schwestern verlangt hatte, als sie sich Sorgen um ihr Baby gemacht hatte. Sie hatte einen Ehemann, und dennoch brauchte sie ihre Schwestern. Lucs Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Er hatte nie zu schätzen gewusst, in einer Familie aufgewachsen zu sein. Allerdings hatten seine Eltern ihn irgendwie nie wirklich angenommen. Dominic war ihr Liebling gewesen. Maria dagegen freute sich offenbar, dass er in ihr Leben gekommen war, doch auch auf ihr lasteten Schatten der Vergangenheit.
„Chrissy und Sophia sind erwachsen, aber alles, was ich tue und fühle, ist unweigerlich mit ihnen verbunden. Meine größte Angst ist, dass ich ihnen vielleicht einmal nicht helfen kann, wenn sie mich brauchen. Manchmal ist in mir drin alles so leer, so verdammt leer, Luc.“
Er zog sie in die Arme und hielt sie fest an sich gedrückt.
Freudlos lachte Bella auf. „Wegen des Egoismus unserer Eltern waren wir auf uns gestellt, und seitdem habe ich versucht, den Verrat meiner Eltern bei meinen Schwestern wiedergutzumachen. Und du … du hast dein Kind im Stich gelassen. Ich habe zugelassen, dass du mir hilfst, habe zugelassen, dass dieses Wissen in meinen Gedanken zurücktrat. Aber ich werde nicht zulassen, dass ich es jemals wieder vergesse.“
Luc konnte nur hoffen, dass Grace, die als kleines Mädchen bereits einen großen Verlust hatte erleiden müssen, ihre Vergangenheit eines Tages würde vergessen können und dann ein ganz normales, sorgloses Kind sein würde. Auch wenn die Chancen dafür gut standen, erkannte Luc, dass Bella ihm vielleicht niemals verzeihen würde.
Und wenn er sie in seinem Leben haben wollte, musste er handeln. Bei dem Gedanken, sie zu verlieren, zog sich ihm das Herz zusammen.
„Arabella …“
„Ich … da kommt Sophia.“ Erleichtert wandte sie sich ihrer Schwester zu. „Ich muss los.“
9. KAPITEL
Vor Freitag brauchte sie Luc auf keine Veranstaltung mehr zu begleiten. Dankbar beschäftigte Bella sich im Laden mit ihrer Arbeit, sah nach Chrissy und versuchte, nicht an Luchino zu denken.
Am Freitagmorgen überließ Maria den Laden Hannah und lud Bella in ein Café ein. An einem abgeschiedenen Ecktisch berichtete sie von ihrer angespannten finanziellen Situation. „Es ist mir leider zur Gewohnheit geworden, über meine Verhältnisse zu leben“, gestand sie. „Obwohl ich es mir nicht leisten konnte, habe ich mich immer noch auf luxuriöse Urlaubsreisen begeben. In Zukunft will ich das ändern und meine Situation wieder ins Reine bringen.“
Auch wenn sie es nicht aussprach, ahnte Bella, dass Maria ein schlechtes Gewissen hatte. Indirekt hatte sie sie glauben lassen, sie sei finanziell abgesichert. Doch wie konnte sie auf die ältere Frau wütend sein, die sich selbst so sehr grämte?
Und Bella musste zugeben, dass ihr Fünfjahresplan nicht ausreichend durchdacht gewesen war. Deshalb hatte sie auch eingewilligt, mit Luc zusammenzuarbeiten.
„Seit ich mit Luchino ausgehe, verkaufen sich meine Kleider ausgezeichnet“, versuchte sie Maria zu beruhigen. „Ich bin sicher, alles wird sich zum Guten wenden.“
„Das glaube ich auch.“ Maria rührte in ihrem Cappuccino. „Jemand hält mir den Rücken finanziell frei. So kann ich nicht tiefer in Schwierigkeiten geraten. Ich finde, du solltest das wissen.“ Sie räusperte sich. „Ich hätte früher darüber reden sollen, doch es fiel mir schwer, das Thema anzusprechen. Aber jetzt … Es ist so viel passiert in letzter Zeit.“
„Danke für deine Offenheit.“ Bella wünschte, sie könnte ebenso offen mit Maria sprechen. Doch es war Lucs Aufgabe, diese Hintergründe seines Eingreifens aufzudecken.
Kaum in die Boutique zurückgekehrt, rief Maria ein Taxi, das sie zum Flughafen bringen sollte, da sie eine Geschäftsreise antreten musste. Trotz ihres Bekenntnisses wirkte sie nicht weniger nervös, als sie sich auf der
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